Netzwerk der Globalisierungsgegner
Das 2. Schweizer Sozialforum ist politische Veranstaltung, kulturelles Ereignis und Festival zugleich. Es findet dieses Wochenende in Freiburg statt.
Im Zentrum stehen Konferenzen und Workshops zu den Themen solidarischere Schweiz und Alternativen zum Neoliberalismus.
«Wir leben heute in einer globalisierten Welt», unterstreicht Erica Hennequin vom Koordinations-Ausschuss des Sozialforums. «Politische oder wirtschaftliche Entscheide, die in der Schweiz getroffen werden, können daher fast überall auf der Welt Auswirkungen nach sich ziehen. Oft zu ungunsten jener, die schon zu den Ärmsten gehören.»
Im Rahmen des Sozialforums laden rund 80 Organisationen zu mehreren Konferenzen und zu über 40 Workshops ein, um über verschiedenste Aspekte der Globalisierung zu beraten.
Die Zahl der Schwerpunkt-Themen hat sich seit dem ersten Schweizer Sozialforum von fünf auf sieben erhöht: Migration, Abbau der demokratischen Rechte, Ernährungssicherheit, Wirtschaft und Menschenrechte, 10 Jahre Welthandels-Organisation, Möglichkeit einer gewaltfreien Wirtschaft sowie Rechte des palästinensischen Volkes.
Internationale Gäste
Neu sind Veranstaltungen zu Landwirtschaft und Ökologie; für Schweizer Akzente sorgen etwa die Ateliers zur Verschärfung des Asylrechts oder zu Nestlé, dem globalen Konzern mit Sitz in der Schweiz.
Zudem nimmt an der Eröffnungs-Konferenz eine Aktivistin des Filtrona-Streiks in Crissier teil.
Zu den internationalen Gästen gehören der Brasilianer Francisco «Chico» Whitaker als Vertreter des Weltsozialforums von Porto Alegre, die portugiesische Feministin Almerinda Bento vom Weltfrauenmarsch oder der ägyptische Ökonom Samir Amin.
800 Teilnehmer erwartet
Neben den politischen Veranstaltungen finden zahlreiche kulturelle Events statt. So soll ein Konzertabend im Kulturzentrum Fri-Son vor allem junge Menschen mobilisieren.
Unterstützt wird das Forum unter anderen von der Stadt und der Universität Freiburg sowie vom Wirtschaftsnetz Freiburg und Region. Die Veranstalter erwarten gegen 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Netzwerke vertiefen
«Das erste Schweizer Forum war ein voller Erfolg», bilanziert der Journalist Sergio Ferrari, der das Forum zum zweiten Mal mitkoordiniert. Auch jetzt bietet es ganz unterschiedlichen Organisationen aus dem Entwicklungs- und Umweltbereich, Gewerkschaften, Hilfswerken, Solidaritätsgruppen, Kulturschaffenden und Parlaments-Abgeordneten eine Plattform.
«Es ist ein Netzwerk entstanden, das wir nun vertiefen wollen», ist Ferrari überzeugt. Er ortet eine «neue Form politischer Aktivität»: Rund 200 Aktivistinnen und Aktivisten hätten das Forum während 18 Monaten «demokratisch, transparent und ohne Hierarchien» vorbereitet.
Erica Hennequin von der Grünen Partei der Schweiz sieht das Forum denn auch als Vitrine der globalisierungs-kritischen Bewegung: «Die Arbeit für eine gerechtere Welt findet täglich statt, sei es in Freiburg, Kairo oder Chiapas.»
Über die Frage, ob die Sozialforen von Porto Alegre und Freiburg Plattformen bleiben oder eine «Bewegung» werden sollen, gehen die Meinungen auseinander.
Keine Entscheidungen
Die thematische Breite und Vielfalt der Veranstaltungen jedenfalls ist bewusst gewählt. François Meienberg von der Erklärung von Bern begrüsst sie: «Das Wichtigste ist die Vernetzung», sagt er. Es gehe in Freiburg darum, mögliche Partner für die eigene Arbeit zu treffen und sich einen Überblick über die Arbeitsfelder anderer Organisationen zu verschaffen.
So hofft Meienberg etwa, bei der Veranstaltung zu Patenten mit Bauernvertretern ins Gespräch zu kommen.
Das Schweizer Sozialforum schliesst am Sonntag mit einer Übersicht über die Agenda der künftig geplanten Aktionen. Politische Forderungen oder ein Aktionsplan werden nicht verabschiedet.
Das Sozialforum als «Raum der Reflexion» sei enorm positiv, meint Erica Hennequin. Allerdings werde es wohl langfristig nicht darum herumkommen, auch Entscheidungen zu treffen.
swissinfo und Dominique Schärer, InfoSüd
Das 2. Schweizer Sozialforum findet vom 3. bis 5. Juni in Freiburg statt.
Rund 80 Organisationen haben zu sieben Konferenzen und 40 Workshops eingeladen.
Die Organisatoren erwarten an die 1000 Besucherinnen und Besucher.
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