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Jeder fünfte Jugendliche versteht nur einfache Texte

Lesen bereitet einem Teil der Schülerinnen und Schüler mehr Kopfzerbrechen als Freude. Keystone Archive

Jugendliche in der Schweiz verfügen im internationalen Vergleich nur über durchschnittliche Fähigkeiten beim Lesen, zeigt eine Studie.

Rund 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Schweiz sind nach der obligatorischen Schulzeit höchstens in der Lage, einen ganz einfachen Text zu verstehen und zu interpretieren. Einem Drittel von ihnen fehlt selbst diese Kompetenz weitgehend. Das zeigt die OECD-Studie Pisa 2000, die in 31 Ländern durchgeführt wurde.

Der Anteil von Jugendlichen mit sehr geringen Lesekompetenzen ist im internationalen Vergleich auffallend hoch, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) und die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) am Dienstag in Bern mitteilten. Für diese Gruppe werde sich die Integration in den Arbeitsmarkt schwierig gestalten.

In der Schweiz beteiligten sich rund 10’000 Schülerinnen und Schüler am Forschungsprojekt Pisa 2000. Weltweit waren es rund 250’000 Jugendliche im Alter von 15 Jahren.

Soziale Herkunft entscheidend

Die soziale Herkunft habe sich bei den Tests als entscheidend erwiesen, sagte Heinz Gilomen, BFS-Vizedirektor. Vor allem bei den Lese-Leistungen und den naturwissenschaftlichen Kompetenzen spielte die Bildungsnähe der Eltern und deren Berufsstatus eine wesentliche Rolle.

Innerhalb der OECD-Länder hängen in Belgien, Deutschland und in der Schweiz die Lesekompetenzen der Jugendlichen am stärksten vom Berufsstatus der Eltern ab.

Auch Jugendliche aus immigrierten Familien bekundeten laut Gilomen beim Lesen Mühe. Der Leistungs-Rückstand verringere sich jedoch, je länger sie in der Schweiz lebten. Augenfällig sind auch die Unterschiede bei den Geschlechtern: Knaben schnitten in Mathematik, Mädchen beim Lesen besser ab.

Bei der Nutzung von Computern in der Schule hinkt die Schweiz andern Ländern hinterher: Nur 21 Prozent der 15-Jährigen benutzen hierzulande den Computer mehrmals pro Woche, in Dänemark beispielsweise sind es 57 Prozent. Sehr gute Ergebnisse erzielte die Schweiz im Ländervergleich bei den mathematischen Fähigkeiten.

Qualitätssicherung ausbauen

Die Ergebnisse der Daten aus der Pisa-Studie müssten nun weiter bearbeitet werden, bevor bildungspolitische Entscheide gefällt würden, hiess es von Seiten der EDK. Dank Pisa werde es möglich, die Stärken und Entwicklungen des nationalen Schulsystems ausfindig zu machen.

Länder wie Finnland, Kanada, Neuseeland und Australien, die mit der Schweiz vergleichbare Kulturen aufwiesen und «Spitzenleistungen» in der Studie erzielten, verfügen laut Ernst Buschor, Bildungsdirektor des Kantons Zürich, über ein Qualitäts-Management im Bildungsbereich.

Dies gelte es auch in der Schweiz auszubauen. Bei den Ländern mit überdurchschnittlichen Ergebnissen falle zudem auf, dass die Kinder früher eingeschult würden, sagte Buschor weiter.

Korrekturen statt Schuldzuweisungen

Es dürften keine voreiligen Schuldzuweisungen anhand der Resultate vorgenommen werden, sagte Beat Zemp vom Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer. Vielmehr seien nun bildungspolitische Korrekturen angezeigt: So müsse etwa die Unterrichts-Sprache gefördert werden. Zur Umsetzung von Massnahmen seien zudem massive Mehr-Investitionen notwendig.

swissinfo und Agenturen

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