Gesundheitskosten: Spirale dreht sich weiter
Die Gesundheitskosten steigen in der Schweiz weiterhin um mehr als 4% jährlich an und bleiben damit weltweit die Zweithöchsten.
Das Bundesamt für Statistik macht dafür alle Beteiligten im Gesundheitswesen und auch die Alterspyramide verantwortlich.
Viele Faktoren tragen zur Steigerung bei
Die Gründe für den stetigen Anstieg der Kosten seien bei allen Akteuren zu suchen, schreibt das BFS. Als Beispiele werden die wachsende Spezialisierung und Technisierung, die zunehmende Anzahl privat praktizierender Ärzte und neue, kostspielige Medikamente genannt.
Ebenso verantwortlich sind laut BFS die strukturelle Entwicklung der Bevölkerung, die abnehmende soziale Solidarität – wie Selbsthilfe oder ehrenamtliche Tätigkeit – und der verbesserte Zugang zu qualitativ hoch stehenden Pflegeleistungen.
Das Schweizer Gesundheitswesen hat 2003 knapp 50 Mrd. Franken gekostet. Mit einem Anstieg von 4,1% sind die Gesundheitskosten damit einmal mehr ungebremst gewachsen. Auch für die kommenden Jahre ist kein Rückgang in Sicht.
Das Gesundheitswesen dürfte auch 2004 bis zu 52 Milliarden Franken gekostet haben, schreibt das Bundesamt für Statistik (BFS) in einer Medienmitteilung.
Für das laufende Jahr rechnet das BFS mit 54 Mrd., für 2006 mit mehr als 56 Mrd. Franken. Das entspricht jeweils einer Zunahme von mehr als 4%.
Noch deutlicher als die Gesundheitskosten selber gestiegen ist deren Anteil am Bruttoinlandprodukt (BIP): Dieser nahm von 11,1% im Jahr 2002 auf 11,5% im Jahr 2003 zu. Damit belegt die Schweiz hinter den USA den zweiten Rang der OECD-Länder.
Private Haushalte am stärksten betroffen
Von den Gesamtkosten des Gesundheitswesens entfällt auf die Krankenversicherer lediglich ein knappes Drittel. Die andern zentralen Finanzierungsquellen waren die privaten Haushalte und der Staat.
Damit sind die Haushalte laut BFS nicht nur über Prämienerhöhungen von den steigenden Kosten betroffen, sondern auch über die Leistungen, die sie selber bezahlen.
Dazu gehören neben Selbstbehalt und Franchise zahnärztliche und psychotherapeutische Leistungen, nicht verschriebene Medikamente oder Kosten für Alters- und Pflegeheime sowie für Spitex- Leistungen, die nur teilweise zurückerstattet werden.
Anteil der Spitäler geht zurück
Der Löwenanteil der Kosten des Gesundheitswesens fliesst noch immer in die Spitäler. Ihr Anteil schrumpfte aber von 37,3% im Jahr 1990 auf 35,6% im Jahr 2003. Auch der Anteil der ambulanten Versorgung sank von 31,1 auf 29,7%.
In der gleichen Zeit legten dagegen die sozialmedizinischen Institutionen wie Alters- und Pflegeheime oder Institutionen für Behinderte von 13,2 auf 18 % zu.
Zu dieser Steigerung dürfte laut BFS vor allem das Altern der Bevölkerung, aber auch die Verlagerung von Leistungen in die Langzeitpflege beigetragen haben.
swissinfo und Agenturen
Kosten Gesundheitswesen 2003: 49,9 Mrd. Franken.
Davon haben die Krankenkassen 32,6% übernommen.
Private Haushalte: 32,6%
Staat: 18%
Unfallversicherungen: rund 17%
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