ICT könnten Entwicklungshilfe retten
In den letzten zehn Jahren ging die Entwicklungshilfe laufend zurück, und in den ärmsten Ländern bewirkte sie nur wenig.
Die Informations- und Kommunikations-Technologien (ICT) könnten nun zu einer Umkehr dieser Tendenz führen.
«Zum ersten Mal kann die Menschheit die enormen Ungleichheiten, die sie trennen, ohne Umwege ausgleichen», erklärt Adama Samassékou, Präsident des Vorbereitungskomitees des Weltgipfels zur Informationsgesellschaft (WSIS).
«Die neuen Informations-Technologien steigern das Potenzial des Gelernten und der Produktion um das Zehnfache.»
Gerolf Weigel von der schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) teilt diese Ansicht. «Diese Technologien ermöglichen den Zugang zu wichtigen und spezifischen Informationen sowie einen Erfahrungs- und Wissensaustausch zu ganz präzisen Fragen.»
Und der Spezialist für Informations-Technologien für die Entwicklung fährt fort: «Dank diesen Instrumenten können sich auch jene Gehör verschaffen, die bisher vernachlässigt wurden.»
Viel versprechende Entwicklung
Zahlreiche Projekte in allen Weltgegenden zeigen bereits entsprechende Fortschritte, sei es im Handel, im Gesundheitsbereich oder im Schulwesen.
Ausserdem verfügen Länder, in denen die ICT in die Lehrpläne aufgenommen wurden, heute über qualifizierte Arbeitskräfte, an denen Unternehmen im Westen immer stärker interessiert sind.
Auch die Weltbank (WB) glaubt, dass dank den ICT ein Problem gelöst werden kann, das in vielen Entwicklungs-Programmen immer wieder auftaucht.
«Während Jahren suchte man nach einem Technologie-Konzept, das für die Entwicklungsländer geeignet ist», erklärt Bruno Lanvin von der WB.
«Hightech schien zu kompliziert, störanfällig und teuer. Nun aber sind die modernsten ICT oft die billigsten», fügt der Leiter des WB-Programms Infodev bei.
Zwei entgegengesetzte Sichtweisen
Dass diese Instrumente für die Ärmsten unserer Erde nützlich sind, wird kaum umstritten. Über die Art ihrer Anwendung jedoch wird lebhaft diskutiert. Gerolf Weigel beschreibt die beiden Lager, die sich in dieser Frage gegenüberstehen.
«Das technizistische Vorgehen ist am weitesten verbreitet. Hier geht man davon aus, dass die Einführungen von Infrastrukturen für den Zugang zu den ICT automatisch zu Entwicklung führt», schreibt der Vertreter der DEZA in einem Bericht über die Informations-Gesellschaft.
«Die andere Option, die auch von der DEZA unterstützt wird, stützt sich auf die lokalen Prioritäten und Anforderungen. Sie betrachtet die ICT als leistungsfähige Instrumente, keinesfalls aber als Selbstzweck.»
Die Diskussion wirft laut Weltbank-Spezialist Lanvin einmal mehr die Frage der technologischen Abhängigkeit des Südens vom Norden auf.
«Bei den bisherigen industriellen Revolutionen verfolgten die am weitesten fortgeschrittenen Länder die Strategie, die Verbreitung der Technologien so lange wie möglich zu verzögern, denn diese verhalfen ihnen zu einem komparativen Vorteil und damit zu Reichtum.»
Lavin ist überzeugt, dass diese Logik der Abhängigkeit nun durchbrochen werden kann. «Wenn sich der industrielle Wandel, den globale ICT verursacht haben, weiter entwickeln soll, müssen die Ungleichheiten zwischen Nord und Süd reduziert werden.»
swissinfo, Frédéric Burnand, Genf
(Übertragung aus dem Franzöischen: Charlotte Egger)
Dank den Informations- und Kommunikations-Technologien (ICT) kann die Gangart der Entwicklung beschleunigt werden.
Kostspielige Infrastrukturen sind nicht unbedingt nötig.
Um sich zu entwickeln, muss die Wissenswirtschaft den Nord-Süd-Graben überwinden.
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