Jugend: «cool, kompetent und wenig weise»
Die Schweizer Jungen sind selbstbewusst und lernfähig, wie die jüngste Eidgenössische Jugend- und Rekrutenbefragung ergab.
Sie sind zwar hilfsbereit im Alltag, fühlen sich aber wenig verantwortlich für ihre Mitbürger. Und ihr Interesse an Politik ist gering.
Zentrales Thema der diesjährigen Eidgenössische Jugend- und Rekrutenbefragung (ch-x) waren die «überfachlichen Kompetenzen» der jungen Erwachsenen zwischen Schule und Beruf.
Knapp 22’757 Rekrutinnen und Rekruten sowie 1511 weitere Frauen und Männer wurden nach ihrer Selbsteinschätzung in Bereichen wie Eigenständigkeit, Lernen, Zusammenarbeit, soziale Verantwortung und Politik gefragt.
Ein Team des Pädagogischen Instituts der Universität Zürich hat die Umfrage ausgewertet und die Resultate am Montag im Bundeshaus unter dem Titel «Cool, kompetent und kein bisschen weise?» präsentiert.
Bereit für lebenslanges Lernen
Rund 80% der jungen Erwachsenen glauben, in ihrem Leben etwas bewirken zu können. 51% schätzen sich als eigenständig Lernende ein und haben so die besten Voraussetzungen für ein lebenslanges Lernen.
Knapp 40% haben mit dem selbständigen Lernen eher Schwierigkeiten. Deutlich Mühe damit bekundet eine Risikogruppe von 10%.
Die berufliche Weiterbildung erachten 81% der Befragten als notwendig. Ansporn ist dabei weit mehr die Sache als äusserer Druck: 95% wollen sich aus Interesse weiterbilden, 63% verfolgen auch materielle Ziele.
Insgesamt sind sich die jungen Schweizerinnen und Schweizer ihrer Verantwortung bewusst. Zur Hilfsbereitschaft im Alltag bekennen sich 87%. Verantwortungsbewusste Mitbürgerinnen und Mitbürger sind nach eigener Einschätzung aber nur 43%. Allgemein gilt die Ansicht, der Staat müsse Benachteiligte unterstützen.
Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist für die allermeisten eine Selbstverständlichkeit. In Arbeit und Lebensstil gesteht eine solide Mehrheit auch den Migrantinnen und Migranten gleiche Rechte zu. 41% sind aber der Meinung, den Ausländerinnen und Ausländern sollte jede politische Tätigkeit untersagt sein.
Politik nicht hoch im Kurs
Nicht eben hoch im Kurs steht bei den jungen Erwachsenen die Politik. Für politische Themen interessieren sich 24% gar nicht und nur 5% stark.
Das politische Wissen hat gegenüber früheren Befragungen weiter abgenommen. Von neun einschlägigen Fragen wurden im Mittel nur vier korrekt beantwortet.
Unterschiede nach Sprachregion und Geschlecht
Nach Sprachregion, Geschlecht und Bildungsniveau fällt die Selbsteinschätzung bei den überfachlichen Kompetenzen unterschiedlich aus.
Junge Männer schätzen sich in allen Bereichen überdurchschnittlich ein. Bei den Frauen variiert die Einschätzung hingegen.
Je höher das Bildungsniveau ist, desto kompetenter schätzen sich die jungen Erwachsenen ein.
Italienischsprachige schätzen ihren Selbstwert höher ein und sind leistungsmotivierter als Deutsch- und Französischsprachige.
Die Förderung des politischen Interesses ist denn auch eine von drei bildungspolitischen Konsequenzen, die nach Ansicht der Autorinnen Esther Forrer und Christine Bieri Buschor aus der Befragung gezogen werden sollten.
Gezielt gefördert werden müssten auch das selbstregulierte Lernen und die Offenheit gegenüber Fremden.
swissinfo und Agenturen
Die Publikation ist am Montag vom Pädagogischen Institut der Universität Zürich der Öffentlichkeit vorgestellt worden.
Sie erscheint im Rüegger Verlag und ist im Buchhandel erhältlich.
Für die Studie «Cool, kompetent und kein bisschen weise» füllten 22’757 Rekrutinnen und Rekruten sowie weitere 1511 Frauen und Männer zwischen 18 und 22 Jahren einen Fragebogen aus.
Rund 80% der Befragten glauben, ihn ihrem Leben etwas bewirken zu können.
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