«Körperwelten» in Basel (14.09. – 30.11. 1999)
Die Ausstellung 'Körperwelten' des deutschen Anatomen Gunter von Hagens, die das Innere des Menschen auf ganz spezielle Weise sichtbar macht, sorgt für viel Gesprächsstoff.
Die Ausstellung ‹Körperwelten› des deutschen Anatomen Gunter von Hagens, die das Innere des Menschen auf ganz spezielle Weise sichtbar macht, sorgt für viel Gesprächsstoff.
Präsentiert werden über 200 sogenannte menschliche Plastinate, d.h. durch Kunstharze haltbar gemachte Leichen und Leichenteile. Die Figuren wirken trotz der fehlenden Haut, der freigelegten Organe, Muskeln, Nerven und Knochen eigenartig lebendig.
Von Hagens Werke lösten unter anderem in Deutschland Diskussionen über die Menschenwürde und den Umgang mit Leichen aus. Verschiedene Politiker und Kirchenvertreter wollten die Ausstellung sogar schliessen lassen. Auch von Hagens Wissenschaftlerkollegen sind über ihren Kollegen nicht gerade erfreut. Der Präsident der Schweizer Gesellschaft für Anatomie, Histologie und Embryologie, Peter Groscurth sprach von Missbrauch der Anatomie. Wenn sich jemand für den menschlichen Körper interessiere, könne er auch die anatomischen Sammlungen der Universitäten besuchen. Auch die Anatomische Gesellschaft in Deutschland distanzierte sich klar vom völlig falschen Bild der Anatomie, die nichts mit Leichenfledderei zu tun habe.
Von Hagens jedoch sieht sich in der Tradition der Anatomen und Künstler der Renaissance wie Leonardo de Vinci, der Leichen sezierte, um genaue Zeichnungen des menschlichen Körpers anfertigen zu können.
Den Publikumsgeschmack scheint von Hagens jedoch getroffen zu haben, denn die Ausstellung war sowohl in Deutschland als auch in Österreich und Japan sehr gut besucht.
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