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Schweiz von Strom-Blackout in Europa verschont

In Frankreich waren rund 5 Mio. Menschen vom Stromblackout betroffen. Keystone

In Europa wären am Samstag Abend beinahe alle Lichter ausgegangen: Der totale Blackout konnte jedoch verhindert werden. Die Schweiz war davon nicht betroffen.

Die Ursache der Panne lag bei zwei Hochspannungsleitungen in Deutschland. Der daraus entstandene Domino-Effekt warf die Stromerzeugung Westeuropas aus dem Gleichgewicht.

Die Stromversorgung in der Schweiz habe aufrecht erhalten werden können, sagte Monika Walser, Kommunikationsverantwortliche von ETRANS, der Koordinationsstelle des Schweizer Übertragungsnetzes.

Die Sprecherin führte dies auf die rasche und professionelle Reaktion der ETRANS-Leute nach dem Frequenzabfall um 22.10 Uhr wegen des Ausfalls des Höchstspannungsnetzes aus Deutschland zurück.

Innert Minuten seien die Schweizer Pumpspeicherkraftwerke abgestellt worden, wodurch 1200 Megawatt weggenommen und der Stromimport aus Deutschland entlastet worden sei.

Gleichzeitig fuhr ETRANS die Produktion der Schweizer Kraftwerke sukzessive hoch. Zwischen 02.00 und 03.00 Uhr am Sonntag habe sich die Situation dann normalisiert.

28.9.03: Positive Lehren

Der Zwischenfall war laut Walser nicht mit jenem vom 28. September 2003 vergleichbar, als nach einem Ausfall von Höchstspannungsleitungen in der Schweiz die Stromversorgung in halb Italien ausgefallen war.

Man habe aber von den Lehren aus diesem Ereignis und den seither gestärkten Kompetenzen als Netzkoordinatorin profitiert, sagte die ETRANS-Sprecherin. Die ETRANS war nach dem Blackout in Italien international unter Beschuss geraten.

Millionen Betroffene

Vom Stromunterbruch am Samstagabend betroffen waren fünf Millionen Menschen in Frankreich und Hunderttausende Haushalte in Deutschland, Belgien, Italien, Spanien, Holland und Österreich. Kurz nach 22.00 Uhr gingen die Lichter aus.

Auslöser sei eine Panne bei zwei Hochspannungsleitungen im deutschen Stromnetz gewesen, sagte Pierre Bornard vom französischen Zulieferer RTE. Dieses riesige Energiedefizit in Deutschland habe die Stromerzeugung in Europa aus dem Gleichgewicht geworfen.

Der Sprecher des deutschen Netzbetreibers RWE Rhein-Ruhr, Theo Horstmann, sagte: «Wir haben in europäisches Verbundnetz. Insofern kann eine Störung tatsächlich weit reichende Auswirkungen in mehreren Ländern haben.»

«Wir wissen immer noch nicht genau, woran es gelegen hat», sagte eine Sprecherin des deutschen Stromversorgers E.ON am Sonntag. Die Techniker der Firma seien seit Stunden damit befasst, eine Analyse der Panne zu erstellen. «Es ist in gewisser Weise ohne Grund passiert», erläuterte sie weiter.

Die endgültige Klärung des Stromausfalles werde Tage, wenn nicht Wochen dauern.

swissinfo und Agenturen

Vor ein wenig mehr als drei Jahren geriet die Schweiz wegen eines Strom-Blackouts ins Rampenlicht. Nachdem am 28. September 2003 ein Baum die Hochspannungsleitung am Lukmanier unterbrochen hatte, wurde vor allem Italien von einem Blackout betroffen.

Die unterbrochene Leitung sollte Strom von der Schweiz nach Italien transportieren. Frankreich und Italien beschuldigten darauf die Schweizer Netzbetreiber, falsch reagiert zu haben. Diese Kritik wurde von der ETRANS zurückgewiesen.

Auch die Schweiz selbst wurde am 22. Juni 2005 von einem bemerkenswerten Strom-Blackout betroffen: Eine überlastete Hochspannungsleitung in der Zentralschweiz verursachte eine gigantische Panne des Eisenbahnnetzes. Rund 2000 Züge und 200’000 Reise waren für mehrere Stunden blockiert worden.

In der Schweiz wird rund ein Fünftel des Energiebedarfs mit Strom gedeckt. Wasserkraftwerke mit Stauseen produzieren einen Drittel des inländischen Stroms, Flusskraftwerke einen Viertel und Kernkraftwerke 40%.

Als Strom-Importeur wünscht die Schweiz ein neues bilaterales Abkommen mit der Europäischen Union (EU) im Bereich Strommarkt. Es sollte die Sicherheit der Versorgung, den Zugang zum Markt und die Förderung der erneuerbaren Energien regeln.


Die Schweizer Bevölkerung hat 2002 die Liberalisierung des Strommarktes in einer Volksabstimmung abgelehnt. Ein neues Gesetz ist in Vorbereitung. Es sieht vor, den Markt in zwei Phasen zu öffnen und soll frühestens 2008 in Kraft treten.

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