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Mehr Forschung mit dem Süden und Osten

Eine indische Laborantin bei der Arbeit in Bombay. Keystone

Schweizer Forschung mit Ländern des Südens und Ostens soll mehr Geld erhalten. Bei der Forschungs-Zusammenarbeit setzt der Bund auf China und Indien.

An der Jahreskonferenz der Schweizerischen Kommission für Forschungs-Partnerschaften mit Entwicklungsländern stand erstmals ein Konzept des Bundes öffentlich zur Debatte.

Für die Beteiligung am 7. EU-Forschungsprogramm (2007-2013) hat der Bundesrat jüngst einen Rahmenkredit über 2,5 Mrd. Franken beantragt.

Für den Bildungsplatz Schweiz und die Forschungs-Zusammenarbeit im aussereuropäischen Raum ist der Kredit hingegen offen: Die Botschaft «Bildung, Forschung, Innovation» (BFI) für 2008-2011 soll erst im Winter vorliegen. Mehrere parlamentarische Vorstösse fordern einen Anteil von 6 bis 10% an der Wachstumsrate, der Bundesrat nannte nur 4,5%.

Darüber sei die Forschungswelt «aufgeschreckt», sagte Bruno Stöckli, Co-Präsident der Kommission für Forschungspartnerschaften mit Entwicklungsländern (KFPE). Ein erster nationaler Bildungs- und Forschungsgipfel im Oktober soll dazu führen, dass sich die verschiedenen Kräfte zusammenschliessen und für ihre Interessen einstehen.

«Die bilaterale Forschungszusammenarbeit kann mit 70 Mio. Franken über vier Jahre rechnen», präzisierte Claudio Fischer, Leiter des entsprechenden Ressorts beim Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF) des Innendepartements.

Die wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit der schweizerischen Hochschulen werde mit ausgewählten Partnerinstitutionen in bestimmten Ländern erfolgen, erläuterte er das SBF-Konzept vor rund hundert Fachleuten der KFPE-Konferenz.

Kleine Auswahl

In der Debatte zeigten sich einige über die Länderauswahl überrascht. China und Indien stehen an der Spitze, gefolgt von Russland, Südafrika und den Wissenschaftsnationen Japan und Südkorea. Die Schwellenländer Lateinamerikas gehören möglicherweise auch dazu.

In die zweite Kategorie fallen die Schweizer Partnerforschungs-Zentren in Tansania und der Elfenbeinküste, die laut Fischer mit dem Schwerpunkt Südafrika vernetzt werden sollen.

Für die konkrete Zusammenarbeit soll in der Schweiz jeweils ein «Leading House» zuständig sein, die ETH Zürich etwa für eine Partner-Universität in China.

Zudem sollen die «Schweizer Häuser» in Shanghai und Singapur neben bestehenden in Boston und San Francisco zur Förderung des Standorts Schweiz in Sachen Wissenschaft, Technologie und Kultur beitragen.

Wissenschafts-Aussenpolitik

Das Konzept berücksichtige die Interessen der Aussenpolitik und Wirtschaftsaussenpolitik, erläuterte Fischer. In der Forschung ausserhalb Europas werde erwartet, dass die Beteiligten ihren Beitrag leisten. Es handle sich nicht um Entwicklungshilfe, wie sie die DEZA erbringe.

Forschungspartnerschaften mit Entwicklungsländern seien keine «Hilfe», die Erkenntnisse dienten beiden Seiten und könnten mehr zur Lösung weltweiter Probleme wie Krankheit und Armut beitragen, betonten die KFPE-Mitglieder.

Jakob Zinsstag vom Tropeninstitut STI nannte als Beispiele die Erforschung von Tier auf Mensch übertragbarer Krankheiten oder die Vogelgrippe. Die KFPE stellt jedenfalls grossen Bedarf für die Zukunft fest. Es brauche Forschungskapazitäten in allen Regionen.

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Deza

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ist die Agentur für internationale Zusammenarbeit im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Sie ist Teil der Schweizer Behörden (Verwaltung) und zuständig für die Gesamtkoordination der Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit mit andern Bundesämtern sowie für die humanitäre Hilfe der Schweiz.

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Überzeugungsarbeit

Auch Jürg Pfister, Leiter Internationale Beziehungen vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF), wünschte deutlich mehr Geld. Keine BFI-Mittel vorgesehen sind etwa für das Programm «NCCR North-South» der Uni Bern – es wird vom SNF und der DEZA getragen und seine Zukunft ist ungewiss.

Selbst wenn das SBF-Konzept solche Projekte nicht berücksichtige, «öffnet es die Türe für Forschungs-Partnerschaften», äusserte sich Marcel Tanner, STI-Leiter und Co-Präsident der KFPE, überzeugt. Er sei optimistisch, dass der finanzielle Anteil langfristig steigen könne. Die Arbeit der KFPE werde international anerkannt, das werde sie auch hierzulande durch gute Arbeit schaffen.

Die Schweiz müsse auch aus Eigeninteresse mehr in Forschungs-Partnerschaften investieren, so die KFPE-Spitzen. Davon gelte es nun breite Kreise zu überzeugen.

swissinfo und Viera Malach, InfoSüd

Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren, EDK, fordert für den BFI-Kredit 2008-2011 mindestens 8% Wachstum.

Der Masterplan von Bund und Kantonen zeige, dass nur so dem Wachstum der Studierenden, der Qualität und den Zahlungen an Europa Rechnung getragen werden könne.

Andernfalls nehme der Bund seine gesetzlichen Finanzierungs-Pflichten v.a. in der Berufsbildung und der Fachhochschulen nicht wahr.

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