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Leenaards-Preis für medizinische Forschung

Präparatsanalyse am Mikroskop. Keystone

Drei Forscherteams erhalten den Leenaards-Preis 2004. Sie arbeiten an Projekten zu den Themen Herzinfarkt, Hautkrebs und Suchtverhalten.

Die Genfer und Waadtländer Teams teilen sich eine Million Franken, die ihnen die Stiftung am Freitag in Lausanne überreicht.

Das erste preisgekrönte Team entwickelt eine Technik, die eine «Reparatur» des Herzens nach einem Infarkt ermöglichen soll. Durch den Aufbau neuer Herzmuskelzellen soll das abgestorbene Gewebe ersetzt und die Herzfunktion wieder hergestellt werden. Dies wird derzeit bei Ratten getestet.

Die Forscher des Genfer Universitätsspitals (HUG) werden dabei von einer Chemie-Ingenieurin der ETH Lausanne unterstützt. Zur Gewinnung neuer Herzmuskelzellen werden in einem gelatineartigen Nährmedium Stammzellen gezüchtet. Bei erfolgreichen Resultaten erschliesst die Technik auch neue Behandlungsformen für Diabetes.

Kampf gegen Hautkrebs

Das zweite prämierte Team von Forschern des HUG und des Lausanner Ludwig Institut für Krebsforschung will herausfinden, weshalb ein banales Muttermal bösartig wuchern und sich in ein Melanom verwandeln kann. Die Medizin steht der aggressiven Krebsart des malignen Melanoms bisher ziemlich hilflos gegenüber.

Anhand von Molekularreaktionen soll erforscht werden, was genau zur Degeneration von Pigmentveränderungen der Haut führt. Ziel ist eine neue Art einer Krebsimpfung, die das Immunsystem von Hautkrebspatienten anregen soll, den bösartigen Tumor effizienter zu bekämpfen.

Drogensucht: ausgetrickstes Gehirn

Warum entwickeln manche Menschen eine Sucht nach Zigaretten, Alkohol und anderen Drogen? Dieser Frage geht das dritte prämierte Forscherteam nach. Neurowissenschafter aus Genf arbeiten dabei mit dem «Brain & Mind»-Institut der ETH Lausanne zusammen. Sie erforschen die Abläufe bei Aktivierung des Belohnungszentrums im Gehirn.

Die Forscher vermuten, dass das Gedächtnis vom Belohnungszentrum manipuliert und durch die Freisetzung von Dopamin ausgetrickst wird. Die Erinnerung an ein angenehmes Gefühl soll für die unwiderstehliche Anziehungskraft verantwortlich sein, der Menschen zum Opfer fallen, die immer wieder rückfällig werden.

Resultate in drei Jahren

Die drei preisgekrönten Forscherteams werden ihre Ergebnisse laut Mitteilung voraussichtlich bis in drei Jahren vorlegen. Die offizielle Preisverleihung findet am kommenden Freitag in Lausanne statt.

Die Leenaards-Stiftung hatte 1996 das Vermögen des gleichnamigen Stiftungsgründers in Höhe von 350 Millionen Franken geerbt. Der in Lausanne wohnhaft gewesene belgische Industrielle war im Dezember 1995 gestorben. Er hatte die Stiftung zusammen mit seiner Frau nach dem Tod seines einzigen Sohnes im Jahre 1980 gegründet.

swissinfo und Agenturen

Ausgezeichnet werden:

Ein Projekt, das eine «Herzreparatur» nach einem Infarkt ermöglichen soll.

Ein Hautkrebs-Forschungsteam, das den Zusammenhang zwischen Muttermal und Melanom untersucht.

Neurowissenschafter, die untersuchen, weshalb Menschen Süchte entwickeln.

Die Leenaards Stiftung wurde 1980 von Antoine und Rosy Leenaards nach dem Tod ihres Sohnes gegründet.

Die Stiftung unterstützt wissenschaftliche Arbeiten in den Bereichen Kultur, Naturwissenschaft, Gesellschaft und Gesundheit.

Üblicherweise werden vor allem Arbeiten im Waadtland und Genf unterstützt, in Ausnahmefällen – bei landesweitem Interesse – in der ganzen Schweiz.

Das Direktionskomitee der Stiftung stützt sich als Entscheidungsorgan auf vier vorbereitende Kommissionen.

Dazu kommen jährlich Stipendienvergaben durch eine Jury.

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