Krebsforschung: Schweiz auf Spitzenplatz
Die Schweizer Krebsforschung, die hauptsächlich im Raum Lausanne angesiedelt ist, gehört zu den besten der Welt.
Zudem befinden sich im Raum Basel die Hauptsitze von zwei weltweit führenden Herstellern von Medikamenten gegen Krebs.
Professor Curzio Rüegg hat in Basel studiert, in Zürich und später in einem Labor von Ciba-Geigy seine Ausbildung vervollständigt. Aus der Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz entstand dann Novartis.
Nach einem Abstecher an die Universität von Kalifornien und an ein Spital im Südschweizer Kanton Tessin gehört Rüegg heute zum Team der Krebsabteilung des Universitätsspitals Lausanne.
Damit ist er in jenem Netz tätig, das kürzlich rund um die Waadtländer Kantonshauptstadt errichtet worden ist und in dem weltweit renommierte Forschungsinstitute wie das Schweizerische Institut für Experimentelle Krebsforschung (ISREC) sowie Forscher im Klinik-Umfeld zusammenarbeiten, in direktem Kontakt zu den Patienten.
Gute Ausbildung, gute Leitung
«Diese Nähe zwischen dem Labor und dem Spital ist tatsächlich einer der grossen Vorteile unseres Netzes», sagt Rüegg gegenüber swissinfo. Er sieht in der Qualität der Hochschulen den Hauptgrund für die Spitzenposition der Schweiz in der Krebsforschung.
«Wir sind auch fähig, die technologische Innovation effizient auszunützen», so Rüegg weiter. Damit erklärt er sich den Erfolg der schweizerischen Pharmaindustrie im Bereich der Medikamente gegen Krebs.
Roche und Novartis, die Nummern eins und drei auf der Rangliste der Anti-Krebs-Medikamente, können die Forschung in ihren kleineren Filialen, die sich auf ein oder zwei Produkte konzentrieren, sehr gut stimulieren.
Die Pharmaindustrie kann sich zu hohe Ausgaben für die Grundlagenforschung nicht leisten. Diese gehört ausschliesslich in den Bereich der Universitätslabors. Von den Entdeckungen der Forschung profitieren nach ihrer Veröffentlichung alle. Und der Wechsel von Forschern von einem System ins andere ist geläufig.
Die Tumore aushungern…
Heute kann die Medizin heilen oder zumindest einen von zwei Patienten am Leben erhalten.
Was die Aufgabe der Forscher ungemein erschwert, ist die Vielzahl der Krebstypen. Selbst für ein einziges Organ kann die Krankheit zahlreiche Formen annehmen.
Aber nichtsdestotrotz existieren Mechanismen, die allen Krebsarten gemeinsam sind. So entwickelt sich ein Tumor mit Hilfe der gesunden Zellen, die ihn umgeben und der Blutgefässe, die ihn versorgen.
«Wir hoffen, dass es uns gelingt, die Nährstoffe dieser Gefässe wegzuschneiden, um den Tumor auszuhungern und schliesslich zu töten», erklärt Curzio Rüegg. Im Hinblick darauf testen die Lausanner Forscher die kombinierte Wirkung von zwei Medikamenten, von denen eines gerade durch eine amerikanische Firma anerkannt wurde.
… oder sie mit Antikörpern töten
Grundsätzlich testet man hier die kombinierte Wirkung von existierenden Methoden, um Tumore zu bekämpfen, deren Wirkungsweise man mehr und mehr versteht. Dies gilt besonders für den Hirntumor, dessen Fortschreiten durch den Rückgriff auf eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie gebremst werden kann.
Eine weitere Forschungsrichtung in Lausanne wie auch in zahlreichen anderen Labors der Welt versucht, die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers anzuregen, so dass sie die Krebszellen als fremde Zellen erkennen und zerstören können.
Theoretisch wissen die Forscher, wie sie die Antikörper programmieren müssen. Doch im Moment sei das Problem, dass sich diese als «ziemlich faul» erwiesen, unterstreicht der Professor aus Lausanne. Die Methode funktioniert also noch nicht richtig, und Curzio Rüegg glaubt, dass es noch einige Jahre dauern könnte, bevor man am Ziel sei. Aber die Hoffnung ist da.
swissinfo, Marc-André Miserez
Mit der Vernetzung des Schweizerischen Instituts für Experimentelle Krebsforschung, des Schweizer Zweigs des Instituts Ludwig (es ist noch in sechs anderen Ländern tätig), der Fakultät für Biologie und Medizin der Universität, des Universitätsspitals und der ETH verfügt die Region um Lausanne über ein weltweit führendes Kompetenz-Zentrum für Krebsforschung.
Im Raum Basel befinden sich die Hauptsitze der Pharma-Grosskonzerne Roche und Novartis, der Nummern eins und drei im Bereich der Krebs-Medikamente.
In der Schweiz sind 85’000 Menschen krebskrank.
Jedes Jahr werden 31’000 neue Krebsfälle diagnostiziert.
15’000 Menschen sterben jedes Jahr an Krebs.
Wie in den meisten Industriestaaten ist Krebs in der Schweiz die zweitgrösste Todesursache hinter den Herzkreislauf-Erkrankungen.
Die Medizin kann durchschnittlich einen auf zwei Krebs-Patienten heilen.
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