Lernen im Labor für Biodiversität
Intelligent und unterhaltsam informiert das Naturhistorische Museum Bern über die gefährdete Vielfalt der Lebensformen auf diesem Planeten.
Die Ausstellung «natürlich vernetzt» will zeigen, wie wichtig es ist, dass möglichst viele Lebewesen diesen Planeten bevölkern.
Biodiversität ist nicht nur der Sammelbegriff für alles Lebendige, sondern die «Existenzgrundlage der menschlichen Gesellschaft», macht das Naturhistorische Museum Bern mit seiner Ausstellung «natürlich vernetzt» klar.
Die Schweiz erfüllt laut dem Forum für Biodiversität ihre vor zwei Jahren eingegangene Verpflichtung, den Verlust der Artenvielfalt bis 2010 zu stoppen, nicht.
Dies bemängelt auch der Direktor des Naturhistorischen Museums Bern, Professor Marcel Güntert. Es gebe zwar viele schöne Abkommen, niemand aber unternehme etwas Konkretes.
Güntert will etwas dagegen tun und zeigt in seinem Museum die Sonderausstellung «natürlich vernetzt». Er will die Besucher – jung und alt – für die Biodiversität, die Schönheit der biologischen Vielfalt begeistern und motivieren.
Denn er ist davon überzeugt, dass die Lücken im Biodiversitäts-Schutz auch darin begründet sind, dass weder in der Politik noch in der Bevölkerung ein Bewusstsein für den Wert der biologischen Vielfalt verankert ist.
Einsicht dank Information
Dieser Wert wird für den Menschen2 einsichtiger, wenn er daran denkt, dass mit der Abholzung des Regenwaldes vielleicht ein Medikament gegen seine Krebserkrankung nicht gefunden wird, dass die Lawinen ungebremst in die Täler rauschen, dass er unter künftigen, veränderten Umweltbedingungen keine geeigneten Nahrungspflanzen mehr züchten kann, dass er wegen fehlender Bodenorganismen einen enormen Aufwand betreiben muss, um Trinkwasser zu gewinnen.
So stellen denn die Ausstellungsmacher die Bedeutung der Artenvielfalt für Jung und Alt augenfällig zur Schau und zeigen, dass man der Biodiversität auf Schritt und Tritt begegnet, nicht nur im Wald, am Fluss- oder Seeufer, sondern auch im Supermarkt.
Wissenschaftliches Labor
In einem Labor wird geforscht und dokumentiert. Und genau das sollen die Ausstellungsbesucherinnen und –besucher auch tun. Sie erhalten so Einblick in ein komplettes Labor für Gentests. Das hat nichts mit Gentechnologie zu tun, mit Veränderungen und Einpflanzungen von Genen einer anderen Art.
Die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung der Gene befasst, zeigt hier auf, dass die Vielfältigkeit beim Erbgut einer Art erlaubt, sich besser an verschiedene Umweltbedingungen anzupassen.
Abenteuer Kühlschrank
Die Ausstellungsmacher präsentieren den Besuchern auch die Biodiversität von «Schädlingen» im Kühlschrank. Dort liegen Bakterien und verschiedene Mikroorganismen neben ihren «Opfern», vergammelten Lebensmitteln, in verschlossenen Schälchen.
So lässt sich in aller Ruhe betrachten, wie Salami, Käse, Muscheln oder Joghurt aussehen, bevor wir sie angewidert wegschmeissen.
Biodiversität geht auch durch den Magen
Von den verschiedenen Schimmelpilzarten sind jedoch auch einige essbar – Beispiel Gorgonzola-Käse. Die Biodiversität bei den Nahrungsmitteln ist ein wichtiges Ausstellungsthema. So werden auch rund ein Dutzend Kartoffelsorten gezeigt und beschrieben, für welche Speisen sie besonders geeignet sind. Denn die ideale Pommes frites-Kartoffel ist nicht die ideale Kartoffelstock-Knolle oder Gratin-Grundlage.
Aber auch anhand des Mischgewürzes Curry wird illustriert, was wir der Sorten- und Artenvielfalt zu verdanken haben. Und damit es nicht bei der Theorie bleibt, ist auch ein Rezept aufgelegt, das mit Curry zubereitet wird.
Und ein weiterer Blick in die Vorratskammer zeigt, welche Motte, welcher Käfer, welche Fliege unsere Nahrungsmittel zum Fressen gern haben.
Vielfalt trotz gemeinsamer Wurzeln
Der Mensch stammt, was auch genetische Untersuchungen bestätigen, vom Affen ab. Trotzdem kommt er auf diesem Planeten in den verschiedensten Rassen vor: Schwarze, Chinesen, hellhäutige Europäer, Indianer, Asiaten und viele weitere sind Beweise für die Biodiversität.
Das Bewusstsein, die Wortsprache und vorausplanendes Handeln haben eine Vielzahl von Kulturen hervorgebracht. Nicht nur auf dem gesamten Globus, sondern auch in der vergleichsweise kleinen Schweiz. Und diese vielfältigen Kulturen werden anschaulich präsentiert. Für Kinder ebenso ein Genuss wie für Erwachsene.
swissinfo, Etienne Strebel
Unter Biodiversität versteht man die Vielfalt der Lebewesen auf der Erde.
Sie umfasst die Vielfalt innerhalb und zwischen Arten sowie die Vielfalt von Lebensgemeinschaften und Ökosystemen.
Manchmal wird der Begriff «Artenvielfalt» als Synomym für Biodiversität verwendet. Das ist falsch! Artenvielfalt ist immer nur ein Teil von Biodiversität.
Das Naturhistorische Museum Bern zeigt bis am 1. Oktober die Ausstellung «natürlich vernetzt» zum Thema Biodiversität.
Die Ausstellung will die Biodiversität, das heisst die genetische Vielfalt, Artenvielfalt oder Vielfalt an Landschaften und Ökosystemen mit Beispielen aus der Tier- und Pflanzenwelt und dem menschlichen Treiben anschaulich machen.
Themen der Ausstellung sind unter anderem alte Haustierrassen und Kulturpflanzen, die Insektenwelt einer Blumenwiese oder die Trachten und Dialekte im Land.
Die Ausstellung bietet auch einen Rundgang durch ein Labor, in dem sich die Biodiversität erforschen lässt.
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