Osterhase auf der Roten Liste
Während allüberall zur Osterzeit die Schokoladenhasen in Unmengen angeboten werden, sieht die Zukunft für die lebenden Hasen nicht so rosig aus.
In der Schweiz gehen ihre natürlichen Lebensräume zusehends verloren. Gefordert wird ein grösseres Engagement für die Feldhasen.
Wer heute zur Osterzeit durch die Lebensmittelgeschäfte schlendert, sieht überall Hasen: Osterhasen. In grossen Mengen stehen sie in Schokolade gegossen zum Kauf bereit.
Warum sind gerade Hasen zum Symbol für Ostern geworden und nicht Füchse oder Schlangen?
Erklärungen gibt es viele. Eine davon findet sich in der byzantinischen Liturgie. Da ist der Hase Symbol für Christus und weil er keine Augenlider hat, schläft er scheinbar nie. Man brachte das in Verbindung mit Jesus, der nicht wirklich gestorben ist.
Vier Tiere pro Quadratkilometer
Wir in der Schweiz sehen den Hasen zur Osterzeit praktisch nur noch in der «Schokoladenform». Lebend, in freier Wildbahn, trifft man das Tier nur noch selten an.
Da fragt man sich, wie geht es denn eigentlich dem lebendigen Hasen in freier Wildbahn? Gibt es ihn noch? Die Antwort heisst ja…aber. Ja, er hoppelt noch unter uns. Aber er hat es nicht leicht.
Im Schweizer Mittelland nimmt der Bestand auf Äckern zwar leicht zu. Auf Wiesen stagniert er. Doch steht die Tierart auf der roten Liste, ist demnach aktuell gefährdet. Gesamtschweizerisch liegt der Bestand durchschnittlich noch bei vier Hasen pro Quadratkilometer. Der Gesamt-Bestand wird auf noch 100’000 Stück geschätzt.
Seit Ende der Achtzigerjahre sind die Feldhasen in der Schweiz praktisch überall auf einem kritischen tiefen Niveau gefährdet.
In der Hälfte der 218 Zählgebiete in 20 Kantonen war die durchschnittliche Dichte kleiner als 2,6 Feldhasen pro Quadratkilometer. Nur noch 26 Zählgebiete wiesen einen mittleren Bestand von zwischen 6 und 19 Hasen pro Quadratkilometer auf.
Spitze nach dem Weltkrieg
Im Feldhasenprojekt, das die Vogelwarte Sempach im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft, BUWAL, während zehn Jahren durchführte, wurden die Hasen an 220 verschiedenen Orten in der Schweiz wiederholt gezählt.
Diese Lebensraumanalyse zeigte, dass sich grosse Feldflächen, leichte Böden, eine vielfältige landwirtschaftliche Nutzung und ein gutes Heckenangebot positiv, eine hohe Verkehrsnetzdichte, Frühjahrsniederschläge und Obstplantagen negativ auf den Feldhasenbestand auswirken.
Gejagt wird der Hase im Mittelland heutzutage kaum mehr. Vielerorts ist er geschützt. Im Jahr 2001 erlegten die Schweizer Jäger noch rund 3800 Hasen. 1985 waren es noch über 13’000 Stück.
Die Hoch-Zeit der Hasen liegt noch nicht weit zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Schweizer Hasenbestand auf ein nie mehr erreichtes Maximum angewachsen.
Klimatisch gute Jahre hatten die Vermehrung begünstigt. Damals schossen die Schweizer Jäger 70’000 Tiere pro Jahr. Das war damals kein Problem für den Hasenbestand.
Gute Voraussetzungen
Die Natur habe den Feldhasen nämlich gut für das Leben gerüstet, schreibt die Umweltorganisation Pro Natura. Mit seinen grossen Ohren, den «Löffeln», nimmt er praktisch jedes Geräusch wahr und auch seine Augen sind hochentwickelt.
Er kann sich ausgezeichnet tarnen. Sein braunes Fell macht ihn fast unsichtbar. Und wenn alles versagt, dann kann er – Haken schlagend – mit bis zu 70 km pro Stunde davonrennen.
Auch seine Vermehrungsfreudigkeit ist sprichwörtlich: Eine Häsin bringt vier Mal pro Jahr bis zu vier Junge zur Welt. Dass der Bestand an Feldhasen dennoch so massiv zurückgegangen ist, liegt laut Pro Natura daran, dass es ihm wegen der intensiven Landwirtschaft und der Zersiedlung der Landschaft an Nahrung sowie an Platz und Deckung fehlt.
Mehr Lebensraum
Die Studie der Vogelwarte zeigt auch, dass die ökologischen Ausgleichsflächen in der Schweiz meist zu klein und ihre Qualität aus der Sicht der Tiere oft ungenügend sind.
So hat der Feldhasenbestand laut Studie bis 1998 in den meisten untersuchten Gebieten abgenommen, obwohl Ausgleichsflächen seit 1993 mit Direktzahlungen gefördert werden.
Dank der Ökoqualitätsverordnung der Bundes können Bauern Geld erhalten, wenn sie naturnahe Flächen miteinander verknüpfen und sachgerecht pflegen.
Hasengebiete
Eines der grössten Schutzgebiete für Feldhasen in der Schweiz liegt zwischen Solothurn und Biel. Die «Grenchner Witti» gilt als «Hasenkammer der Schweiz.
Um die Hasen in diesem Gebiet am Aarelauf zu schützen, wurde – nach langem Kampf des Naturschutzes – die Autobahn unter die Erde gelegt. Doch auch dieses Gebiet ist gefährdet.
Einerseits ist es Naherholungsgebiet der Städte Grenchen und Solothurn. Dazu liegt der Regionalflughafen Grenchen, der ständig expandiert, am Rande der Witi.
Am Donnerstag, 08. April wird in der ehemaligen Storchensiedlung in Altreu das neue Naturschutzzentrum Witi eröffnet. Zu sehen ist da die Entstehungs-Geschichte und die Bedeutung dieses Naturschutzgebietes als Hasenkammer in der Aareebene.
Gebiete in die der Feldhase zurückkehren könnte, sind das Klettgau im Kanton Schaffhausen, die Wauwiler Ebene im Luzernischen und die Champagne genevoise.
swissinfo und Agenturen
An Ostern werden in der Schweiz weit über 10 Mio. Schoko-Hasen gegessen. Dagegen leben nur noch rund 100’000 Feldhasen in freier Wildbahn.
Ergebnisse aus dem Feldhasenprojekt:
In der Hälfte der 218 Zählgebiete wurden zwischen 6 und 19 Hasen pro km2 gezählt.
In 20 Kantonen war die Dichte kleiner als 2,6 Hasen pro km2.
Heute gibt es noch rund 100’000 freilebende Feldhasen in der Schweiz.
Grosse Felder, leichte Böden, eine vielfältige Landschaft und Hecken wirken sich positiv auf den Bestand der Feldhasen aus.
Strassen, grosse Frühjahrsniederschläge und Obstplantagen sind negative Faktoren.
Im Jahr 2001 erlegten die Schweizer Jäger noch rund 3800 Hasen. 1985 waren es noch über 13’000 Tiere. Nach dem 2. Weltkrieg über 70’000 Tiere.
Die Feldhasen werden jährlich mittels nächtlicher Scheinwerfer-Taxation gezählt.
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