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Immer mehr HIV-Infektionen unter Homosexuellen

Aidsprävention mit speziellen Strassenschildern im Zürcher Rotlichtmilieu. stopaids.ch

In der Schweiz hat sich die Zahl der HIV-Neuinfektionen bei den homosexuellen und bisexuellen Männern fast verdoppelt.

In seinem neuesten Bericht äussert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) seine Besorgnis über diese Entwicklung und fordert eine bessere Prävention.

Während insgesamt die Anzahl der HIV-Ansteckungen rückläufig ist, hat sie sich unter homo- und bisexuellen Männern fast verdoppelt. Von allen im Jahr 2005 infizierten Männern gehörten 49,3% zur so genannten MSM-Gruppe (Männer, die Sex mit Männern haben). Im Jahr 2004 waren es noch 36,5%.

Bis Ende 2006 rechnet das BAG in dieser Gruppe mit rund 300 Neuinfektionen, was erneut eine deutliche Zunahme bedeutet.

Nicht nur die Schweiz ist von einer stetigen Zunahme der HIV-Infektionen unter Homosexuellen betroffen. In den meisten westlichen Ländern geht die Entwicklung in die selbe Richtung.

Schlecht greifende Massnahmen

Die Entwicklung ist besonders auffällig, weil die Präventionsarbeit zum Teil speziell auf Schwule ausgerichtet wurde. Diese Massnahmen scheinen aber nicht zu greifen. Laut BAG zeigt ein Teil der Homosexuellen einen gewissen Überdruss, weil die Präventionsbotschaften ihrer Ansicht nach die Party-Ambiance beeinträchtigten.

Moel Volken, Geschäftsleiter von Pink Cross, dem Dachverband der homosexuellen Männer in der Schweiz, sieht die immer noch «unterschwellig vorhandene Ächtung» von Homosexuellen als weiteren Grund für die Zunahme der HIV-Fälle, wie er in einem Interview von Schweizer Radio DRS sagte.

Steigende Risikobereitschaft

Volken macht aber auch die steigende Risikobereitschaft als typisch männliches Phänomen dafür verantwortlich. Diese Tendenz stellt auch das BAG fest. So hätten laut einer Studie immer mehr Männer ungeschützten Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern.

Weiter nehme die Anzahl der Sexualpartner zu und es fände häufigerer Analverkehr mit festen oder Gelegenheitspartnern statt. Zudem würden bei Gelegenheitskontakten deutlich weniger Präservative benutzt.

Wichtige Prävention

Von den Homosexuellen-Vereinigungen fordert das BAG deshalb, die HIV-Prävention wieder ins Zentrum ihrer Bemühungen zu rücken. Mitte November ist zudem ein Treffen zwischen Vertretern des BAG und von Schwulenorganisationen geplant.

Die bestehenden Massnahmen zu ändern hält das BAG allerdings nicht für nötig. Viel wichtiger sei, dass alle Organisationen, die sich an der Aids-Bekämpfung innerhalb der MSM-Population beteiligen, am selben Strick zögen.

Mehr Männer mit positiven HIV-Tests

Insgesamt wurden im laufenden Jahr bis Ende September 533 positive HIV-Tests gemeldet. Laut BAG entspricht dies den Werten von 2005, mit insgesamt 714 Fällen im ganzen Jahr. Die Mehrheit davon, rund 66%, betraf Männer.

In den letzten drei Jahren hat sich laut BAG auch die Sterberate weitgehend stabilisiert, auf rund 90 Todesfälle pro Jahr. Dieses Jahr starben bisher 17 Männer und acht Frauen an Aids.

swissinfo und Agenturen

2005 gehörten 49,3% der mit HIV-Neuinfizierten zur MSM-Gruppe.
2004 betrug der MSM-Anteil noch 36,5%.
Zwischen 1983 und 2005 wurden in der Schweiz 8251 Aids-Fälle gemeldet (234 in 2005, 298 im Jahr 2004). 2005 wurden 714 positive Aidstests registriert.
5660 Personen sind bereits an Aids gestorben.
Weltweit sind wahrscheinlich 25 Mio. Menschen an Aids gestorben, und schätzungsweise 40 Mio. leben mit dem HI-Virus.

Das Bundesamt für Gesundheit publiziert in vierteljährlichen Abständen die wichtigsten Statistiken über positive HIV-Tests und neue Aidsfälle in tabellarischer Form.

Diese Statistiken beruhen auf den Meldungen von Aidsfällen, Todesfällen bei Personen mit Aids, sowie auf den Meldungen bestätigter positiver HIV-Tests durch die Labors und die damit verbundenen Ergänzungsmeldungen der Ärzte.

Alle diese Meldungen sind gemäss der Meldeverordnung obligatorisch.

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