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Grüne Stadtkatze schnurrt und putzt sauber

Die CityCat H2, die Basel sauber und grün putzt. © empa.ch

In der Stadt Basel ist die erste klimaneutrale Strassenreinigungs-Maschine im Einsatz, wenn auch erst im Test. Die CityCat wurde von Schweizer Wissenschaftern zum Leben erweckt.

Wenn die Maschine des Herstellers Bucher in Basel ihre Runden macht, um die Strassen von Staub und Dreck zu befreien, macht sie dies, ohne ihrerseits die Umwelt mit schädlichen Abgasen zu verschmutzen.

Denn die CityCat H2 versieht ihren Dienst mit Brennstoffzellen-Antrieb. Das Hightech-Gefährt ist das Resultat findiger Forscher der Eidgenössischen Materialprüf- und Forschungsanstalt (Empa) bei Zürich sowie des Paul Scherrer Instituts (PSI) in Villigen. Verschiedene Unternehmen aus der Schweiz und Deutschland unterstützten die Entwicklung.

Die Stadtkatze wurde Mitte Mai in Basel vorgestellt und absolviert dort im nächsten halben Jahr ihre Putztouren. Insgesamt dauert die Testphase eineinhalb Jahre. Auf dem Plan sind auch Einsätze in anderen Städten, etwa in St. Gallen.

Vom Labor auf die Strasse

«Unser Ziel ist es, Brennstoffzellen-Technologie aus dem Labor auf die Strasse zu bringen», sagt Thomas Bach, Leiter der Abteilung Verbrennungsmotoren bei der Empa, gegenüber swissinfo.ch.

Brennstoffzellen liefern eine sehr saubere Energie. Sie wandeln Wasserstoff (H2) rasch in Elektrizität um, und diese wiederum treibt Elektromotoren von Fahrzeugen an.

Die Batterien des Strassenwischers auf vier Rädern enthalten rund sieben Kilogramm Wasserstoff. Dies reiche für eine Putzrunde von bis zu acht Stunden, erklärt der Leiter des Empa-Projekts hy.muve. Der Name steht für Wasserstoff getriebene Gemeindefahrzeuge.

Aus dem Auspuff entlässt der Strassenfeger lediglich Wasserdampf, dies als Produkt der chemischen Reaktion von Wasser- und Sauerstoff. Das bedeutet eine viel geringere Luftverschmutzung als bei einem konventionellen Dieselmotor.

Draussen und drinnen

«Diese Art von Fahrzeugen kann in Fussgängerzonen eingesetzt werden, aber auch auf Plätzen mit sehr vielen Menschen», sagt Bach. Dazu seien neu auch Inneneinsätze möglich, etwa in Bahnhöfen und Ausstellungshallen.

Viele Städte planen oder verfügen bereits über so genannte Umweltzonen. In London beispielsweise müssen Lenker von Fahrzeugen mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren eine City Maut oder Staugebühr entrichten, wollen sie in die Innenstadt fahren.

Ein emissionsfreies Fahrzeug dagegen könnte die Strassen der Themsestadt gratis befahren, sagt Bach. «Wir betrachten unser Projekt als Türöffner für weitere Brennstoffzellen-Anwendungen, beispielsweise in Stadtbussen oder Personenwagen.»

Noch in weiter Ferne

Noch ist das Zukunftsmusik. Bis zur Marktreife wasserstoffgetriebener Fahrzeuge könnte es noch 10 bis 15 Jahre dauern. Denn die Entwicklung der Technologie ist laut Bach sehr kosten- und zeitintensiv.

Dazu benötigen die Forscher klare Weichenstellungen durch die Politik. Sollen die sauberen Fahrzeuge gegen die «dreckigen» eine Chance haben, braucht es entsprechende Rahmenbedingungen. Und genau hier sind die Behörden gefragt.

Die Branche plant den Start der Produktion von Brennstoffzellen in kleiner Serie innerhalb der nächsten fünf Jahre. Dies würde die Kosten markant senken, sagt der Empa-Forscher.

Aber auch hier sind keine Wunder zu erwarten, mit einer Massenfertigung ist nicht vor 2020 zu rechnen. Und so lange muss der saubere Antrieb aus Brennstoffzellen teuer erkauft werden.

Markant teurer

«Wir gehen davon aus, dass Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb bis dahin 20 bis 40% teurer bleiben als Dieselfahrzeuge aus der Grossserie», relativiert Bach.

Dennoch hofft der Experte, dass der Wasserstoff getriebene Strassenwischer seinen Dienst vorher ausübt. Insbesondere Regierungen und lokale Behörden stünden unter höherem Druck, bei der Einführung grüner Technologien mit gutem Beispiel voranzugehen.

Für die Forscher ist es auch wichtig, dass die Katze nicht bloss im Labor schnurrt, sondern von Angestellten der Gemeindebetriebe im Berufsalltag eingesetzt wird.

Durchstarten in Krise?

Aufgabe der Entwickler ist es, zu verfolgen, wie das Antriebssystem altert, und wie es auf Wetteränderungen, Luftverschmutzung und Verunreinigungen des Wasserstoffs reagiert. Akzeptanz in der Öffentlichkeit, Effizienz und Kosten sind weitere Kriterien bei diesem Monitoring.

Das Schweizer Unternehmen Bucher Schörling aus der Nähe von Zürich ist wichtiger Partner des Projekts. «Wenn sich der Markt entwickelt, fallen die Kosten, und das wäre sehr gut für unsere Zielsetzungen», sagt Bach.

Dann könnte Bucher eventuell grünes Licht geben für den nächsten Schritt der grünen Stadtkatze Richtung Serienentwicklung. Die aktuelle Krise könnte das Projekt beschleunigen. Aber ebensogut verzögern.

Isobel Leybold-Johnson, Zürich, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Englischen: Renat Künzi)

Die CityCat H2 ist ein emissionsfreies Strassenreinigungsfahrzeug.

Beteiligt an der Entwicklung sind neben Empa und dem Paul Scherrer Institut (PSI) die Schweizer Unternehmen Bucher Schörling, Proton Motor, Brusa Elektronik und Messer.

Die Kosten tragen die ETH Zürich (Kompetenzzentrum für Energie und Mobilität), das Bundesamt für Energie, weitere Partner sowie die Behörden der Testgebiete.

Entwicklungen in anderen Ländern Europas betreffen eher die Sparte Stadtbusse und Personenwagen.

In der Schweiz werden gleich mehrere umweltfreundliche Fahrzeuge entwickelt. Zum Beispiel der em’o der Hochschule für Technik Rapperswil.

Im letzten Jahr kündigte Swatch-Gründer Nicolas Hayek das Projekt Belenos Clean Power an. Darin will er die nächste Generation des Wasserstoffantriebs mit der Sonnenenergie verbinden.

Das in Luzern ansässige Unternehmen Mindset plant, das erste in der Schweiz gezeichnete Auto mit Hybridantrieb innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre zu produzieren.

Numexia aus dem Kanton Waadt stellte im Januar den Prototyp eines Lieferwagens mit Elektroantrieb vor.

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