Sahara-Expedition im UNO-Jahr der Wüste
In Begleitung von zwei Tuareg und 10 Kamelen bricht der Schweizer "Grenzgänger" Andrea Vogel zu einem 3000-km-Marsch durch die grösste Wüste der Erde auf.
Mit seiner risikoreichen Expedition will der Multisportler eine Brücke schlagen zwischen Europa und Afrika.
Gleichzeitig mit dem Beginn des Internationalen Jahrs der Wüsten und Wüstenbildung startet Andrea Vogel am 1. Januar 2006 seine seit drei Jahren geplante Reise durch die Sahara. Unterstützt wird er von der UNESCO Schweiz, finanziell gesponsert von einigen Schweizer Firmen.
Historische Route
Die Durchquerung von Süden nach Norden führt das kleine Team von Timbuktu in Mali durch Algerien in die marokkanische Handelsstadt Marrakesch. Diese Route war im Mittelalter der wichtigste Karawanenweg für den Gold- und Salzhandel von Schwarzafrika nach Europa.
Zu bewältigen haben Andrea Vogel und die zwei malischen Wüstennomaden Abdou Mini und Youba Ould Mohamed 3010 km. Sie müssen unter anderem über den Hitzepol der Erde, durch das Erg Chech, ein riesiges Sandmeer, sowie über den Berg Jebel Toubkal (4167 m), den höchsten Gipfel Nordafrikas.
«Ich gehe fast alles zu Fuss, da ich ‹zu wenig Speck am Hintern› habe, um lange auf dem Kamel zu reiten», sagte Vogel kurz vor seiner Abreise gen Süden gegenüber swissinfo.
Übernachten werden die drei in der Regel unter freiem Himmel im Schlafsack. Das Essen müssen sie für die ganze Dauer aus Timbuktu mitnehmen. Ihre Wasservorräte werden sie unterwegs auffüllen.
Orientierung am Himmel
Der Schweizer kennt die Sahara gut, eine Expedition dieser Art und Grössenordnung hat er allerdings noch nie gemacht. «Ein absoluter Grenzgang zwischen Dies- und Jenseits.»
Angst hat er nicht direkt, die könnte lähmen, Respekt aber schon. Der erfahrene Abenteurer weiss, dass vieles passieren könnte. Zum Beispiel ein tagelanger Sandsturm, der jegliche Orientierung in der Wüste behindern und damit die Wassersuche erschweren könnte. Auch Giftschlangen sind nicht zu unterschätzen oder Verletzungen, die bei den nächtlichen Märschen passieren könnten.
«Im grossen Mittelteil unserer Reise können wir trotz Satellitenverbindung nur bedingt mit Hilfe rechnen. Dort kann man teils weder hinfahren noch hinfliegen – nicht wie in der Schweiz mit der REGA.»
Die drei Männer werden sich an den Landformationen und den Sternen orientieren. «Unser Projekt heisst ‹Orion-Tour›, da der Orion unser ständiger Begleiter sein wird.»
Der Geist regiert den Körper
Der zähe Schweizer hat sich während Monaten auf die anspruchsvolle Tour vorbereitet, mit Krafttraining, Jogging und Schwimmen. Noch wichtiger als die körperliche sei jedoch die mentale Stärke: «Man muss die Partner und sich selber gut kennen. Eine Vision kann nicht aus dem Nichts umgesetzt werden.»
Vor 15 Jahren ist Andrea Vogel aus seinem Berufsalltag ausgestiegen, er fand im ständig wiederkehrenden Alltag keine Befriedigung mehr. Stattdessen wollte er mithelfen, diese Welt voller Negativ-Meldungen zu verbessern.
Eine Brücke zu Afrika
Mit seinem Fussmarsch durch die Sahara im Wüstenjahr will Vogel auf seine Art ein Zeichen setzen. Er wird alle paar Tage via Satellitenverbindung Fotos und Erlebnisse übermitteln. Mit seinen Bildern möchte er zum Verständnis für die dortige Welt werben und auf die Schönheit, aber auch die Armut Afrikas hinweisen.
«Als Typ mit kleinem Portemonnaie kann ich wenig unternehmen gegen die extreme Armut dort. Ich zahle den Kindern meiner Begleiter die Schule in Timbuktu, damit sie einst eine bessere Zukunft haben.»
Nach seiner Reise, im Februar 07, wird Andrea Vogel zusammen mit dem Berner Liedermacher Dänu Brüggemann auf Tournee gehen und seine Erlebnisse mit Songs und Geschichten unter die Leute bringen.
swissinfo, Gaby Ochsenbein
Andrea Vogel wurde 1958 in Grüsch geboren und wuchs im Kanton Graubünden auf.
Er ist gelernter Kunststofftechniker.
Zwischen 1985 und 1991 leitete er verschiedene Expeditionen in Afrika, im Himalaya, in Russland und in den Anden.
Er hat zwei Einträge im Guiness-Buch der Rekorde. Darunter die Grenztour-Schweiz von 1992: Damals bezwang er 11 Viertausender an einem Tag, 151 Gipfel insgesamt.
Die Orion-Tour beginnt am 1. Januar 06 in Timbuktu, Mali, und führt über 3010 km nach Marrakesch, Marokko. Die Expedition soll rund drei Monate dauern.
Die UNO hat das Jahr 2006 zum Internationalen Jahr der Wüsten und Wüstenbildung erklärt. Thema in diesem Jahr sind die Risiken und die Bekämpfung der Versteppung.
Die UNESCO (UNO-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation) spielt bei der Erforschung der Wüsten eine Vorreiterrolle.
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