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Herausforderungen der Schweizer Entwicklungshilfe

Sturmopfer in Bangladesch auf dem Weg zu einer Sammelstelle für Wasser. Keystone

Walter Fust, zurücktretender Chef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, hat an der DEZA-Jahrestagung die Aufgaben der humanitären Hilfe definiert.

Der 63-jährige Botschafter, der Ende April als DEZA-Chef zurücktritt, wird ab Mai seine Arbeit als Chef des Global Humanitarian Forum in Genf aufnehmen.

«Die humanitäre Hilfe hat sich stark verändert», sagte Fust am Rand der Konferenz gegenüber swissinfo. «Die Art der Interventionen hat sich verändert. Heute gibt es weniger Konflikte zwischen Ländern, dafür mehr Konflikte innerhalb der Länder – und erheblich mehr Naturkatastrophen.»

Ausserdem habe sich die Zahl der in die internationale Zusammenarbeit involvierten Parteien stark verändert. «Es ist eine positive Entwicklung, dass sich die Strukturen der internationalen Hilfe verbessert haben, insbesondere mit der führenden Rolle der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).»

Wichtige Position der Schweiz

Fust unterstrich die Bedeutung der schweizerischen Position im globalen Kontext, in dem die Ansprüche an Vernetzung, Koordination und gezielten Mitteleinsatz stark zugenommen haben.

Die internationale Zusammenarbeit werde hauptsächlich durch Wassermangel, Klimawandel und Zerstörung der Artenvielfalt erschwert. Weltweit herrsche in 80 Ländern eklatanter Wassermangel.

In Gefahr sieht Fust insbesondere auch den Respekt für die Einhaltung anerkannter humanitärer Prinzipien. Noch harrten die langjährigen Konflikte in Palästina, Darfur und Sri Lanka einer Lösung, die der geschundenen Zivilbevölkerung den lange ersehnten Frieden bringe.

UN-Klassifizierung

Die Schweizer Rettungskette soll im nächsten Herbst die UN-Klassifizierung erhalten, wie Toni Frisch, Leiter der Humanitären Hilfe des Bundes, sagte.

Bereits im letzten Jahr wurden die Abläufe der humanitäre Soforthilfe des Bundes ISO-zertifiziert. Damit wolle die Schweiz ein klares Zeichen für die stetige Verbesserung der internationalen Hilfeleistungen und Koordination setzen, sagte Frisch.

Die Haupteinsatzgebiete der Humanitären Hilfe der Schweiz sind gegenwärtig Liberia, Sudan und die Grossen Seen (inklusive Ostkongo) sowie der Kaukasus und die Palästina-Flüchtlingsgebiete.

In kürzester Zeit reagieren

In 261 Missionen wurden im Jahr 2007 190 Expertinnen und Experten des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) eingesetzt.

Heute gehörten Vorbereitungs- und Schutzmassnahmen vor Naturkatastrophen ebenso zu den Interventionen wie die schnelle Entsendung von Soforteinsatzteams, wie Frisch weiter sagte. Diese müssen in kürzester Zeit auf die dringendsten Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerung reagieren können.

In der jüngsten Botschaft der Humanitären Hilfe ist gemäss Frisch offiziell festgeschrieben worden, dass die DEZA auch für Schweizer Bürgerinnen und Bürger einsteht, wenn sie im Ausland während einer Krise oder Katastrophe in Not geraten.

swissinfo, Thomas Stephens und Agenturen

Die Humanitäre Hilfe der Schweiz, die zur DEZA gehört, hilft bei der Rettung von Leben und Verminderung von Leiden.

Prävention, Nothilfe, Wiederaufbau und Anwaltschaft sind die vier wichtigsten Einsatzbereiche der Humanitären Hilfe.

Das Schweizerische Korps für humanitäre Hilfe (SKH) hat ein jährliches Budget von 280 Mio. Franken.

Rund ein Drittel seiner Ausgaben sind für die eigenen direkten Aktivitäten und diejenigen von Schweizer NGO im Ausland bestimmt.

Der Rest ist für die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen vorgesehen. Dazu gehören Projekte der Vereinten Nationen und des IKRK.

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