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Stunde der Wahrheit für das Klima

Besonders in den Riesenstädten Chinas leiden die Bewohnerinnen und Bewohner unter gesundheitsschädigendem Smog. Jüngst war die Hauptstadt Peking betroffen. swissinfo.ch

Den Verhandlungsteilnehmern bleibt nicht mehr viel Zeit, um an der COP21 einen Text vorzuschlagen, der sich möglichst nahe am Konsens befindet. Im Moment bestehen immer noch beträchtliche Differenzen. Aus unserer Sicht muss ein ehrgeiziges Abkommen quantitative Zielvorgaben zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen enthalten.

Dafür liegen zwei Optionen auf dem Tisch: Die Dekarbonisierung (das Ende der Emissionen aus fossilen Energieträgern) und die Klimaneutralität (Kohlenstoff-Speicherung in gleicher Höhe wie der Ausstoss). Nur die erste Option garantiert das Aussenden einer klaren Botschaft: Das Ende der Ära der fossilen Energieträger steht bevor.

Man nähert sich der Klimaerwärmung von maximal 2°C an, dem anerkannten Schwellenwert, der nicht überschritten werden darf. Anerkannt? Tatsächlich sind sich die Staaten in diesem Punkt nicht einig. Hinter den Zahlen verbirgt sich aber eine menschliche Realität gewaltigen Ausmasses, wie sie bisher kaum gesehen wurde: Eine Erwärmung von +2° wäre genug, um kleine Inselstaaten von der Landkarte verschwinden zu lassen. Ist die Mehrheit der Länder bereit, ein solches Schicksal zu akzeptieren? Im Text figuriert darum eine andere Zahl: der Schwellenwert von 1.5° Klimaerwärmung.

Die Unterscheidung betreffend der Verantwortung von entwickelten Ländern und jenen, die auf dem Weg dorthin sind, stellt zweifellos das schwierigste und das ausgeprägteste systemische Problem dar. Denn dieses ist sehr eng mit der Frage der Klimafinanzierung verknüpft. In Paris wie andernorts geisselt die Zivilgesellschaft die Heuchelei der Industriestaaten, welche die fossilen Brennstoffe immer noch mit Milliardenbeiträgen subventionieren.

Im Abkommen sind immer noch über 250 Punkte offen. Die Moderatoren der Verhandlungen drängen auf Kompromisse, die teils zu kurz greifen. Wie auch immer – im diplomatischen hin und her sind zwei Stunden gewonnen.

Die Zeit drängt. In der nächsten Woche übernehmen die Minister der ganzen Welt den Verhandlungsstab. Sie verfügen über mehr Verhandlungsspielraum und können leichter Kompromisse machen. Doch in den Schlussrunden des Aushandelns können die Diskussionen auf Ministerebene zu Entscheidungen in letzter Minute führen. Das könnte auch heissen, dass wesentliche Punkte aus dem Abkommen fallen. Deshalb ist es jetzt Zeit für Kompromisse. 

Lydie-Line Paroz, Delegierte von COP21 Swiss Youth for Climate
 

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