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Malaria-Bekämpfung: Schweiz zuvorderst dabei

Médiplant-Projektleiter Xavier Simonnet vor den jungen Artemisia-Pflanzen. Keystone

Das Walliser Forschungsinstitut Médiplant hat eine Pflanze gezüchtet, die für den Kampf gegen Malaria Hoffnung verspricht.

Die Züchtung des einjährigen Beifuss (Artemisia annua) produziert grosse Mengen des Anti-Malaria-Stoffes Artemisinin.

Dieser bislang nicht synthetisch herstellbare Wirkstoff wird seit kurzem von der Weltgesundheits-Organisation (WHO) für die Behandlung gegen Malaria empfohlen. Grund dafür ist der Umstand, dass Malaria wieder auf dem Vormarsch ist und herkömmliche Medikamente zunehmend Resistenzen hervorrufen.

An Malaria sterben weltweit mehr als eine Million Menschen, vor allem Kinder in Afrika.

«Die im Wallis entwickelte Sorte des einjährigen Beifuss enthält drei- bis viermal mehr Artemisinin als andere Artemisia-Sorten», erklärt Médiplant-Projektleiter Xavier Simonnet. Dies sei das Resultat von 15 Jahren Forschung und Züchtung.

Stark gestiegene Nachfrage

Aus der zusammen mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Pflanzenbau (RAC) in Changins entwickelten Artemisia lassen sich pro Hektare 40 Kilo statt nur der üblichen 10 Kilo Artemisinin extrahieren.

Das Médiplant-Saatgut erfreut sich deshalb einer starken Nachfrage. «Momentan wird Artemisia auf mehreren Tausend Hektaren vor allem in Afrika angebaut», sagt Simonnet. Zusammen mit den Saatgut-Produzenten unterstützt Médiplant die lokalen Bauern beim Anbau.

In jüngster Zeit wurden vier neue Medikamente auf Artemisinin-Basis entwickelt, weitere befinden sich noch im Forschungsstadium. Artemisinin wird oft in Kombination mit herkömmlichen Medikamenten verschrieben.

Preise weiter senken

Der Malaria-Delegierte der WHO, Dr. Evan Lee, bedauert einzig die hohen Kosten der Artemisinin-Produktion. Die grosse Herausforderung sei, nicht nur die Versorgung mit diesen neuen Medikamenten zu verbessern, sondern auch die Preise zu senken, sagt Lee.

Daran will auch Médiplant weiter arbeiten. Die Preise würden sinken, wenn es gelänge, Pflanzen mit einem noch höheren Artemisinin-Gehalt zu züchten als die neuste Sorte mit ihren 1,4 Prozent ausweise, so Simonnet weiter. Nächstes Etappenziel für Médiplant ist demnach die 2-Prozent-Hürde.

swissinfo und Agenturen

Das Walliser Forschungsinstitut Médiplant wurde 1988 von der Stiftung Dalle Molle, dem Kanton Wallis und dem Bund gegründet. Es ist ein Forschungszentrum für Heil- und Gewürzpflanzen.

In Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Pflanzenbau in Changins (RAC) und Schweizer Universitäten kultiviert und züchtet Médiplant Heil- und Gewürzpflanzen.

Médiplant widmet sich namentlich den in den Bergen und Alpen vorkommenden Pflanzen und forscht nach umweltgerechten Züchtungsmethoden.

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