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Neue Schwerpunkte für Schweizer Forschung

Macht der Bilder: Mit dieser Frage befasst sich einer der neuen Nationalen Forschungs-Schwerpunkte. Keystone

Bundesrat Pascal Couchepin hat sechs neue Nationale Forschungs-Schwerpunkte lanciert. Sie konzentrieren sich auf die Geistes- und Sozial-Wissenschaften.

Diese Disziplinen waren bisher kaum vertreten. Bis 2009 werden total 50 Mio. Franken für die Projekte eingesetzt.

Nationale Forschungs-Schwerpunkte sind ein Instrument des Bundes zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Im Jahr 2001 wurden die ersten 14 Projekte bewilligt. Sie stammten praktisch nur aus Naturwissenschaft und Medizin.

Die zweite Ausschreibung richtete sich nun ausschliesslich an Geistes- und Sozialwissenschaften. «Ziel ist die Förderung der Schweizer Forschung auf höchstem Niveau und des wissenschaftlichen Nachwuchses», betonte Pascal Couchepin vor den Medien in Bern.

Bis 2009 werden total 50 Mio. Franken dafür eingesetzt. Die einzelnen Schwerpunkte werden mit jeweils rund 6 bis 10 Mio. unterstützt.

Mit den sechs neuen verfügt die Schweiz über total 20 NFS. Mit ihnen will der Bund nach den Worten Couchepins Forschungsprojekte von höchster Qualität fördern, mit besonderer Gewichtung interdisziplinärer Ansätze.

Proteste gegen Auswahl



Nach der Auswahl der ersten 14 NFS war es zu Protesten und parlamentarischen Vorstössen gekommen; die Geistes- und Sozialwissenschaften seien kaum berücksichtigt worden, lautete die Stossrichtung der Kritik. Eine Evaluation ergab jedoch später, dass das Auswahlverfahren nicht diskriminierend gewesen sei.

Der Bund will nun aber doch die Geistes- und Sozialwissenschaften besonders fördern. Keine Ehrenrunde, wie Dieter Imboden, Präsident des Schweizerischen Forschungsrates, ausführt: «Die zweite Ausschreibung war nicht die Runde der Zweitbesten.»

Intensive Zusammenarbeit

Wie bei den bisherigen NFS wird ausdrücklich nationale und internationale Zusammenarbeit verlangt, die Forschungsgruppen arbeiten an verschiedenen Orten, eine Institution zeichnet jeweils als so genanntes Leading House, als Heiminstitution.

Zwei der neuen NFS sind an der Universität Basel zu Hause, zwei in Zürich und je einer in Bern und Genf. «Die neuen NFS bedeuten eine konkrete Stärkung der Geistes- und Sozialwissenschaften und haben eine enorme Signalwirkung», ist Ulrich Gäbler, Rektor der Universität Basel, überzeugt.

Bilder und Emotionen



In Basel fragt man nach der Macht von Bildern, die in der Kommunikation immer mehr an Bedeutung gewinnen, deren Sprache aber wenig erforscht ist. Und die Langzeitstudie SESAM will die seelischen Gesundheit der Schweizer Bevölkerung ermitteln.

In Zürich geht es um die Vergangenheit der Medien und deren Bedeutung für die Gesellschaft, und um die Zukunft der Demokratie, die auf die neuen Herausforderungen reagieren muss.

Bern wird neues Zentrum für Internationales Handelsrecht, ein Regelwerk, das bis jetzt eher ein Flickwerk ist. Und in Genf sucht man nach Erklärungen dafür, wie Emotionen unser Handeln leiten.

Partnerschaft mit Wirtschaft

Für die neuen NFS aus den Geistes- und Sozialwissenschaften stellt der Bund vorerst rund 10 Millionen pro Jahr zur Verfügung. Daneben zahlen die Heiminstitutionen, die sich auch um die Besorgung von Drittmitteln aus dem privaten Sektor kümmern müssen. Ulrich Gäbler beklagt diesen Umstand nicht, im Gegenteil: «Wir begrüssen das Modell einer Private-Public-Partnerschaft.»

Viel Geld für die Forschung



Für die bisherigen Projekte hatte es vom Bund weit mehr Geld gegeben, in vier Jahren insgesamt rund 225 Mio. Franken. In den medizinischen und naturwissenschaftlichen Bereichen arbeiten in der Regel mehr Forschungsgruppen mit, und die Ausgaben für Material und Geräte sind höher.

Trotzdem: «Die Mittel für Geistes- und Sozialwissenschaften auf der einen, Naturwissenschaften und Medizin auf der anderen Seite sind allgemein sehr ungleich verteilt», räumt Charles Kleiber, Staatssekretär für Bildung und Forschung, ein. So verfügen die Geistes- und Sozialwissenschaften in der Schweiz über knapp ein Viertel der Mittel, betreuen aber rund 60 Prozent der Studierenden.

Gute Bilanz



Für die nächste Phase müssen die bisherigen NFS allerdings eine Kürzung von knapp 10% hinnehmen. Die Kürzung erfolgt nicht linear. Wer mehr tat für Nachwuchs- und Frauenförderung, Vernetzung und Wissenstransfer, auch wichtige Anliegen der Forschungsförderung, wird belohnt und erhält Mittel wie bisher.
Kriterium war also nicht der Wert der wissenschaftlichen Arbeit. In dem Bereich bekamen alle gute Noten von ihren Begleitkomitees, eine aus internationalen Fachleuten bestehende Evaluationsgruppe.

Innovative Schweiz

Das Konzept des Nationalen Forschungsschwerpunktes stösst im Ausland auf grosses Interesse. «Der hohe Anteil der Ausländer zeigt die Attraktivität der NFS», folgert Dieter Imboden.

Dank des innovativen Konzepts ist es gelungen, vielversprechende junge Forschende in die Schweiz zu holen bzw. zurückzuholen, die sonst wohl im Ausland geblieben wären, vor allem in den USA.

Ein oft beklagter Umstand in der Schweizer Forschung konnte also durch die Nationalen Forschungsschwerpunkte gemildert werden, die Abwanderung der klugen Köpfe in Ausland, das so genannte Brain Drain.

swissinfo, Antoinette Schwab

Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS), ein Instrument zur Forschungsförderung, gibt es seit 2001.

Die ersten 14 NFS stammten v.a. aus Naturwissenschaft und Medizin, neu kommen nun 6 aus den Geistes- und Sozialwissenschaften dazu.

Finanziert werden sie vom Schweizerischen Nationalfonds, von den jeweiligen Heiminstitutionen und aus Drittmitteln.

Als vor 4 Jahren die ersten 14 Nationalen Forschungs-Schwerpunkte (NFS) bestimmt wurden, hatte es Proteste aus Wissenschaft und Politik gegeben, da praktisch nur Naturwissenschaften und Medizin zum Zug kamen.

Die zweite Ausschreibung richtete sich nun ausschliesslich an Geistes- und Sozialwissenschaften.

Die Forschungsvorhaben sind auf 10 bis 12 Jahre angelegt.

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