Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Schweiz im Banne des Tiefdrucks

Seit Freitag regnet es in der Schweiz ohne Unterbruch. Keystone

Nach Dauerregen über das Wochenende steht die Schweiz weiterhin unter dem Einfluss eines grossen Tiefdruckgebiets. Experten erwarten noch mehr Regen.

Thomas Bucheli, Leiter der Redaktion Meteo von Fernsehen DRS, erklärt die Wettersituation und welche Regionen am meisten gefährdet sind.

swissinfo: Thomas Bucheli, wie kam es zur Wettersituation, die sich am Montagmorgen in der Schweiz zeigte?

Thomas Bucheli: Grundsätzlich war ja schon im Laufe des Freitags eine Kaltfront da, die sich Richtung Alpen näherte. Auf der Vorderseite hatten wir sehr feuchte und vor allem auch instabil geschichtete Luft. Das hat dort bereits flächendeckend zum Teil sehr intensive Regengüsse oder Gewitter gebracht.

In der Folge hat sich dann in grösserer Höhe ein so genannter Kaltluft-Tropfen, also ein Schwall kühler Luft, über die Schweiz hinweggeschoben. Und darin eingelagert gab es weitere, ebenfalls verbreitete, gewittrige Regengüsse.

Und jetzt hat sich ein Tiefdruckgebiet gebildet über dem Golf von Genua. Dieses zieht ganz langsam über die Ostalpen hinweg nach Nordost-Europa. Aber es schaufelt eben auf seiner Vorderseite aus Südosten respektive Osten nach wie vor sehr feuchte Luft zu den Voralpen.

Diese feuchte Luft wird dort gestaut und führt nun dazu, dass es anhaltend und weiterhin ergiebig geregnet hat und auch weiterhin noch regnen wird.

swissinfo: Wie geht es weiter mit dem Dauerregen?

T.B.: Es wird schon im Verlaufe des heutigen Tages allmählich eine Beruhigung geben. Ich denke, dass vor allem die westlichen Voralpen allmählich nicht mehr betroffen sein werden von dieser feuchten Luft.

Dafür schiebt sich eher jetzt noch ein Schwall von dieser regenreichen Luft Richtung östlicher Voralpen, Nordbünden, Glarnerland. Dort werden bis zum Abend noch weitere zum Teil recht ergiebige Niederschläge erwartet.

Es gibt zwischendurch mal Pausen, aber erst gegen Abend können wir dann davon ausgehen, dass es eine Entspannung gibt, weil dann das Tief abzieht, der Nachschub an Feuchtigkeit nachlässt.

Und dann kommt es eben noch darauf an, was von oben her in die Flüsse geht. Aber ich denke, das wird den Höchststand der Pegel dann doch definitiv überschritten haben.

swissinfo: Welche Gebiete sind vor allem von Hochwassern gefährdet?

T.B.: Es war vor allem das westliche Mittelland betroffen, Freiburgerland und Bernbiet Richtung Zentralschweiz, Obwalden. Aber auch in der Region des Kantons Zug und am oberen Zürichsee sind recht beträchtliche Niederschlagsmengen gefallen.

Betroffen ist natürlich vor allem die Emme, aber auch die Aare ist jetzt sehr hoch. Und das Entlebuch. Wir haben aber auch gleichzeitig recht hohe Wasserstände in den östlichen Landesteilen, an den Voralpenflüssen. Ich spreche da vor allem die Thur an, aber auch die Reuss. Dort wird es vermutlich in den nächsten Stunden noch recht prekär werden.

swissinfo: Ist dieser Sommer ein nasser Sommer?

T.B.: Wir hatten vor allem im August wirklich eine eher schlechte Sommerwetterlage. Auffallend war natürlich, dass es immer wieder die Wochenenden erfasst hat. Und das hat wahrscheinlich bei den Leuten den Eindruck von Nässe hinterlassen. Wir hatten zwischendurch mal trockene und schönere Phasen.

Aber ich denke, wenn wir den Sommer als Ganzes sehen, dann war der Juni sehr schön und heiss, der Juli mittelmässig und jetzt der August wahrscheinlich doch zu nass und vermutlich auch etwas zu feucht.

Ein längerfristiges Modell der MeteoSchweiz hat vorausgerechnet, dass der Herbst eher wieder etwas freundlicher werden dürfte, und auch relativ warm.

swissinfo-Interview: Christian Raaflaub

In der Zentralschweiz, dem Berner Oberland und den Freiburger Voralpen fielen bis Montagmorgen 50 bis 80 Liter Regen pro Quadratmeter.
Im Napf wurden 127 Liter gemessen.
Experten rechnen in der Nacht auf Dienstag mit weiteren 30 bis 50 Litern.

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft