Lausanne zeigt das Beste vom Schweizer Design
Ob eine Uhr am Handgelenk, Sportschuhe an den Füssen oder die Schrift auf dem Computer: Um Schweizer Design kommt man nicht herum.
Das Mudac-Design-Museum in Lausanne zeigt die Wanderausstellung «Criss+Cross: Design aus der Schweiz». Zu sehen sind Einfallsreichtum und Vielfalt des Schweizer Designs der letzten 150 Jahre.
Die «Criss+Cross»-Ausstellung unter dem Patronat der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia enthält über 400 verschiedene Objekte – Design-Klassiker und weniger Bekanntes – in sechs riesigen Transportkisten aus Holz.
«Viele Leute kennen die Objekte, bringen sie aber nicht unbedingt mit der Schweiz in Zusammenhang.», sagt Claire Favre-Maxwell, Kuratorin des Mudac-Museums, gegenüber swissinfo. «Das ist einer der Gründe, weshalb die Ausstellung errichtet wurde.»
Lausanne ist der letzte Auftritt der Wanderausstellung, die seit 2003, als sie vom Bundesamt für Kultur in Auftrag gegeben wurde, rund um die Welt ging.
Nicht nur Uhren und Schokolade
Die Auswahl der Objekte – von Möbeln bis zu Freitag-Taschen – zeigt, dass der Schweizer Design aus mehr besteht als nur Schokolade, Uhren und Schweizer Armeemesser.
«Objekte mit Schweizer Design sind bekannt für ihre sehr hohe Qualität, Präzision und Funktionalität. Sie sind nicht auf Trends eingerichtet», erklärt Favre-Maxwell. «Aber die gezeigte Vielfalt und Unbefangenheit ist überraschend und erfrischend.»
Die Ausstellung beschäftigt sich mit sechs Themen, «Vermischung von Geschichte und Gegenwart, Bescheidenheit und Luxus, Trivialem und High-Tech», erläutert Museumsdirektorin Chantal Prod’Hom.
Alpenstil
Die Schweiz ist ein kleines Land, und ihre Erbauer sind Meister der Miniaturisierung. In der Transportkiste «Klein+Fein» ist eine Auswahl von winzigen Objekten zu sehen, wie ein Hörgerät, eine Blindenschrift und der neue Schweizerpass.
«Das sind Beispiele von praktischen Erfindungen, präzise und leicht bedienbare Objekte», sagt Favre-Maxwell und zeigt auf einen Caran d’Ache-Drehbleistift aus dem Jahr 1929.
«Oben in den Bergen» wirft einen schrulligen Blick auf alpine Designs wie Chalets, Skis, Toblerone, Posters und Drahtseilbahnen.
«Vor 200 Jahren waren die Schweizer Alpen nichts anderes als nackte Wiesen, Steine, Felsen und Eis. Heute gehören Orte wie St. Moritz, Zermatt und Gstaad zu den prosperierendsten Feriendestinationen. Der Tourismus in den Alpen ist ein Vorzeigebeispiel für erfolgreichen Design», heisst es im Ausstellungskatalog.
Kunstwerke
Corbusier-Stühle, USM Haller-Büromöbel und der Rex-Kartoffelschäler sind nur einige wenige der bekannten Designer-Klassiker, die zu den Verkaufsrennern gehören.
Darunter sind auch Beispiele bekannter, von Schweizern entworfenen Schriften – «Helvetica» und «Univers» – die jeden Computer schmücken.
«Der Schweizer Design hob in den 1950er-Jahren ab und begann, den Design des 20. Jahrhunderts zu beeinflussen, in den 60er-Jahren besonders den Grafik-Design», sagt Christian Larsen, stellvertretender Kurator am New Yorker Museum of Modern Art. Dort sind eine Anzahl Objekte mit Schweizer Design permanent ausgestellt.
«Die Helvetica wurde zur Schrift dieser Bewegung. Alles, was mit ihr assoziiert wird, ist irgendwie Schweizer Design – rational, klar und neutral, mit Betonung auf dem Funktionalen.»
Hip Helvetia
«Hip+Jung» dringt ins 21. Jahrhundert vor und zeigt uns Beispiele aus den Bereichen Schmuck, Kleider, Bücher, Nahrungsmittel und Alltagsobjekte.
«Die heutigen jungen Designer haben eine schicke, jugendliche Seite – lustig, leicht, frei. Das kontrastiert mit der Ernsthaftigkeit ihrer Vorgänger. Aber auch die Jungdesigner bleiben in denselben Traditionen verwurzelt», erklärt Prod’Hom.
Zukunftsklassiker wie der Micro Skate Scooter des Schweizer Erfinders und Geschäftsmannes Wim Ouboter, der Nike-Sportschuh Airmax 360 des in Los Angeles ansässigen Schweizer Designers Martin Lotti gehen einher mit der Freitag-Tasche, der «modernen urbanen Umhängetasche» angefertigt aus alten Lastwagen-Planen, Velo-Schläuchen und Sicherheitsgurten.
swissinfo, Simon Bradley, Lausanne
(Übertragung aus dem Englischen: Jean-Michel Berthoud)
Die «Criss+Cross»-Ausstellung wurde vom Bundesamt für Kultur in Auftrag gegeben. Sie wurde ursprünglich von den beiden Designer-Unternehmen Hochparterre und re.FORM als Schweizer Beitrag für die 5. Architektur Biennale 2003 in Sao Paulo konzipiert.
Dann wurde beschlossen, das Image der Schweiz weiter zu entwickeln für eine Ausstellung im Gewerbemuseum in Winterthur.
Unter dem Patronat der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia war die Wanderausstellung bisher in Deutschland (Berlin), Ungarn (Budapest), Tschechien (Prag), der Slowakei (Bratislava), Polen (Cieszyn), Italien (Rom), der Schweiz (Willisau, Luzern) sowie Japan (Sagamihara und Hamamatsu). Weitere geplante Ausstellungsländer sind Frankreich und Indien.
«Criss+Cross: Design aus der Schweiz» gastiert vom 7. bis 28. Mai im Mudac-Design-Museum in Lausanne.
Junge angehende Designer haben in der Schweiz die Wahl zwischen drei Institutionen, wo sie Industriedesign studieren können:
Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, Fachhochschule Aargau Gestaltung und Kunst sowie Ecole cantonale d’art de Lausanne (Ecal).
Die Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel kombiniert Design mit Innenarchitektur, und die Hochschule für Gestaltung und Kunst Luzern entwickelt Möglichkeiten zum Studium von Design und Textil.
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