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Jugendliche im Einsatz für eine bessere Welt

Um Armut zu bekämpfen, ist auch die Jugend gefordert. Keystone

"We care, you too?" Unter diesem Titel haben DEZA und SECO erstmals einen Förderpreis für Jugendliche ausgeschrieben, die sich im Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit engagieren.

Das Echo auf die Ausschreibung ist enorm: 109 Projekte bewerben sich um die fünf Preise.

«Wir sind überwältigt», sagt Barbara Hell, Projektleiterin des Jugendwettbewerbs. «Wir hatten keine Ahnung, wie viele sich beteiligen würden. Aber mit über 100 Eingaben rechneten wir nicht.»

Drei Monate hatten die Jugendlichen im Alter von 15 bis 25 Jahren Zeit, ihre Unterlagen einzureichen und sich für einen der fünf Förderpreise zu bewerben.

Gefragt waren Projekte, die einen «konkreten Beitrag zur Überwindung von Armut, Ungerechtigkeit und den Folgen von humanitären Katastrophen in der Welt leisten.» Diese Probleme beschäftigen offensichtlich viele junge Menschen, und manche von ihnen sind auch bereit, sich persönlich zu engagieren.

Auch Klassenprojekte

Die eingereichten Projekte sind nicht nur zahlreich, sondern auch äusserst vielfältig: Da gibt es die Seminaristinnen, die mit dem Verkauf eigener Kunstwerke ihre Reise nach Südafrika finanzierten, um dort in Townships kostenlos zu unterrichten.

Oder das Projekt einer Industriellentochter, die ausrangierte Maschinen nach Kambodscha exportiert; eine Schulklasse, die mit einer Benefizveranstaltung benachteiligten Familien in Madagaskar hilft.

Oder das von einem Jugendlichen initiierte Schulprojekt für Kinder von Prostituierten in Indien, das durch monatliche Beiträge sämtlicher Schüler seines Gymnasiums finanziert wird.

Zugunsten von Kindern und Jugendlichen

«Rund die Hälfte der Projektideen entstand aufgrund von persönlichen Reise-Erfahrungen», weiss Hell. «Es ist faszinierend zu sehen, mit welch grossem persönlichen Einsatz die Jugendlichen bei der Sache sind.»

Zahlenmässig am meisten Projekte seien in Afrika angesiedelt, deutlich weniger in östlichen Staaten. Wenig überraschend richten sie sich oft an Kinder und Jugendliche.

Die Jury, die sich aus Fachleuten der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO), der Alliance Sud der Hilfswerke und der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV) und anderen Experten zusammensetzt, hat nun die Qual der Wahl.

Preise bis 8000 Franken

Nach der Eingabefrist vom 15. Juni wurde eine Vorselektion getroffen, in diesen Tagen finden Gespräche mit den Finalisten und Finalistinnen statt. Die Preise sind Barbeträge von 2000 bis 8000 Franken, die vollständig in die Projekte fliessen sollen.

Die fünf Sieger müssen ein Jahr später Rechenschaft über die Verwendung des Geldes ablegen.

Bei der Bewertung der Projekte achte die Jury darauf, dass die jungen Leute ihre Ideen eigenständig entwickelt und umgesetzt hätten – möglichst ohne Anleitung durch Profis bzw. erwachsene Initianten, sagt Projektleiterin Hell.

«Es sollen Projekte gefördert werden, die losgelöst von einer grösseren Organisation entstanden sind», betont sie. Weitere Kriterien sind der Einbezug der lokalen Bevölkerung sowie die Nachhaltigkeit des Projektes.

Langfristig funktionsfähig

«Natürlich können nicht gleich strenge Massstäbe angelegt werden, wie für ein SECO- oder DEZA-Programm», räumt Hell ein. Entscheidend sei aber, ob die Initianten etwa den Faktor Nachhaltigkeit in die Planung einbezogen hätten.

Denn was nütze eine Schule, eine Krippe oder ein Präventionsprojekt, wenn sie nur solange funktionierten, bis der Enthusiasmus einer Schulklasse oder eines Jugendlichen verpufft sei?

Welche fünf Eingaben letztlich das Rennen machen, ist noch nicht entschieden. Die Verleihung findet am 14. September statt, übergeben werden die Preise von Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey an der DEZA-SECO-Jahreskonferenz zum Thema Jugend und Entwicklung in Genf.

Dort werden die Siegerprojekte in Kurzfilmen vorgestellt, zudem ist ein grosser «Info-Souk» geplant, wo sämtliche Wettbewerbsteilnehmer ihre Projekte präsentieren können.

«Alle Interessierten werden dort Gelegenheit haben, sich ein Bild davon zu machen, wie vielfältig und gross der Einsatz dieser Jugendlichen ist», sagt Projektleiterin Barbara Hell. Dabei steht das Partnerland Burkina Faso im Mittelpunkt.

swissinfo und Katharina Schindler, InfoSüd

Das Echo auf den Wettbewerb von SECO und DEZA erscheint auch im Vergleich zum Förderpreis «Schweizer Jugend forscht» (SJF) gross, der dieses Jahr zum 42. Mal ausgeschrieben ist (Anmeldeschluss 15. Oktober).

Dort gingen bei der letzten Ausschreibung etwas über 70 Bewerbungen ein, wovon 46 ausgezeichnet wurden und 20 einen Sonderpreis erhielten.

Anders als beim DEZA-SECO-Wettbewerb, der das Engagement zugunsten anderer Menschen bewertet, steht hier die Talentförderung im Vordergrund.

Doch auch bei SJF werde die Umsetzbar- und Nützlichkeit der mehrheitlich naturwissenschaftlichen Projekte bewertet, wie SJF-Assistentin Sonja Margot betont.

Zudem gebe es immer mal wieder Eingaben, die sich mit entwicklungspolitischen Themen befassten.

Einer der diesjährigen Wettbewerbsteilnehmer habe beispielsweise eine mathematische Formel entwickelt, um die Bevölkerungsentwicklung Indiens zu prognostizieren.

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