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Schweiz: Hochwasser fordert zwei Tote

Montag vormittag: Überflutete Strasse in Emmenbrücke bei Luzern. Keystone

Im Entlebuch bei Luzern sind zwei Feuerwehrleute bei einem Erdrutsch getötet worden. Besonders betroffen vom Dauerregen sind Zentralschweiz und Mittelland.

Der Dauerregen wird am Montag anhalten. Eine Entspannung ist nicht in Sicht. Mehrere Bahnstrecken sind unterbrochen. Flüsse und Bäche traten über die Ufer.

In mehreren Kantonen besteht zur Zeit Hochwasseralarm. Die Behörden erwarten ein weiteres Ansteigen der Wasserpegel. Besonders in der Zentralschweiz ist der Verkehr auf Schiene und Strasse stark behindert.

Wann die Linien im Fern- und Regionalverkehr wieder befahrbar sind, lässt sich derzeit nicht absehen. Der Güterverkehr ist ebenfalls betroffen.

Kein Zug mehr zwischen Zürich und Italien

Gesperrt sind derzeit zahlreiche Haupt-Verkehrsachsen, wie SBB-Sprecher Roger Baumann am Montag sagte. Betroffen seien in beiden Richtungen die Linien Luzern-Langnau-Bern sowie Luzern-Olten-Basel. Hier gebe es beschränkt einen Busersatz.

Der Verkehr auf der Gotthard- und der Lötschberg-Linie sei ebenfalls eingestellt worden.

Der gesamte Fernverkehr ab Zürich-Hauptbahnhof ins Tessin und Richtung Italien stehe still. Gesperrt sei ferner die Zugverbindung Zug-Arth-Goldau-Lugano.

Entlebuch und Zentralschweiz

Im Hochwasser-Bereich ist die Situation im Entlebuch im Kanton Luzern besonders kritisch.

Im Entlebuch sind bei Bergungsarbeiten zwei Feuerwehrleute von einem Erdrutsch verschüttet worden und konnten nur noch tot geborgen werden. Dies teilte die Kantonspolizei Luzern am frühen Montagmorgen mit.

In der Nacht hatte sich im Kanton Luzern die Hochwasserlage verschärft. Der Dauerregen wird anhalten. Eine Entspannung ist nicht in Sicht.

In Wolhusen und Emmen heulten um 02.00 Uhr morgens die Sirenen, weil die kleine Emme bei Wohlusen, Malters und Emmenbrücke über die Ufer trat. In Emmenbrücke, wo die kleine Emme in die Reuss mündet, steht ein ganzes Quartier unter Wasser. Der Schulbeginn ist verschoben worden.

Stark betroffene Zentralschweiz

Die Bevölkerung wurde per Radio aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Die Menschen sollten ihre Häuser nur noch verlassen, wenn sie von den Behörden dazu aufgefordert würden, liessen die Luzerner Behörden per Radio DRS mitteilen. Weiter sollten sie sich von Gewässern fern halten.

Im Kanton Obwalden sind weite Teile von der Umwelt abgeschnitten, Dutzende von Erdrutschen gingen nieder. Der Pegel des Sarnersees überschritt in der Nacht die Hochwassermarke.

Auch im Kanton Schwyz sind mehrere Strassen überschwemmt und zahlreiche Gebäude überflutet. Gesperrt sind die Strassen Arth-Walchwil und Immensee-Arth. Auf diversen Nebenstrassen ist der Verkehr auf Grund übergelaufener Bäche behindert.

Hochwasser auch in Bern, Aargau und Freiburg

Im Kanton Bern liessen die Regenfälle in der Nacht zum Montag den Thunersee rasch und auch den Brienzersee ansteigen. Der Thunersee überschritt um 08.10 Uhr die Schadengrenze von 558.30 Metern.

Wegen der anhaltenden Regenfälle steigt der Seespiegel pro Stunde um 5 Zentimeter an. Die Schleusen in Thun sind seit Sonntagnachmittag vollständig geöffnet. Die Schiffahrt auf dem Thunersee wurde eingestellt.

Im Emmental führen die Flüsse Emme und Ilfis Hochwasser. Mehrere Erdrutsche gingen nieder.

In der Stadt Bern wurde das an der Aare gelegene Mattequartier für den Durchgangsverkehr gesperrt. Die Strassen stehen rund 50 Zentimeter unter Wasser. Rund 100 Personen wurden evakuiert.

Tierpark Dählhölzli: Biber drohen zu entweichen

Das letzte Mal war es während des “Jahrhundert-Hochwassers” 1999 zu Evakuierungen gekommen. Der Berner Tierpark Dählhölzli befindet sich auf Grund des Aarehochwassers im Ausnahmezustand. Im flussnahen Kinderzoo wurden Esel und Ponys evakuiert. Steigt das Wasser weiter, drohen wie 1999 die Biber zu entweichen.

Auch im Kanton Aargau herrscht nach den intensiven Regenfällen akute Hochwasser-Gefahr. Im Aargauer Reusstal ist die Lage kritisch, die Reuss hat um Mitternacht die Hochwasserlinie überschritten. Der kantonale Führungsstab erwartet ein weiteres Anschwellen des Wasserstandes.

Auch aus dem Kanton Freiburg wurden Überschwemmungen und Erdrutsche gemeldet.

Ostschweiz: Alarmbereitschaft

Die Regionen in der Ostschweiz stehen in Alarmbereitschaft. Man rechnet, dass auch dort die Flüsse im Verlauf des Montags über die Ufer treten. Für die Flüsse Thur und Sitter mussten die Behörden zudem Hochwasseralarm geben.

Es sei mit einer Überflutung des Thurvorlands zu rechnen. In den Gemeinden entlang der Flüsse wurden die Feuerwehren aufgeboten. Dammwachen beobachten die Entwicklung und alarmieren gefährdete Anwohner. Die Lage sei aber insgesamt nicht dramatisch.

swissinfo und Agenturen

Im Voralpengebiet, von Freiburg bis in die Zentralschweiz, sind am Sonntag bis 110 Millimeter Regen pro Quadratmeter niedergegangen.
Bis Dienstag-Vormittag werden weitere 70 Millimeter erwartet.

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