Gruyère Space Program: Die erste Schweizer Rakete, die ins Weltall fliegen soll
Studierende der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne haben selbst eine Rakete gebaut. Ihr Ziel: das All. Aktuelle Tests sind vielversprechend.
Die Idee und Inspiration kam vom amerikanischen Raumfahrtunternehmen SpaceX. Das Unternehmen von Elon Musk hat die ersten Raketen entwickelt, die abheben, senkrecht in der Luft stehen bleiben und sicher und unbeschädigt wieder landen können.
Eine solche Rakete nachgebaut hat eine Gruppe von fünf Freiburgerinnen und Freiburgern, die an der Eidgenössicshen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) studieren.
Dazu haben sie den Verein «Gruyère Space Program» gegründet und in den letzten drei Jahren alle Bauteile, den Antrieb und die Steuerungsmechanismen selbst entwickelt.
«Gestartet sind wir mit einem leeren Blatt Papier», erzählt Julie Böhning, Mitgründerin des Gruyère Space Program.
Entstanden ist eine echte Rakete: zweieinhalb Meter hoch, hundert Kilogramm schwer, mit einem Antrieb, der genau gleich funktioniert wie bei einer grossen Rakete, einfach in einem kleineren Massstab. Ihr Name: Kolibri – wie der Vogel, der in der Luft an Ort schweben kann.
Raumfahrtfirmen verfolgen das Projekt
Mehrere tausend Stunden Arbeit hätten sie bereits geleistet, rund 15 Studierende würden mithelfen. Firmen und Private aus der Region sowie Raumfahrtunternehmen hätten insgesamt 200’000 Franken in das Projekt investiert. Auch mit Ratschlägen hätten Raumfahrtfirmen geholfen.
Das Ziel der Studierenden ist gross. Sie wollen die erste Schweizer Rakete bauen, die nicht nur ins Weltall fliegen, sondern auch zurückkommen und sicher wieder landen kann. Das Gruyère Space Program ist der erste Schritt dazu. Derzeit laufen verschiedene Tests.
Tests in der Kiesgrube
In einer Kiesgrube ausserhalb von Grandvillard im Freiburger Greyerzerland soll der Antrieb wie bei einem richtigen Start von A bis Z durchgetestet werden.
Das Schwierigste beim Antrieb und der Steuerung sei es, dass die Rakete auch stabil bleibt, wenn sie in der Luft ist. Es braucht Algorithmen, die den Antrieb jeweils genau so ausrichten, dass die Rakete senkrecht steht. Und zwar selbständig, ohne Steuerung von aussen.
«Es ist vergleichbar, wie wenn man einen Bleistift auf einem Finger balancieren will», sagt der Verantwortliche Jérémy Marciacq.
Nur handelt es sich hier um eine hundert Kilogramm schwere Rakete mit Treibstoff, die explodieren kann. Läuft etwas schief, kann es gefährlich werden.
Erste Flüge im Sommer geplant
Dazu hat Lionel Isoz ein sogenanntes «Flight Termination System» entwickelt. Eine Art Sicherheitsnetz, das sich einschaltet, sollte die Rakete die Balance verlieren.
Danach würde sie sicher auf die Erde fallen, ohne zu explodieren. Isoz hofft jedoch, dass er das Sicherheitsprogramm nie brauchen muss.
Beim Antriebstest in der Kiesgrube wird es jedenfalls nicht gebraucht. Der Test hat funktioniert. Er wird noch einige Male wiederholt, bis im Sommer der erste Flug stattfinden soll.
Bis zu zehn Meter hoch soll die Rakete im Sommer in die Luft fliegen – in einem ersten Schritt noch gesichert an einem Seil, das an einem Kran hängt, danach Schritt für Schritt immer höher.
Irgendeinmal will das Team bis zu den Sternen fliegen: Ihr Ziel ist es, die erste Schweizer Rakete zu bauen, die ins Weltall fliegen und sicher wieder auf der Erde landen kann.
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