Öko-Pools sind stark im Kommen
Ein Teich im Garten, zwischen Nymphen und Wasserpflanzen, in dem man in klarem und chlorfreiem Wasser schwimmen kann: Natur-Schwimmbecken werden in der Schweiz immer beliebter.
Vor allem Privatpersonen schaffen sich ein solches Natur-Becken an, das punkto Kosten und Unterhalt viel aufwändiger ist als ein traditioneller Swimmingpool. Aber auch einzelne Gemeinden sind interessiert.
Wer hat nicht schon davon geträumt, in einem bezaubernden Bergsee in schönster Natur ein Bad zu geniessen, in kristallklarem Wasser ohne chemische Substanzen, welche einem die Augen röten?
Das alles ist möglich, ohne dass man von zu Hause weggehen muss. Man muss sich nur für einen ökologischen Swimmingpool entscheiden – eine Bademöglichkeit, die vor allem in Österreich und Deutschland, aber in den letzten Jahren auch vermehrt in der Schweiz wahrgenommen wird.
Verschiedene Becken
Statt einfach ein Loch im Boden auszuheben, dieses mit Friesen zu belegen und es mit Chlorwasser aufzufüllen, wie das bei traditionellen Pools der Fall ist, genügt es für ein Natur-Schwimmbecken, im Garten ein richtiges Biotop einzurichten mit zwei verschiedenen Zonen.
Das Hauptbecken ist fürs Baden und Schwimmen, das andere für die Wasserpflanzen, die zur natürlichen Reinigung des Beckens notwendig sind. So wird es niemandem in den Sinn kommen, in ein Gewirr von Wasserpflanzen, Insekten und Kaulquappen einzutauchen.
Geschlossener Kreis
«Das System funktioniert in einem geschlossenen Kreis», sagt Othmar Marbacher von der Waadtländer Firma Jardins naturels gegenüber swissinfo. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Bio-Pools.
«Eine Pumpe leitet das Wasser des Schwimmbeckens in das Regenerationsbecken. Dort wird verschmutztes Wasser durch das natürliche Wirken der Wasserpflanzen, der Mikro-Organismen und der Mikro-Fauna gesäubert», so Marbacher. «Das Wasser fliesst dann wieder ins Schwimmbecken zurück, glasklar und ohne Chlorzusatz.»
Neben ökologischen hat die Natur-Piscine auch architektonische Vorteile: Sie reiht sich viel harmonischer in die Umgebung ein als ein traditioneller Zement-Pool.
Zudem muss die Natur-Anlage nach der Sommersaison nicht vom Wasser entleert werden. Und im Winter kann das Becken sogar zum Schlittschuhlaufen dienen.
In der Schweiz immer beliebter
In den letzten 20 Jahren wurden in der Schweiz rund 1500 Natur-Schwimmbecken eingerichtet. Vor allem (wohlhabende) Privatpersonen entscheiden sich für solch grüne Oasen mitten im Garten.
Aber auch die Hotellerie interessiert sich immer mehr dafür und sieht in diesem ökologisch-dekorativen Angebot von Bio-Pools ein wichtiges Element für die Tourismus-Werbung. Das Park Hotel Waldhaus in Flims, Kanton Graubünden, hat sich für eine solche Anlage entschieden.
Öffentliche Bio-Pools sind in der Schweiz allerdings vorläufig noch an einer Hand abzuzählen, und sie liegen alle im deutschsprachigen Landesteil. Pionier in diesem Bereich ist die Gemeinde Biberstein im Kanton Aargau. Sie hat 1999 für 600’000 Franken ein öffentliches, grosses Bio-Schwimmbecken für 300 Badegäste erstellt.
Hohe Kosten
Eine der Achillesversen der Bio-Piscine sind die Kosten. Die Errichtung eines Natur-Schwimmbeckens ist rund ein Fünftel teurer als der Bau eines traditionellen Pools. Eine Bio-Privat-Piscine zu Hause kostet mindestens 60’000 Franken.
Auf der anderen Seite erspart man sich die Kosten für chemische Produkte, wie die Tessiner Sektion des WWF in ihrer Broschüre «SOS Wasser, für eine Zukunft ohne Vergeudung» schreibt.
Dazu können jährlich Millionen Liter von Wasser eingespart werden, weil der Bio-Pool für die Winter-Saison nicht entleert und vor der Sommer-Saison nicht wieder aufgefüllt werden muss.
Aufwändiger Unterhalt
In Sachen Unterhalt muss der Öko-Pool während dem ganzen Jahr gepflegt werden, insbesondere während der Nutzungsperiode. «Man muss regelmässig die vermoderten Blätter und verwelkten Blumen aus dem Becken entfernen. Und mehrmals im Monat müssen Grund und Wände des Beckens mit einer Absaugmaschine gereinigt werden», erklärt Othmar Marbacher.
Der Experte betont jedoch, dass dazu kein Profigärtner notwendig ist. «Freude an der Arbeit im Garten und genügend Zeit dafür reichen aus. Um ein ruhigeres ökologisches Gewissen zu haben, ist das nicht zu viel verlangt.»
swissinfo, Anna Passera
(Übertragung aus dem Italienischen: Jean-Michel Berthoud)
Der erste Natur-Swimmingpool wurde 1983 von Werner Gamerith in Österreich errichtet.
Der Trend zu solchen Piscines entwickelt sich hauptsächlich in deutschsprachigen Ländern.
Seit 1983 wurden in Österreich über 20’000 Bio-Pools gebaut, 8000 in Deutschland und 1500 in der Schweiz, vorwiegend im deutschsprachigen Landesteil.
Auch in Italien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Ungarn, Russland, Chile und Costa Rica gibt es zahlreiche Bio-Becken.
Die Pflanzen im Regenerations-Becken stellen das ökologische Gleichgewicht im Pool wieder her.
Sie absorbieren Schwermetalle sowie Nahrungs-Substanzen und organische Giftstoffe.
Zudem säubern sie Trübungs-Substanzen.
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