Lavaux will Weltkulturerbe werden
Die Weinbau-Region Lavaux am Genfersee reicht am Mittwoch ihre Kandidatur ein, um Unesco-Weltkulturerbe zu werden.
Die Schweizer Regierung hat bei der Kultur-Organisation in Paris auch die Vergrösserung des Weltkultur-Erbes Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn um die Hälfte beantragt.
Jean Fréderic Jauslin, Direktor des Bundesamtes für Kultur, reicht heute Mittwoch im Unesco-Hauptquartier in Paris die Bewerbung zur Aufnahme des Lavaux in die Liste der Weltkultur-Erbe ein. Mit dabei sind auch Vertreter der Region am Genfersee.
Eine Entscheidung der Kultur-Organisation der UNO ist nicht vor Sommer 2007 zu erwarten. Die Gesuchsteller zeigen sich aber sehr zuversichtlich, mit ihrem Angebot erfolgreich zu sein.
«Das Projekt ist stark und passt. Wir können aber nicht vorhersagen, welche Entscheidung das Weltkulturerbe-Komitee treffen wird. Das Lavaux ist jedoch ein so spezielles Gebiet, dass wir sehr optimistisch sind», sagte Oliver Martin, Sprecher des Bundesamts für Kultur, gegenüber swissinfo.
Die malerische, zwischen Lausanne und Vevey liegende Region, zählt darauf, dass ihre Weinberge, die Seenähe und das alpine Panorama es möglich machen, zu den sechs Schweizer Regionen zu stossen, die bereits auf der Weltkulturerbe-Liste sind.
So wurden zum Beispiel die Altstadt von Bern 1983, das Kloster von St. Gallen 1983, und die Schlösser von Bellinzona 2000 aufgenommen.
Inspektions-Team
Das Lavaux wird nun von Unesco-Beamten unter die Lupe genommen. Sie sollen prüfen, dass alles in Ordnung ist, bevor ein Inspektions-Team vom Internationalen Rat für Denkmalpflege im folgenden Sommer in die Gegend geschickt wird.
Sein Bericht wird dann ans Weltkulturerbe-Komitee übermittelt, das aus Vertretern aus 21 Ländern besteht.
«Wir sind sehr optimistisch, aber die Prüfung unseres Dossiers durch die Unesco ist mehr als eine Formalität», warnte Philippe Biéler, ein Mitglied des Lavaux Promotions-Teams, letzte Woche. «Wir müssen hervorheben, dass das Lavaux einzigartige Eigenschaften aufweist.»
Es gibt Hinweise dafür, dass die Chancen der Region ein wenig beeinträchtigt sein könnten, da sich bereits eine grosse Anzahl von europäischen Regionen auf der Liste befindet. Und dieses Missverhältnis möchte die Unesco korrigieren.
Marti meint dagegen, die Kampagne sei sorgfältig auf die neuen Zielsetzungen des Komitees abgestimmt worden.
«Wir haben versucht diese zu erfüllen, indem wir eine Kulturlandschaft präsentieren und kein einzelnes Monument wie eine Kathedrale. Dies wäre viel schwieriger gewesen», sagte er.
«Hier haben wir eine unterrepräsentierte Kategorie – eine Kulturlandschaft. Das Lavaux liegt in einer Region, die von Bauzonen bedroht wird. Deshalb ist es sehr wichtig, diese Landschaft zu konservieren.»
Planungsregeln
Das Bundesamt für Kultur ist der Ansicht, dass auch eine Aufnahme als Weltkulturerbe, die bisher für das Lavaux geltende Baugesetzgebung nicht beeinflussen würde.
Aber es unterstreicht, dass die Gegend bereits durch lokale, kantonale und Bundesgesetze geschützt werde. Die Waadtländer Stimmberechtigten stimmten zudem im November über eine Verfassungsänderung ab, um das Lavaux besser zu schützen.
Der Schweizer Umwelt- und Tierschützer Franz Weber sagte gegenüber swissinfo, dass ein Unesco-Listeneintrag einen weiteren wichtigen Schritt für eine sichere Zukunft der Region bedeute.
Weber hat vor 30 Jahren eine Kampagne lanciert um das Lavaux vor zu schützen. Diese gipfelte 1977 in einer erfolgreichen Volksabstimmung.
«Es war weltweit das erste Mal, dass Menschen über den Schutz einer Landschaft an der Urne abstimmen konnten», sagte er.
«Alle politischen Parteien waren gegen mich, auch die Regierung. Aber das Volk war mit mir – und wir gewannen.»
swissinfo, Adam Beaumont
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)
In der Schweiz wurden bislang 6 Regionen ins Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen:
die Altstadt der Bundeshauptstadt Bern
das Kloster St. Gallen
das Benediktiner-Kloster von Müstair
die Burgen von Bellinzona
die alpine Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn-Region
und der Monte San Giorgio
Das Lavaux ist eines von fünf Gebieten, welche die Landesregierung im Dezember 2004 als mögliche schützenswerte Regionen durch die Unesco vorgeschlagen hat.
Die anderen vier sind: Die Albula- und Bernina-Bahnlinie im Graubünden, die Uhrmacherstädte La Chaux-de-Fonds und Le Locle, die Gebäude des Schweizer Architekten Le Corbusier und prähistorische Pfahlbauer-Fundstätten.
Das Bundesamt für Kultur plant, das Gesuch für die Albula- und Bernina-Linie 2007 einzureichen. La Chaux-de-Fonds und Le Locle sollen im Jahr darauf eingereicht werden.
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