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metrobasel – der Traum von Wachstum ohne Grenzen

Keystone

Die Stadt Basel ist umgeben von Grenzen: Kantonsgrenzen, Landesgrenzen. Die Planungs-Vision metrobasel 2020 will eine trinationale Metropolitan-Region verwirklichen.

Wichtigstes Ziel: für die Pharma-Industrie attraktiv bleiben und deren Wachstum ermöglichen. Wichtigste Massnahme: massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrs.

Zum Arbeitsmarkt Basel gehören auch Teile der Kantone Jura, Solothurn und Aargau, des französischen Departements Haut Rhin und des deutschen Landkreises Lörrach.

«Doch die Bewohner von Gelterkinden haben nicht das Gefühl, in derselben Region zu Leben wie die Bewohner von Saint Louis», stellt Urs Müller, Projektleiter von metrobasel, im Gespräch mit swissinfo fest.

Zwischen den beiden Ortschaften liegen zwar lediglich 30 dicht besiedelte Kilometer, aber eine Kantons, eine Landes- und eine Sprachgrenze.

Der Arbeitsmarkt funktioniert überregional. «Dennoch leben die meisten Menschen in der Agglomeration Basel in Subregionen. Diese sind schlecht in die Region integriert», so Müller. «Jede Subregion plant für sich allein. Unser Ziel ist eine gemeinsame Planung. Die Vision zeigt die Marschrichtung auf.»

metrobasel ist unter dem Druck der Wirtschaft entstanden. Doch das Konzept wurde in einem relativ breit abgestützten Prozess erarbeitet. «Wir haben nicht einfach eine internationale Arbeitsgruppe aus Beamten und Politikern auf die Beine gestellt, sondern bewusst auch Leute aus der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft einbezogen», erzählt Müller.

Neue politische Ebene?

Basel – von den Jurahöhen bis in den Schwarzwald und ins Elsass – eine einzige metropolitane Grossregion? Langfristig möchte metrobasel zusätzlich zu den bestehenden politischen Instanzen eine neue politische Ebene einführen, nämlich ein regionales, grenzüberschreitendes Parlament mit Planungs- und andern Kompetenzen.

Der Weg dorthin ist lang und vollgespickt mit Hindernissen. «Natürlich ist die Umsetzung der Vision über die Sprach-, System- und Landes-Grenzen hinweg extrem schwierig», räumt Müller ein. «Nun sind die Politiker gefordert.»

Massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrs

Zu den konkreten Projekten gehört ein massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrs. «Da wir langfristig grosse Kapazitätsprobleme der Bahn in Richtung Schweizer Mittelland haben werden, ist der Bau des Wiesenbergtunnels eine Notwendigkeit», so Müller.

Dieser Jura-Basistunnel zwischen Liestal und Olten beschäftigt seit Jahren Politiker und Planer der Nordwestschweiz, gehört jedoch nicht zu den Prioritäten der Eidgenossenschaft und der Bundesbahnen.

Den trinationalen Flughafen Müllhausen will metrobasel an das französische und das deutsche Hochgeschwindigkeits-Bahnnetz anbinden und das S-Bahn- und das Tramnetz grenzüberschreitend ausbauen.

Potential am Stadtrand

«Verkehrsplanung soll als Mittel der Siedlungsentwicklung dienen und nicht umgekehrt.» Das heisst konkret: Die Kernstadt Basel ist längst an ihre Grenzen gestossen, aber genau da liegt noch Potential. Auf beiden Seiten der Landesgrenzen befinden sich die «Unorte» wie Hafenanlagen, Zollfreiareale, Tanklager, Schlachthöfe, Kläranlagen, Industriebrachen.

metrobasel will die Hafenanlagen aus der Stadt nach Norden verlegen und ungenutzten Areale mit Wohnraum überbauen. Damit einher geht eine Aufwertung des Rheinufers als attraktive Wohnlage und des Dreiländerecks als Kultur- und Ausgehmeile.

Der Rhein soll dank neuen Brücken und «effizienten Personentransport-Systemen» künftig vermehrt eine verbindende Funktion einnehmen und nicht wie bisher die Stadt trennen.

Das Machbare zuerst

Grenzüberschreitend ausbauen wollen die Autoren auch die Bildung mit gegenseitig anerkannten Abschlüssen und einer Universität Basel, welche gemäss Urs Müller «auf das Niveau der ETH» angehoben werden und damit zu den «weltweit 30 Besten» aufrücken soll.

Die 50 Autoren der Studie sind sich bewusst, dass die «bestehende Fragmentierung» in der trinationalen Region nicht so schnell zu überwinden ist und haben deshalb auch einfacher zu realisierende Projekte in ihre Vision 2020 aufgenommen.

Darunter sind eine gemeinsame Website, eine Stellenplattform und ein mehrsprachiges Helpdesk der öffentlichen Verwaltung. Mit diesen machbaren Projekten soll bei der Bevölkerung «besondere Sympathie für das Gesamtprojekt» geschaffen werden.

swissinfo, Andreas Keiser

Die Industrie beschäftigt insgesamt 27’800 Personen.

Das entspricht einem Anteil von 5,8% der Arbeitsplätze.

Der Anteil an der Wertschöpfung beträgt 13,2%

Die Life Sciences Industrie (Pharma-, Agro- und Medizinaltechnik) generierte zwischen 2000 und 2004 fast 75% des Wirtschaftswachstums der Metropolitan-Region.

Die Metropolitan-Region Basel besteht aus den Halbkantonen Basel-Stadt und Basel-Land, dem Fricktal (Aargau), dem Bezirk Delémont (Jura), den Bezirken Dorneck und Thierstein (Solothurn), dem Pays de Saint Louis (Frankreich) und dem Landkreis Lörrach (Deutschland).

In diesem Gebiet leben rund 900’000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Die Vision metrobasel wurde in den vergangenen sechs Monaten von rund 50 Personen aus allen Teilregionen gemeinsam erarbeitet.

Ziel ist es, die Planung gemeinsam und grenzüberschreitend zu lösen und den «Wohlstandvorsprung der Region» zu halten.

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