Roche vergibt Lizenz zur Tamiflu-Herstellung
Der Schweizer Pharmamulti hat der Shanghai Pharmaceutical die erste Sublizenz für Produktion und Vertrieb eines Tamiflu-Generikums für China erteilt.
Das Unternehmen bestätigte weiter, dass über die Herstellung des Grippemittels mit zwölf Firmen verhandelt werde.
Roche teilte mit, dass die erste Sublizenz zur vollständigen Herstellung des Antiviren-Mittels Tamiflu gegen eine mögliche Vogelgrippe-Pandemie an die chinesische Shanghai Pharmaceutical vergeben wurde.
Das Medikament Tamiflu kann auch zur Behandlung der Vogelgrippe beim Menschen eingesetzt werden.
«Es handelt sich um eine Sublizenz, um ein Generikum von Tamiflu – genauer gesagt des Wirkstoffes oseltamivir – herzustellen», sagte Roche-Sprecher Daniel Piller gegenüber swissinfo. «Roche hat ja eine Lizenz von der amerikanischen Gilead und die geben wir als Sublizenz ab».
«Der Firma wird jedoch erlaubt, das Medikament von A bis Z eigenständig herzustellen», sagte Daniel Piller. «Allerdings können sie es nur innerhalb von China vertreiben.»
Piller bestätigte, dass bei Lizenz-Vergaben tatsächlich die Gefahr bestehe, dass das Medikament unerlaubterweise kopiert werde. «Die Gefahr besteht natürlich, aber in den vergangenen Jahren wurden die Patentrechte von der chinesischen Regierung immer akzeptiert», sagte Piller.
Diverse Länder wie Indonesien, Thailand oder die Philippinen haben zudem rechtlich die Möglichkeit, Tamiflu selbst herzustellen, weil das Mittel dort nicht durch Patente geschützt ist.
Zahlreiche Firmen waren interessiert
In anderen Ländern, so Roche, würden Gespräche laufen, um Teile der Tamiflu-Produktion als Lizenz zu vergeben. 12 Unternehmen sind in der engeren Wahl.
Gemäss Roche wurden sie aus 200 Unternehmen ausgesucht, die sich für die Herstellung von Tamiflu interessieren. Mit den neuen Partnerfirmen könnte Roche die Produktion von Tamiflu ab 2007 auf jährlich über 300 Mio. Dosierungen ausweiten.
Die Herstellung des Wirkstoffs des Medikamentes ist kompliziert und dauert rund sechs bis acht Monate. Sie umfasst auch Zwischenschritte mit hoch explosivem und giftigem Material.
Bis 2007 liege die Kapazität von Roche für die Produktion des Grippemittels mit 300 Mio. Dosierungen deutlich über der Nachfrage. Das gehe aus den gegenwärtigen Bestellungen von Regierungen weltweit hervor.
Firmen nicht bestätigt
Unter den potenziellen Partnern für eine Lizenz befänden sich Pharmakonzerne, grosse Generika-Hersteller und Spezialitätenchemie-Firmen, teilte Roche weiter mit. Bereits am Freitag hatte der Basler Pharmakonzern mitgeteilt, Gespräche mit potenziellen Partnern zu führen.
Gemäss dem amerikanischen Senator Charles Schumer gehörten die Generika-Hersteller Teva Pharmaceuticals und Mylan Laboratories sowie weitere Pharmafirmen zu den erwähnten Partnern.
Roche wollte den Abschluss von Lizenzvereinbarungen nicht bestätigen und sprach von fortgeschrittenen Verhandlungen mit potenziellen Partnern, zu denen auch Teva und Mylan gehörten.
«Es ist zu früh, um über irgendwelche Namen zu sprechen. Was jetzt folgt, ist eine eingehende Diskussion mit den potentiellen Partnern», sagte Piller.
«Die ausgewählten Unternehmen werden Tamiflu nicht eigenständig selber herstellen. Sie werden Teil des Produktionsnetzes sein oder anders gesagt, sie werden einen Teil der Produktion übernehmen», so Piller.
Die Schweiz will in Bälde einen Vorrat von Tamiflu für 25% der Bevölkerung anlegen.
swissinfo und Agenturen
Am vergangen Freitag kündigte der Schweizer Innenminister Pascal Couchepin an, dass ein Vorrat an Tamiflu angelegt werde, der für ein Viertel der Bevölkerung ausreiche (rund 2 Mio. Einheiten).
Zur Zeit gibt es keine Impfung gegen die Vogelgrippe.
Sobald diese möglich ist, soll in der Schweiz Impfstoff für 100’000 Personen beschafft werden.
Die Schweizer Regierung ist im Gespräch mit der französischen Sanofi Pasteuer, welche einen Impfstoff klinisch testet.
Die Impfung soll dann ab 2006 beginnen.
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