«Heimat und Welt sind kein Widerspruch»
Landsleute im Ausland nehmen die Trümpfe der Schweiz oft besser war, sagt Bundespräsident Samuel Schmid in seiner 1.-August-Ansprache.
Von den rund 600’000 Auslandschweizern möchte Samuel Schmid erfahren, wie die Schweiz von aussen gesehen wird: «Diese Aussensicht interessiert mich».
Samuel Schmid hat sein Präsidialjahr unter das Motto «begegnungen.05» gestellt. Weil er überzeugt davon sei, dass es auch im Zeitalter der totalen Kommunikation und der weltweiten elektronischen Vernetzung nur eine echte Kommunikation gibt: jene von Mensch zu Mensch.
Wissen, wo der Schuh drückt
Deshalb treffe er sich bei all seinen Auslandbesuchen auch immer mit Auslandschweizern und –schweizerinnen. Schmid möchte von ihnen hören, wie es ihnen geht, wo sie allenfalls der Schuh drückt.
Ausserdem wolle er erfahren, wie Auslandschweizer die Schweiz von aussen sehen: «Diese Aussensicht interessiert mich», sagt Schmid.
«Über bald zwei Dutzend Generationen hinweg»
Schmid rechnet den (Ausland-)Schweizern 714 Jahre Eidgenossenschaft und 157 Jahre modernen Bundesstaat vor: Die Geschichte der Schweiz sei historisch gesehen ein Erfolgsstory.
Und dafür brauchte es Mut, Geschick, Klugheit und Zähigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner – und dies «über bald zwei Dutzend Generationen hinweg».
Grund zu Dankbarkeit, Grund zum Stolz
Wir sollten aber auch dankbar sein, so der Bundespräsident, obschon wir ähnliche Sorgen wie andere Industriestaaten haben: mit einer zunehmend multikulturell durchmischten Bevölkerung, mit aus dem Lot geratenen Bundesfinanzen, mit unterdurchschnittlichem Wirtschafts-Wachstum und dem Gewicht der langfristig zu sichernden Sozialwerken.
Ob dieser Sorgen vergessen die Schweizer gerne ihre Trümpfe. Das seien jene, «die Auslandschweizer dank ihrer Aussensicht vermutlich deutlicher wahrnehmen»: Schönheit der Landschaft, moderne Verkehrs-Infrastruktur, hochstehendes Gesundheits- und Bildungswesen, tiefe Inflation und Arbeitslosigkeit sowie der tolerante Umgang mit Minderheiten.
«So haben wir also an der heutigen Bundesfeier nicht nur Grund zur Dankbarkeit, sondern auch Grund zur Freude und zu einem kleinen bisschen Stolz.»
Heimat als Trumpf und Lifestyle, mit Offenheit
Diese Trümpfe sollen von uns erhalten werden. «Die Fünfte Schweiz leistet ihren Anteil daran», so Schmid, denn die Landsleute tragen den guten Ruf des Landes, wie Verlässlichkeit, Qualität und Innovation, in alle Welt hinaus.
Das Symbol dieses guten Rufs, die Schweizer Fahne, unter der viele Landsleute im Ausland den 1. August feiern, sei in den letzten Jahren gross in Mode gekommen. Es ziere nicht nur die Sackmesser der Soldaten.
Schweizer Kreuze fänden sich inzwischen auch auf Portemonnaies, Schirmen, auf Taschen, Hüten und T-Shirts. «Noch näher am Herzen kann man das Kreuz nicht tragen», sagt Schmid, «Swissness gehört zum Lifestyle.»
Laut Bundespräsident hindere dieser neu erwachte Patriotismus die Schweizer nicht daran, offen zu sein: «Die Schweizer Fahne flattert auch vor dem Europarat in Strassburg, vor der UNO in Genf und New York und auf den Camps unserer Friedenssoldaten auf dem Balkan.»
Heimat und Welt seien deshalb kein Widerspruch, sie gehören zusammen – «so wie an der Bundesfeier», meint Schmid.
swissinfo
Der Rütlischwur von Uri, Schwyz und Unterwalden von 1291 zum «Ewigen Bund» gilt als Geburtsstunde der Schweiz.
Seit 1891 ist der 1. August der Nationalfeiertag.
Offizieller Feiertag ist der 1. August erst seit 1994.
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