Revolutionäre Technologie bringt Goldenpass-Züge auf richtige Spurweite
Fahrgäste der Schweizer Goldenpass-Panoramazüge können nun direkt vom palmengesäumten Ufer des Genfersees in die Berge des Berner Oberlands fahren – dank einer bahnbrechenden Technologie.
Es war die Verwirklichung eines jahrzehntelangen Traums: den Genfersee, Gstaad und das Berner Oberland per Eisenbahn zu verbinden. Die Goldenpass-LinieExterner Link wurde zwischen 1901 und 1916 in mehreren Etappen eröffnet.
Von Montreux bis Zweisimmen wurde die Strecke wegen des bergigen Geländes mit Schienen in metrischer Spurweite (ein Meter breit) gebaut, während auf der Strecke von Zweisimmen bis Interlaken Normalspur (1,435 Meter breit) verwendet wurde.
Da kein Zug auf beiden Spuren fahren konnte, mussten die Reisenden bisher in Zweisimmen umsteigen. Das änderte sich vor einigen Tagen, als die ersten Goldenpass-Express-Züge zwischen Interlaken und Montreux verkehrten, ohne dass die Fahrgäste umsteigen mussten.
Es war ein feierlicher Anlass: Der in der Schweiz lebende kanadische Country-Music-Star Shania Twain und die Schweizer Skilegende Michael von Grünigen weihten die Technologie ein und trugen zur festlichen Stimmung auf der Jungfernfahrt bei.
Unterschiedliche Systeme vereinen
Verantwortlich für die nahtlose Fahrt von Montreux nach Interlaken ist ein bahnbrechendes Gleiswechselsystem, das von Alstom in Villeneuve in der Westschweiz gebaut wurde. Die Montreux-Berner Oberland-Bahn (MOB, Schmalspur) gab diese 2015 für den Einsatz bei ihren Panoramazügen in Auftrag.
2018 erteilte die MOB der Firma Stadler Rail im Kanton Thurgau den Auftrag zur Lieferung von 23 spurvariablen Wagen für den Goldenpass-Express von Montreux nach Interlaken Ost, der gemeinsam mit der Normalspur-Bahngesellschaft BLS betrieben wird.
Neuartige Drehgestelle
Mit dieser Anlage kann nicht nur die Spurweite des Fahrzeugs um mehr als 40 Zentimeter verändert werden, sondern auch die Höhe des Wagenbodens an die Höhe der Perrons in den jeweiligen Bahnhöfen angepasst werden – eine Weltneuheit. Der Zug kann die Spurweite bei niedriger Geschwindigkeit (maximal 15 km/h) fahrend wechseln.
Das gesamte Projekt mit den Drehgestellen und Zügen kostete 89 Millionen Franken. Die MOB geht davon aus, dass die neue Technologie dazu beitragen wird, mehr Publikum für diesen Abschnitt der Goldenpass-Linie zu gewinnen. Bereits heute entfallen darauf 80% aller Fahrgäste, die das MOB-Netzwerk nutzen.
«Es gibt ein grosses Interesse aus entfernten Märkten wie China, Taiwan, Indien und Südkorea», sagte MOB-Sprecher Jérôme Gachet.
Bis Juni 2023 wird der Goldenpass Express täglich eine Hin- und Rückfahrt in beide Richtungen durchführen, danach soll der Fahrplan für den Sommer verdichtet werden. Die MOB begründet den vorsichtigen Start damit, dass «sich die Tourismusmärkte aufgrund der Pandemie und der geopolitischen Lage noch nicht vollständig erholt haben».
Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub
Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub
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