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«Kräuter und Säfte»: Schweizer Wunder-Medizin

Bereits im Altertum wurde das Johanniskraut als Arzneimittel für somatische und psychische Leiden genutzt - mit Erfolg. Keystone

Als "schweizerischer Doktorwinkel" wurde das Appenzellerland 1865 bezeichnet. Schon früh war es europaweit bekannt für seine Heilkunde.

Nun zeigt das Appenzeller Volkskunde-Museum Stein unter dem Titel «Kräuter und Säfte» verschiedene Aspekte dieser Heil-Landschaft.

Die Ausstellung will zeigen, weshalb das Appenzellerland eine besondere Stellung punkto Heilerpersönlichkeiten, Kuranstalten und Naturärzten in Europa hatte sowie einen guten Ruf genoss. Ausschlaggebend dafür war vor allem das besondere Gesundheitsgesetz.

Trotz vieler Bemühungen der Obrigkeit, die Heiltätigkeit strenger zu regeln, obsiegte immer wieder das Volk. Eine zentrale Bedeutung erlangte in diesem Kampf das 1871 gegen den Willen der Regierung angenommene «Freigebungsgesetz», das die freie Heiltätigkeit garantierte.

«Kahlschlag» für Heilpflanzenpräparate

Allen Anfechtungen zum Trotz hatte dieses fast hundert Jahre Bestand und floss auch noch ins neue Gesundheitsgesetz von 1965 ein. Eine Station der Ausstellung widmet sich dem neuen Heilmittelgesetz.

Dieses schränke die Überlieferungen der alten Rezepturen ein, verbiete sie teilweise und lasse einen «Kahlschlag» für Heilpflanzenpräparate befürchten, heisst es dort.

Bekannte Pioniere

Einzelne Stationen widmen sich der Klostermedizin, der freien Heiltätigkeit, dem Kur-Tourismus, dem Volkswissen in Haus und Stall und dem Heilmittelgewerbe.

Vorgestellt werden auch Kräuterpfarrer Johann Künzle, Heilmittelpionier Alfred Vogel, die «Pagliano-Tante» Petronella d’Acierno als Kur-Anstaltsleiterin sowie Alfred Sigrist als Überlieferer des alten Kräuterwissens.

Kräuterdüfte und Vorträge

Neben historischen und gesundheitspolitischen Aspekten der Naturheilkunde werden laut Aussteller auch die Kräuter nicht vergessen: Ein Kräutergarten vor dem Museum soll die wichtigsten Heilkräuter zeigen. Kräuter auf einem Tisch laden zum Kennen lernen ein.

Die Ausstellung informiert über die Herstellung von Kräutertees, Tinkturen, Salben und Säften. Und im Begleitprogramm werden Workshops für Kinder und Erwachsene angeboten, aber auch Vorträge.

swissinfo und Agenturen

«Kräuter und Säfte», vom 30. Apr. bis 7. Nov. im Appenzeller Volkskunde-Museum, Stein AR
Täglich von 10 bis 12 und 13.30 bis 17 Uhr
Sonntags von 10 bis 17 Uhr
Montagmorgen geschlossen

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