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Homosexuelle fordern bessere Integration im Job

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Der Arbeitsplatz ist im Normalfall der letzte Ort, an dem Lesben und Schwule sich outen. Mit einer Broschüre wollen die Organisationen Pink Cross und LOS Firmenverantwortlichen Wege für den Diskriminierungsschutz aufzeigen - Massnahmen, die sich fürs Unternehmen auszahlten.

«Man kann nicht schwul oder lesbisch arbeiten, man kann nur gut oder schlecht arbeiten», sagte Rolf Stürm, Verfasser der Broschüre «‹Queer› im Job», am Dienstag vor den Medien. Stürm leitet die gemeinsam von der Lesbenorganisation Schweiz (LOS) und dem Schwulenbüro (Pink Cross) gegründete Fachgruppe Arbeitswelt 2001.

Die Studie werde in den nächsten Tagen an über 400 Personalchefs und Arbeitnehmerorganisationen geschickt, auf dass immer mehr Firmen es dem Bund, den SBB, Swiss Re, Novartis oder der Migros nachmachen, wie Moël Volken von Pink Cross sagt.

Faire Pensionskassen

So heisst es im Pensionskassenreglement der Migros seit 1998: «Eine ehe-ähnliche Lebensgemeinschaft, auch unter Personen gleichen Geschlechts, wird bezüglich Rentenanspruch der Ehe gleichgestellt.»

Es folgen klare Bedingungen zur Erfüllung der ehe-ähnlichen Lebensgemeinschaft. Dazu gehört unter anderem ein schriftlich vereinbarter Unterstützungsvertrag des Paars. Schwule und Lesben sind laut Migros-Personalchef John Leuenberger nicht gehalten, sich vor dem Tod des Partners oder der Partnerin zu outen.

Regeln nützen wenig

Mit Regeln allein ist es jedoch nicht getan, sind sich Lesben und Schwule in der Schweiz einig. Es brauche ein Umfeld, das ein Coming-Out ermögliche. Nur so könnten sie sich wohl fühlen und gut arbeiten.

«Wenn am Montagmorgen die Arbeitskollegen von ihrem Privatleben plaudern, wollen wir nicht schweigen müssen und als asozial gelten», sagt etwa die SBB-Angestellte Lili Schaufelberger.

Ein offenes Klima zahle sich für den Betrieb aus, ergänzte Rolf Stürm gegenüber swissinfo. «Wenn ‹Diversity› für alle gelebt wird, kann das die Kreativität und die Innovationskraft einer Firma steigern.»

Laut LOS und Pink Cross ist der Arbeitsplatz im Normalfall die letzte Hürde beim Coming-Out. Zuerst erfährt in der Regel der beste Freund oder die beste Freundin davon, dann die Mutter, dann lange niemand, dann der Vater und der Arbeitgeber. In der Schweiz sind laut LOS und Pink Cross fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung schwul oder lesbisch.

swissinfo und Agenturen

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