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Männer kämpfen um mehr Anerkennung

Männer unter Druck: Schweizer fühlen sich immer gestresster. Keystone

Mit maenner.ch erhalten gestresste Schweizer ein neues Forum. Hauptthemen sind Gleichstellung und die Rolle der Männer in der Gesellschaft.

Laut den Initianten stehen Männer unter zunehmendem Druck und müssen eine neue Balance zwischen Arbeit und Freizeit finden.

maenner.ch, das am Dienstag in Bern lanciert wird, versteht sich als “Forum für Männer, Emanzipation und Politik”. Ziel der Dachorganisation ist es, Interessen von Männer auf Bundesebene besser zu vertreten. Gründungsmitglied Andi Geu spricht gegenüber swissinfo namentlich von mehr Gerechtigkeit und Gleichheit zwischen Männern und Frauen.

Für eine solche Plattform sieht Geu ein grosses Bedürfnis. Zwar seien es nach wie vor Männer, welche die Politik dominierten. Das heisse aber nicht, dass die sie betreffenden Themen auch auf der politischen Agenda stünden.

Gesundheitskosten

Der Berner Philosoph und Soziologe beobachtet, dass Männer gerade am Arbeitsplatz oft unter besonderem Druck stehen. Gesundheits- und Kriminalitätsstatistiken zeigten überdies, dass sie schlechter mit Stress umgehen könnten als Frauen.

“Unsere Arbeits- und Lebensbedingungen wurden von einem männerdominierten System geschaffen, das aber die Interessen der meisten Männer nicht repräsentiert”, sagt Geu.

Wichtig sei besonders die Gesundheitsbereich: “Aus dem Arbeitsbereich resultieren sehr hohe Kosten, infolge von Krankheitstagen und psychischen Problemen.” Solche wirkten sich unweigerlich auf das Familienleben aus, ist Geu überzeugt. Und: “Wir sprechen zu wenig über die Kosten, welche aus unseren Arbeits- und Lebensbedingungen erwachsen.”

Frauen als Pionierinnen

Geu gestand, dass maenner.ch ohne den Erfolg der Frauenbewegung wohl kaum entstanden wäre. Aber es wäre seiner Ansicht nach falsch, anzunehmen, dass Männer von der Diskriminierung der Frau profitieren würden.

“Es ist eine Tatsache, dass wir immer noch in einer sexistischen Gesellschaft leben, das heisst aber nicht, dass der Mann als Individuum davon profitiert”, sagte Geu.

Die Frauenbewegung habe die Beziehung der Geschlechter verändert und die Männer dazu gebracht, auf die Veränderungen zu reagieren. “Jetzt tragen wir die Verantwortung, ein neues Gleichgewicht zu finden.”

Obwohl maenner.ch in der deutschen Schweiz lanciert wird, streben die sieben Initianten eine nationale Ausbreitung ihrer Bewegung an. “Wir wollen eine ernstzunehmende Stimme im politischen Prozess werden”, erklärte Geu.

Mitglied können alle Männer (und Frauen) werden, die wie die Gruppe selbst eine Gleichstellung der Geschlechter und “menschenfreundliche gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Strukturen” unterstützen.

swissinfo, Morven McLean
(Übertragung aus dem Englischen: Renat Künzi und Nicole Aeby)

maenner.ch wird am 28. Juni 2005 in Bern lanciert.

Die Organisation beschreibt sich selbst als ein nationales Forum für männerbezogene Themen und männerspezifische Perspektiven in der Politik.

Sie setzt sich auch für die Gleichstellung der Geschlechter in der Schweiz ein.

Die Mitgliedschaft ist allen Männern und Frauen offen, die die Zielsetzungen von maenner.ch unterstützen.

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