Schlechtere Luft und mehr Lärm
Die Sperrung des Gotthard-Tunnels hat der San-Bernardino-Achse nicht nur mehr Verkehr beschert: Die Stickoxid-Immissionen haben sich mehr als verdoppelt.
Während die Luft im Urner Reusstal und in der Leventina – also entlang der Gotthardroute – seit dem 24. Oktober spürbar besser ist, stiegen die Stickoxid-Immissionen, der NOX-Wert, in Roveredo TI um 160, in Chur um 70 Prozent. Die Belastung mit Feinstaub (PM10) nahm an der A13 um 25 Prozent, jene mit Russ um 100 Prozent zu. Das geht aus dem am Dienstag publizierten Bericht der Umweltschutzämter von Graubünden, Uri und Tessin hervor.
Anderseits ist im Reusstal und in der Leventina die NOX- Belastung in Strassennähe um 50, an autobahnfernen Standorten um 25 Prozent zurückgegangen. Die Entlastung ist weniger ausgeprägt als die Zunahme an der A13. Dies weil der Nord-Süd-Verkehr über den Gotthard nicht vollständig unterbunden wurde.
Die Lastwagen sind für einen grossen Teil der strassenverkehrsbedingten Schadstoffe verantwortlich. So stösst beispielsweise ein durchschnittlicher LKW bei einer Fahrt auf der Autobahn gleichviel Stickoxide aus wie 7,3 Personenwagen.
Lärmpegel – hörbare Verlagerung
Deutlich hörbar ist die Veränderung des Lärmpegels. Die Verlagerung des Schwerverkehrs führte zu einer Reduktion von rund 8 Dezibel (dB) auf der Gotthard-Achse. Davon entfallen 5 dB auf den Schwerverkehr und 3 dB auf den um die Hälfte verringerten Personenwagen-Anteil.
Vor der Sperrung des Tunnels durchquerten an Werktagen durchschnittlich 5000 Lastwagen den Gotthard, an Spitzentagen bis zu 6000. Nach der Sperrung gab es nur noch unbedeutenden LKW-Verkehr über den Gotthardpass.
Dagegen nahm die LKW-Frequenz am San Bernardino von durchschnittlich 650 auf 2700 LKW pro Tag zu; an Spitzentagen sind es bis zu 4000. Der Personenwagen-Verkehr verdoppelte sich.
Die Jahresfrequenz des Gotthard-Strassentunnels lag bisher bei 6,8 Mio. Fahrzeugen, davon 1,2 Millionen oder 18 Prozent Lastwagen. Am San Bernardino verkehrten üblicherweise rund 2,2 Mio. Fahrzeuge, davon 125’000 oder 6 Prozent LKW.
Ein Lastwagen so laut wie zehn PW
Ein Lastwagen verursacht ungefähr soviel Lärm wie zehn Personenwagen. Entsprechend weisen die weitgehend LKW-freien Sonntage markant tiefere Belastungen auf. Ebenfalls ausserordentlich tiefe Werte wurden am 1. November 2001 gemessen, als an der Grenze kein Schwerverkehr abgefertigt wurde.
swissinfo und Agenturen
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