Schweiz schneidet bei Gleichstellung schlecht ab
Frauen in der Schweiz sind im internationalen Vergleich weiterhin benachteiligt. In einer WEF-Studie liegt die Schweiz unter 128 Ländern auf Rang 40. Im Vorjahr war sie noch auf Platz 26.
Führend im Bereich der Gleichstellung sind nach wie vor die nordischen Länder.
In einer Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF) zur Gleichstellung der Geschlechter liegt die Schweiz unter 128 Ländern auf Rang 40. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie um 14 Plätze schlechter geworden.
Das WEF untersuchte die Länder auf geschlechterspezifische Ungleichheiten in Wirtschaft, Politik und Bildung.
An der Spitze des so ermittelten so genannten Gender Gap Index liegen unverändert die skandinavischen Länder Schweden, Norwegen und Finnland.
Die Schweiz sackt im Vorjahresvergleich hingegen vom 26. auf den 40. Rang ab. Sie musste sich nicht nur von vielen anderen europäischen Staaten geschlagen geben, sondern auch von Ländern wie Kuba, Weissrussland oder Lesotho.
Frankreich und Italien noch schlechter
Noch schlechter als die Schweiz schneiden allerdings die Nachbarländer Frankreich und Italien ab.
Der Rückfall der Schweiz sei vorab auf grössere Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern zurückzuführen, sagt Saadia Zahidi, eine der Mitverfasserinnen der Studie und Leiterin des Women Leaders Programme beim WEF, gegenüber swissinfo.
Dies sei das Resultat einer durch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) vorgenommenen Korrektur seiner Einkommensberechnungen. So wurde im letzten Jahr für die Schweiz noch mit einem durchschnittlichen Einkommen für Frauen von 29’000 Dollar und für Männer von 32’000 Dollar gerechnet.
Nach der Indexkorrektur liegt das Durchschnittseinkommen für Frauen nun bei 25’000 Dollar, jenes für Männer dagegen bei 41’000 Dollar.
Ganz am Schluss des Index figurieren Jemen, Tschad, Pakistan und Nepal.
Verringerte und vergrösserte Unterschiede
«Wir hoffen, dass der Bericht dazu beiträgt, die Entscheidungsträger für die Geschlechtergleichberechtigung zu sensibilisieren und einen intensiveren Austausch über diese Thematik zu fördern», sagt Saadia Zahidi.
Insgesamt stellt der Bericht fest, dass sich der geschlechterspezifische Unterschied in der Bildung verringert, die politische Teilhabe beider Geschlechter angeglichen sowie die gleichberechtigte Teilnahme am Wirtschaftsleben zugenommen habe.
Demgegenüber habe sich die Geschlechterkluft beim Beurteilungskriterium Gesundheit vergrössert.
Für WEF-Gründer Klaus Schwab ergibt sich in dem Masse, in dem sich Politik und Wirtschaft vermehrt des globalen Fachkräftemangels bewusst werden, eine erhöhte Notwendigkeit, bestehende Chancenungleichheiten zwischen den Geschlechtern auszuräumen und alle Talentpotenziale zu erschliessen.
swissinfo und Agenturen
In der Schweiz hat sich der Frauenanteil in den Parlamenten seit der Einführung des Frauenstimmrechts 1971 von 5 auf 25% erhöht.
Sie liegt damit innerhalb der 190 Länder auf Rang 31.
2004 betrug der Durchschnittslohn für eine Frau 4735 Fr., fast 20% niedriger als für einen Mann (5910 Fr.).
75% der Männer über 15 hatten eine Anstellung, aber nur 60% der Frauen.
57% der Frauen hatten eine Teilzeitbeschäftigung, gegenüber 12% der Männer.
8 von 10 Frauen, die mit einem Partner lebten und Kinder hatten, bezeichneten sich als Hausfrauen.
Der Anteil der Frauen an der Erwerbsquote stieg in der Schweiz zwischen 2001 und 2005 um 1,5 auf 74,7%.
2006 machten die Frauen 45,9% aller erwerbstätigen Personen aus.
2006 arbeiteten 57,9% der Frauen in der Schweiz Teilzeit (EU: 32,4%).
Auf allen europäischen Arbeitsmärkten nimmt der Anteil teilzeitbeschäftigter Frauen zu (2001 – 2006): in der Schweiz um 8,2% (EU: +17,8%).
Im gleichen Zeitraum nahm der Anteil vollbeschäftigter Frauen in der Schweiz nur um 1,4% zu (EU: +2,6%).
85,8% der Frauen in der Schweiz arbeiten im Dienstleistungssektor.
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