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Jugendliche schnuppern am Finanzplatz Schweiz

Während einer Studienwoche tauchten 33 Jugendliche in den Finanzplatz Schweiz ein und suchten Antworten auf aktuelle Wirtschaftsfragen.
So grosses Kopfzerbrechen wie dieser Händler, hatten die Jugendlichen in der Studienwoche nicht. Keystone

Während einer Studienwoche tauchten 33 Jugendliche in den Finanzplatz Schweiz ein und suchten Antworten auf aktuelle Wirtschaftsfragen. Sie recherchierten im Archiv einer Wirtschaftszeitung oder schauten einem Aktienhändler über die Schulter.

Für einmal trafen sich im «ConventionPoint», dem Konferenzzentrum der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange in Zürich, nicht die Eliten der Finanz- und Wirtschaftswelt, sondern eine bunte Schar Jugendlicher aus der Deutschschweiz.

Während in der Eingangshalle des ConventionPoints ein grosser Monitor die Verluste und Gewinne der Aktienkurse anzeigt, präsentieren die Jugendlichen ihren Wissensgewinn anhand selber gestalteter Plakate. Darauf haben sie ihre Erkenntnisse, die sie in Dreierteams dem interessierten Publikum erklären, schematisch festgehalten.

Hinter ihnen liegt eine Woche in der Schweizerischen Nationalbank, bei einer Privatbank, am Institut für schweizerisches Bankenwesen der Universität Zürich oder bei der Zeitung Finanz und Wirtschaft. Die Studienwoche mit dem Schwerpunkt «Finanzplatz Schweiz» wurde von der Stiftung «Schweizer Jugend forscht» durchgeführt.

Damit wolle man den wissenschaftlichen Nachwuchs im Fach Wirtschaft fördern, erklärte Heinz Müller, Stiftungsratspräsident und selber Wissenschaftler, in seiner Ansprache.

Betreut von internen Fachpersonen, haben die 16 bis 20-Jährigen Antworten gesucht auf Fragen wie «Welche Rolle spielen Emotionen beim Aktienhandel?» oder «Treiben Spekulanten die Rohstoffpreise in die Höhe?».

Den Rohstoffmarkt entdeckt

Das Plakat von Désirée Stocker, Jan Riss und Meriton Ceka sieht aus wie das Frontblatt einer Gratiszeitung. «Es zeigt unsere Schlussfolgerungen auf die Frage, ob Spekulanten die Rohstoffpreise in die Höhe treiben», sagt Jan Riss. «Wir sind zum Schluss gekommen, dass die Spekulanten die Preistrends nicht machen, sondern lediglich auf diese aufspringen.»

Seine Gruppe war bei der Zeitung Finanz und Wirtschaft untergebracht. «Um die Frage zu beantworten, haben wir verschiedene Rohstoffpreise und deren Preissauschläge untersucht», erklärt der Gymnasiast. Dafür hätten sie im hauseigenen Archiv recherchiert und mit einem Broker ein Interview geführt.

Bevor sie Antworten auf die Fragen suchten, hätten sie sich zuerst einarbeiten müssen, sagt Jan Riss. «Wir wussten alle drei überhaupt nichts über Rohstoffmärkte.»

Dass der Rohstoffmarkt ein so bedeutender Wirtschaftszweig ist, wusste Désirée Stocker nicht. «Ich dachte immer, Nestlé sei ein Riesenkonzern. Doch hier habe ich erfahren, dass er weniger Umsatz erzielt als Glencore, eine Firma, die mit Rohstoffen handelt», erklärt die Walliserin. «Nestlé kennt jeder, aber Glencore? Von dieser Unternehmung habe ich vorher noch nie etwas gehört.»

Clever und neugierig

Bei der Suche nach Antworten wurde die Gruppe von der Journalistin Elisabeth Tester von der Finanz und Wirtschaft begleitet.

«Rohstoffe sind ein sehr breites Thema und umfassen Gebiete wie die Politik oder den Klimawandel», erklärt sie. Dennoch hätten die Jugendlichen sehr gut folgen können: «Ich war sehr überrascht, wie clever und wie interessiert sie an geopolitischen Fragen sind. Sie haben genau die richtigen Fragen gestellt», sagt die Journalistin.

Die Ergebnisse ihrer betreuten Gruppe bestätigen diesen Eindruck. «Wir haben herausgefunden, dass beispielsweise beim Weizen nicht die Spekulanten die grossen Herausforderer sind, sondern vor allem die Klimaextreme», erklärt Jan Riss fachmännisch.

Doch konnte die Studienwoche die Begeisterung der Jugendlichen für das Fach Wirtschaft an der Universität entfachen? Die Antworten fallen unterschiedlich aus.

Die Stiftung «Schweizer Jugend forscht» unterstützt und fördert interessierte Jugendliche mit dem Ziel, sie für die wissenschaftliche Arbeit zu begeistern.

Jährlich werden Studienwochen in Bereichen wie Geisteswissenschaften, Wirtschaft, Naturwissenschaften oder Technik durchgeführt.

Die vom Bund anerkannte Stiftung ist unabhängig und gemeinnützig. Sie wird von Gönnern und Sponsoren getragen.

Am 8. Juli 2024 wurde in diesem Beitrag ein Zitat auf Begehren von einem der Jugendlichen entfernt.

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