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Immer weniger Gäste übernachten in der Schweiz

Erneut blieben viele Hotelbetten in der Schweiz leer. Keystone

Die Schweizer Hotels haben im vergangenen Jahr gegen eine Million Übernachtungen verloren.

Die Zahl der Logiernächte sank damit zum dritten Mal in Serie. Verantwortlich dafür war laut dem Bundesamt für Statistik (BfS) ein starkes Minus bei den ausländischen Gästen.

Zwischen November 2002 und Oktober 2003 wurden in der Schweiz noch 65 Mio. Logiernächte gezählt. Das sind 900’000 weniger als in der gleichen Vorjahresperiode.

Die Hoteliers hatten damit zum dritten Mal in Serie mit einer Einbusse zu kämpfen: Seit dem letzten Anstieg im Jahr 2000 ist die jährliche Zahl der Übernachtungen um 2,6 Millionen gesunken.

Das BFS bewertet den letztjährigen Rückgang von 1,4% indes als gering. 2002 sei das Minus bei 3,8% gelegen, obwohl damals noch die Expo.02 stattgefunden habe.

Für die Branchenorganisation Schweiz Tourismus kommen die Zahlen nicht überraschend, wie Sprecherin Silvia De Vito gegenüber swissinfo sagte.

Man habe gewusst, dass die geopolitische Lage mit Sars, Irakkrieg und den Unsicherheiten wegen der Terroranschläge die Reiselust dämpfe.

Österreich legte zu

Für die Schweiz komme noch dazu, dass «wir ein Hochpreisland sind», und dass die wirtschaftliche Situation in Deutschland, dem grössten Markt, auch angespannt sei.

Allerdings, so De Vito, habe im gleichen Zeitraum der grosse Konkurrent Österreich zugelegt.

Österreich ist in der EU und hat den Euro als Landeswährung. Spürt die Schweiz die Konkurrenz des Euroraumes, wo die Reisenden kein Geld mehr wechseln müssen?

«Ja», sagt Silvia De Vito, «wir kommunizieren das den Politikern auch und weisen auf die Eurofrage und Europafrage hin.»

Nicht unhöflich

Kein Grund für den Besucherrückgang sei die oft zitierte Unhöflichkeit gegenüber den Gästen. «Wir sind nicht unhöflich», sagt De Vito. Die ausländischen Gäste würden den Service gar als sehr nett und höflich bewerten.

Eine Umfrage von Schweiz Tourismus habe gar ergeben, «dass wir sogar das Lieblingsland der Österreicher sind».

Auffallend ist, dass die Rückgänge der Übernachtungen vor allem die Hotels betreffen. Ihre Übernachtungszahlen sanken um 2,7 Prozent.

Die Parahotellerie, zu der Ferienhäuser, Zeltplätze, Gruppenunterkünfte und Jugendherbergen gehören, verzeichneten nämlich nur einen Rückgang von 0,1%.

Vor allem Zelt- und Wohnwagenplätze erfreuten sich steigender Beliebtheit.

Die Deutschen fehlen

Die Zahl der ausländischen Gäste liess um 3,5% nach. Aus den USA, Japan und den Golfstaaten – drei Schlüsselmärkten für die Hotellerie – kamen zehn bis 15% weniger Gäste.

Und aus dem wichtigsten Herkunftsland, Deutschland, fehlten 600’000 Übernachtungen, was einem Rückgang von 4,9% entspricht. Die Nachfrage unter der Schweizer Kundschaft stieg dagegen um 0,4% sogar leicht an.

Mit ihren Problemen steht die Schweizer Hotellerie nicht alleine da: Die Welttourismus-Organisation spricht in Bezug auf das Jahr 2003 von der grössten Flaute in ihrer Geschichte.

swissinfo und Agenturen

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