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Schweizer Artenschutz wird «europäisiert»

Lebensraum Seerosengesellschaft. (Bild: Smaragd) Lebensraum Seerosengesellschaft. (Bild: Smaragd)

Der Artenschutz soll in der Schweiz um die europäische Dimension erweitert werden. Naturschutz-Organisationen haben 139 so genannte "Smaragd"-Kandidaten vorgestellt.

Die Behörden sollen nun Schutzgebiete bestimmen.

Das «Smaragd»-Programm verstehe sich als Ergänzung zu den bereits geschützten Gebieten, sagte Projektleiter Walter Vetterli vom World Wide Fund for Nature (WWF) am Donnerstag vor den Medien.

Projekt des Europarats

Im Vordergrund des Programms stehe nicht der Biotopschutz. Vielmehr sollen zusammenhängende Umwelteinheiten unter Schutz gestellt werden, um die «Smaragd»-Arten und -Lebensräume vor äusseren Einflüssen zu schützen und die natürlichen Erscheinungen zu erhalten, auf die sie angewiesen sind.

Die Idee, eine Reihe von Lebensräumen und Arten (so genannte Hot Spots) unter Schutz zu stellen, gehe auf die Berner Konvention zur Schaffung von Schutzgebieten von besonderem Interesse (ZISC) von 1989 zurück, erklärte Vetterli. Das Sekretariat der Konvention ist der Europarat.

129 Kandidaten bestimmt

WWF, Schweizer Vogelschutz (SVS) und die Vogelwarte Sempach haben in der Schweiz 89 «Smaragd»-Arten (ohne Vögel) bestimmt. Für die Standortbestimmung wurden aber nur 63 Arten berücksichtigt, da einige Arten bereits aus der Schweiz verschwunden sind, oder nur vereinzelt vorkommen.

Aufgelistet wurden acht Gruppen von Organismen. Dazu kommen 9 Moose, 2 Farne, 5 Einkeimblättrige, 8 Zweikeimblättrige, 4 Schnecken, 1 Muschel, 1 Krebs, 19 Insekten, 4 Libellen, 7 Käfer, 8 Schmetterlinge, 19 Fische, 5 Amphibien, 1 Schildkröte und 15 Säugetiere.

Bei den Vögeln schlagen SVS und Vogelwarte die bereits bestehenden 31 so genannten Important Bird Areas (IBA) als «Smaragd»-Kandidaten vor. Hier muss ein Land mindestens ein Prozent des Brutbestands einer gefährdeten oder auf Europa beschränkten Art beherbergen. Eine IBA muss wiederum mindestens ein Prozent des nationalen Brutbestands aufweisen.

Behörden sollen handeln

Aufgrund der von den Naturschutz-Organisationen zusammengestellten Daten wurde eine Karte mit den «Smaragd»-Kandidaten erstellt. Dafür erhielt das Schweizer Zentrum für die Kartografie der Fauna in Neuenburg einen Forschungsauftrag.

Bund, Kantone und Gemeinden müssten nun die «Smaragd»-Kandidaten rasch untersuchen und räumlich abgrenzen, erläuterte Andreas Weissen, Leiter des WWF-Alpenprogramms, das weitere Vorgehen. Anschliessend seien die Gebiete verbindlich zu bezeichnen und dem Europrat anzumelden.

Menschliche Aktivitäten werden in den «Smaragd»-Gebieten nicht verboten. Sie seien vielmehr erwünscht, wenn sie der Erhaltung der Arten und Lebensräume dienen, sagten die Verantwortlichen. Die Landwirtschaft soll für ökologische Ausgleichs-Flächen mit «Smaragd»-Arten oder -Lebensräumen höhere Beitragssätze erhalten.

Schliesslich soll mit dem «Smaragd»-Programm auch das Wissen über Lebensräume und Arten von europäischer Bedeutung in der Schweiz gesteigert werden. Dazu sollen Bund und Kantone Programme starten.

swissinfo und Agenturen

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