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Ohne Ausland-Expansion kein Überleben

Alder verkündet die Krise. Keystone

Laut Konzernchef Jens Alder hat die Swisscom in den letzten Tagen einen "erheblichen Schaden" erlitten. Eine Expansion ins Ausland sei lebensnotwendig.

Alder verurteilte am Montag gegenüber swissinfo die «pauschalen Vorwürfe» der Landesregierung und forderte eine Klärung der Beziehung zwischen der Swisscom und dem Bund.

Am Montag teilte das Schweizer Telekom-Unternehmen mit, es verzichte vorläufig auf eine Übernahme der irischen Eircom. Als Mehrheitsaktionär der Swisscom hatte der Bund dem Unternehmen vor rund einer Woche eine Expansion ins Ausland untersagt.

Diese Auflagen an die Swisscom folgten einen Tag nach der Ankündigung des Bundesrats, er wolle seine Mehrheit an dem Unternehmen abstossen.

swissinfo: Wie haben sich die letzten Tage auf die Swisscom ausgewirkt?

Jens Alder: Wir haben erheblichen Schaden erlitten, vor allem was unsere Glaubwürdigkeit als Geschäftspartner betrifft.

swissinfo: Wie wichtig ist es für das Unternehmen, ausländische Firmen zu kaufen?

J.A.: Wachstum ist für den Fortbestand unseres Unternehmens unumgänglich. Wenn wir in den nächsten vier Jahren nicht ins Ausland expandieren, können wir unsere Position in der Schweiz nicht halten. Die Krise, in der wir jetzt stecken, ist das Resultat des Verbots dieser Strategie.

swissinfo: Wird die Konkurrenzfähigkeit der Swisscom dadurch geschwächt?

J.A: Auf dem internationalen Markt haben wir zweifellos bereits an Boden verloren. Während uns die Hände gebunden sind, setzen andere europäische Unternehmen ihre Einkaufstour im Ausland fort und stärken ihre Position.

Über ein Jahr Arbeit haben wir in unsere Ausland-Strategie investiert. Und jetzt können wir sie vorläufig nicht umsetzen.

swissinfo: Können Politiker und Geschäftsleute in diesem Unternehmen zusammenarbeiten?

J.A: Wir brauchen jetzt ein klar umrissenes Konzept, das festlegt, ob die Aktionäre bei der Konzern-Strategie mitsprechen können oder nicht.

Das Gesetz für Telekom-Unternehmen räumt der Regierung die Möglichkeit ein, strategische Ziele für vier Jahre zu definieren. Zufälligerweise endet eine solche strategische Phase Ende 2005.

Über eine neue Strategie wird bereits verhandelt. Innerhalb dieses Prozesses sollte es möglich sein, noch einmal über Ausland-Expansionen zu diskutieren.

swissinfo: Sie haben die Regierung kritisiert und ihr vorgeworfen, sie erhebe «pauschale Vorwürfe». Können Sie das etwas genauer erklären?

J.A: Wir sind überzeugt, dass wir für das Unternehmen und die Aktionäre die bestmögliche Strategie verfolgt haben. Jede Kritik verlangt nach klaren Argumenten. Diese vermisse ich.

Wenn jemand behauptet, das Telekom-Geschäft sei langfristig ein schlechtes Geschäft, dann bin ich nicht einverstanden. Es ist ein attraktives Business.

Es gibt keine Zweifel, es ist eine Industrie mit zahlreichen Herausforderungen. Aber wir haben einen Plan und den führen wir aus.

swissinfo: Wie nahe waren Sie dem Rücktritt?

J.A: Ich möchte den Medien nicht erzählen, was ich während den vergangenen 10 Tagen gefühlt habe. Klar ist, dass es meine Verantwortung ist, zu blieben, bis das Schiff auf den neuen Kurs gebracht worden ist. Dann werden wir weiter sehen.

swissinfo-Interview, Matthew Allen
(Übertragung aus dem Englischen: Andreas Keiser)

Am 24. November kündete der Bundesrat (Regierung) an, dass er die Beteiligung des Bundes am Aktienkapital der Swisscom (66%) verkaufen wolle.

Später wurde bekannt, dass der Bundesrat der Swisscom auch alle Beteiligungen im Ausland verboten hatte.

Die Regierung will nun bis am 21. Dezember ein neues Strategie-Papier für die nächsten vier Jahre vorlegen.

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