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Neue Aids-Kampagne nicht überall gleich

Eine Botschaft, die alle verstehen: Am Welt-Aids-Tag legten verschiedene Organisationen eine Schleife aus Kerzen auf den Berner Bundesplatz. Keystone

Die neue Aids-Präventions-Kampagne findet in der Deutschschweiz gemäss einer Umfrage sehr hohen Anklang, in der lateinischen Schweiz etwas weniger.

Nachdem das Bundesamt für Gesundheit einige Änderungen machte, erreichte die Kampagne in einer zweiten Umfrage wesentlich bessere Ergebnisse.

In einem Test haben sich laut BAG-Direktor Thomas Zeltner 87 Prozent der befragten Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer positiv zur neuen Kampagne des Bundesamts für Gesundheit (BAG) geäussert.

In der Romandie zeigten sich nur 68, in der italienischen Schweiz nur 62 Prozent zufrieden über die Kampagne. Besonders der zweite Verhaltenstipp “Sperma und Blut nicht in den Mund” wurde kritisiert.

Formulierung geändert

Das BAG änderte deshalb die Formulierung des Tipps: Aus “Sperme et sang pas dans la bouche” wurde “Eviter le contact de la bouche avec du sperme et du sang”.

Durch diese Änderung konnte die Akzeptanz der Kampagne deutlich verbessert werden, wie eine zweite Umfrage zeigte.

Nicht das erste Mal

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Aids-Präventionskampagne nicht in der ganzen Schweiz gleich durchgeführt werden kann. So bekundete das Tessin 1999 Mühe mit der Stop-Aids-Inseratekampagne, bei der die graphische Darstellung eines Penis’ im Mittelpunkt stand.

Die beiden Tageszeitungen “Corriere del Ticino” und “Giornale del Popolo” publizierten die Inserate gar nicht, die “Regione” nur zwei der weniger anschaulichen Abbildungen. Die Inserate seien obszön und vulgär, kritisierten sie.

Im Jahr 2000 passte das BAG erstmals eine Stop-Aids-Kampagne an die Sprachregionen an. Grund war eine Studie des Zürcher Forschungsinstituts GfS, wonach knapp ein Viertel der Westschweizer glaubte, Aids sei heilbar. In der Deutschschweiz waren es nur acht Prozent.

Es sei wichtig, die Romands an die Realität zu erinnern, hiess es daraufhin aus dem BAG. Man müsse einer Banalisierung von Aids entgegentreten.

swissinfo und Agenturen

Aids-Fälle 1983 bis 2004 in der Schweiz: 8023
Aids-Neuerkrankungen 2004 (Schätzung): 210-280
HIV-Fälle seit 1985: 27’904
HIV-Neuinfektionen pro Jahr (Schätzung): 750-850
Seit 1983 an Aids gestorben: 5531 Personen
Weltweit sind bereits knapp 28 Millionen Menschen an Aids gestorben

Die Zahl der jährlich neu diagnostizierten Aids-Fälle sowie der positiven HIV-Tests in der Schweiz war in der zweiten Hälfte der 90er Jahre rückläufig.

Seit 2002 (HIV-Infektionen) und 2003 (Aids-Neudiagnosen) sind jedoch wieder mehr Menschen HIV-Positiv oder an Aids erkrankt.

Weil HIV und Aids in der gesellschaftlichen Wahrnehmung an Aktualität und Bedrohlichkeit verloren hätten, hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine neue Präventions-Kampagne unter dem Motto “Love Life – Stop Aids” lanciert.

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