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Innovation braucht die Schweiz

Die Zukunft ist düster, ausser es zieht neues Unternehmertum ein, meint "Avenir Suisse". Keystone Archive

Die wirtschaftsnahe Denkfabrik "Avenir Suisse" sorgt sich um die Schweiz: Produktivität und Innovation fielen hinter das Ausland zurück; Wissenschaft und Wirtschaft liessen Synergien vermissen.

Gefordert wird eine neue Einstellung.

«Wenn wir nicht heute Innovationen fördern, bricht unsere Wirtschaft morgen zusammen», warnte Nationalrätin Barbara Poll. Die liberale Genfer Parlamentarierin, Mitglied im Regional-Ausschuss des Westschweizer Fernsehens und Leiterin einer Schönheitsklinik, schlug Alarm.

«Die Schweiz muss wieder Schub gewinnen», forderte auch Beth Krasna, Geschäftsleiterin der Lausanner Softwarefirma Albert und seit letztem Herbst im neuen Verwaltungsrat der krisengeschüttelten Waadtländer Kantonalbank. «Es ist kein Zufall, dass die Hälfte aller Unternehmer in der Schweiz Ausländer sind und ein anderes Viertel ausländische Eltern haben.»

Poll und Krasna sprachen anlässlich der Präsentation einer neuen Studie der wirtschaftsnahen Denkfabrik «Avenir Suisse» am Donnerstag in Bern. Die siebzigseitige Studie wird vom Thinktank als «Diskussionsanstoss zur Neuausrichtung der Innovationspolitik» verstanden.

Dramatischer Zustand

Nicht nur bei den Wachstumszahlen sei die Schweiz in den letzten zehn Jahren nicht mehr topp gewesen, sondern auch bei anderen Indikatoren. Noch 1997 lag die Schweiz laut Xavier Comtesse, Vizepräsident von «Avenir Suisse», bei den Patentanmeldungen weltweit auf Rang zwei. Bereits im Jahre 2000 war die Schweiz auf den zehnten Rang abgerutscht.

Auch der Anteil des Bruttoinlandproduktes (BIP), der als Risikokapital in Startups investiert werde, sei ungenügend. Im letzten Jahr seien es 0,089% des BIP gewesen. Das sei zehn Mal weniger als in Schweden oder nur schon der Grossregion Boston. «Die Schweiz verliert rasch Terrain», fasste Comtesse zusammen.

Paradigmenwechsel gefordert

«Es ist sehr schwierig, Innovation zu messen», erklärte Wolf Zinkl, Mitautor der Studie. «Aber wir können ziemlich deutlich sehen, dass in den USA mit jedem Dollar, der in die Forschung geht, doppelt so viele Erfindungen resultieren als in der Schweiz.» Zinkl fordert einen Paradigmenwechsel: Innovation müsse sich als dynamischer Prozess zu einem eigentlichen Innovationsmarkt entwickeln.

«Es gibt gegenwärtig in der Schweiz Anreize für Investoren, ihr Geld in solch risikoreiche Geschäfte zu stecken», sagte Dominik Escher, Geschäftsleiter eines Spinoffs der Universität Zürich.

Auch die Universitäten müssten Unterstützung bieten, fordert Escher: «Als reiner Wissenschaftler hat man keine Idee, wie man eine Firma gründen muss. Es müsste eine Stelle geben, die bei der Administration hilft oder diese ganz übernimmt.»

Mehr Geld, weniger Verwaltung

Konkret fordert «Avenir Suisse» in der Studie neben zusätzlichen Finanzmitteln auch mehr Macht für die Leitungsgremien der Hochschulen. Die Hochschulen sollen sich spezialisieren und schwache Fachgebiete an andere Schulen abgeben.

Die heute rund 17 so genannten Wissens- und Technologietransferstellen (WTT) der Hochschulen sollen verdoppelt werden. Zudem sollen sie unternehmerischen Spielraum erhalten.

Scheitern akzeptieren

Unternehmertum ist gemäss Spinoff-Gründer Escher auch eine Frage der Einstellung. «Wenn jemand in den USA eine eigene Firma gründet und damit bankrott geht, wird das als Chance gewertet, es das nächste Mal besser zu machen. Wer in der Schweiz scheitert, hat ernsthafte Probleme, eine neue Firma zu gründen.» Dies werde sich hoffentlich bald ändern.

swissinfo

«Avenir Suisse» ist eine wirtschaftsnahe Denkfabrik. Eine Studie sieht den Wirtschaftplatz Schweiz in Gefahr.

Die Schweizer Produktivität ist nur noch durchschnittlich und liesse nach, Wissenschaft und Wirtschaft liessen Synergien vermissen.

Die Förderung von Universitäts-Spinoffs soll verbessert werden, Hochschulen sollen sich auf wenige Gebiete beschränken.

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