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Klimaerwärmung bringt Eiger in Bewegung

Felswand am Eiger: Am Sonntag kamen zahlreiche Schaulustige, doch ein Absturz blieb aus. Keystone

In Grindelwald bereitet man sich auf einen Felssturz am Eiger vor. Die Gefahrenzone ist gesperrt worden. Das Berner Oberländer Feriendorf liegt ausserhalb dieses Bereichs.

Experten schliessen nicht aus, dass die Klimaerwärmung die Zunahme von Felsstürzen und Gesteins-Verschiebungen verursacht, die seit einigen Jahren in den Alpen festzustellen sind.

Seit Juni hat sich am Eiger im Berner Oberland eine Felsmasse von zwei Millionen Kubikmetern um rund fünf Meter verschoben.

Dies entspricht laut dem zuständigen Geologen Hansrudolf Keusen einer Masse, die diejenige der Felsen, die am 23. Juni bei Gurtnellen gesprengt wurden, 200 mal übersteigt. Sie könnte auf den unteren Grindelwald-Gletscher fallen.

Eine Gefahrenzone ist für Besucher gesperrt worden. Für die Siedlungszone besteht kein Risiko, denn sie ist durch eine Schlucht, die die Ostflanke des Eigers vom Mättenberg abschneidet, vom Gletscher geschützt.

Ruhiges Wochenende

Letztes Wochenende haben sich zahlreiche Schaulustige in einem Restaurant nahe der möglichen Absturzstelle eingefunden, um den erwarteten Felssturz mitanzusehen. Doch hat sich die absturzgefährdete Felsnase an der Ostflanke des Eigers relativ ruhig verhalten.

Am Donnerstag war der bislang grösste Abbruch mit rund 1000 Kubikmeter Fels registriert worden. Die dadurch ausgelöste Staubwolke war über das Dorf von Grindelwald gezogen. Menschen und Gebäude befanden sich aber nicht in Gefahr.

Gletscherschlucht ist gesperrt

Einzig die in der Nähe des unteren Grindelwaldgletschers gelegene Gletscherschlucht ist aus Sicherheitsgründen seit Tagen für Besucher gesperrt.

Experten gehen davon aus, dass sich die instabilen Felsmassen in den nächsten Tagen lösen könnten. Im gefährdeten Gebiet hatten sich die Felsbewegungen in den vergangenen Tagen stark beschleunigt.

Die Messungen vom Freitag zeigten, dass sich die Felsmassen pro Tag 90 Zentimeter nach unten bewegten. An Donnerstag waren es noch 75 und am Dienstag 50 Zentimeter gewesen.

Gletscherrückgang

Seit Mitte Juni hatte sich die Felspartie an der Eiger-Ostflanke bis dahin bereits um knapp fünf Meter gesenkt. Der Rückgang des Unteren Grindelwaldgletschers hatte die Felspartie destabilisiert, wie der Grindelwaldner Bergrettungsführer Kurt Amacher, der für die Berner Oberländer Gemeinde den Fachausschuss für Naturgefahren leitet, einen Bericht der Neuen Zürcher Zeitung bestätigte.

Zudem drang Wasser in die Partie ein und erzeugte den Druck, der am 18. Juni zur ersten Absprengung geführt hatte. Seither sind von der Eiger-Ostflanke bereits bis zu 4000 Kubikmeter Fels heruntergekommen.

Sustenstrasse geschlossen

Auf dem Sustenpass musste die Strasse wegen Felssturzgefahr die letzte Woche geschlossen werden. Ein fünf Meter grosser Felsbrocken – zu gross, um transportiert zu werden – musste erst gesprengt werden. Niemand kam zu Schaden.

Allgemein scheinen Felsstürze in der Schweiz zuzunehmen. Bei Gurtnellen (Uri) war im Juni ein Felsbrocken auf die Autobahn gefallen. Der Verkehr musste während langer Zeit eingestellt werden.

Während dem Hitzesommer 2003 kam es am Matterhorn zu einem Absturz. Und ein Felsen zerstörte die Strassengalerie des Grossen Sankt Bernhard, bei Sembrancher (Wallis).

Noch sei die Zunahme statistisch nicht nachweisbar, so Hans-Rudolf Keusen. Dennoch vermutet auch er einen Zusammenhang der Abstürze mit der Klimaerwärmung. Die Gletschermassen und der Permafrost bilden sich zurück.

Verkehrsinfrastrukturen gefährdet

Zwischen 2004 und 2005 haben sich 84 der beobachteten 91 Gletscher zurückgezogen. Sieben weitere blieben gleich. Die Moränen, die nach dem Rückzug verbleiben, könnten, besonders bei starken Niederschlägen, das jeweilige Tal gefährden.

Laut Keusen sind vor allem touristische Infrastrukturen und Verkehrs-Infrastrukturen von Bergbahnen gefährdet.

swissinfo und Agenturen

Der Permafrost (Gebiet mit ständigen Frosttemperaturen) kommt in den Alpen ab Höhenlagen von 2500 Metern vor.
Dieser Teppich von permanentem Eis und Schnee überdeckt rund 6% der Oberfläche der Schweiz.
Die Gletscherflächen selber machen rund 2 bis 3% der Landes-Oberfläche aus.
Zwischen 1985 und 2000 schmolz die Gletscherfläche um rund 18%.

Eiger (3970 Meter hoch), Mönch (4099) und Jungfrau (4158) ziehen seit dem 19. Jahrhundert Touristen und Alpinisten an.

1912 wurde die Jungfraubahn fertig gestellt. Sie bringt die Besucher auf das Joch, auf eine Höhe von 3454 Metern. Der Bahnhof gilt als der höchste Europas.

1938 gelang es einer Gruppe von deutschen und österreichischen Bergsteigern, das erste Mal die Eigernordwand zu bezwingen.

2001 ist die Gletscher-Region Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn ins Welterbe der Unesco aufgenommen worden.

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