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Schweizer Beiträge zum Frankophonie-Gipfel

Abdou Diouf, Generalsekretär der Frankophonie-Organisation. www.francophonie.org

Im Vorfeld des 10. Frankophonie-Gipfels in Burkina Faso warnt der Schweizer Bundespräsident Joseph Deiss vor einer Verzettelung der Kräfte.

Der Zusammenschluss von französischsprachigen Ländern will in Ouagadougou eine Strategie beschliessen, die ihr mehr Schlagkraft verleihen soll.

«Frankophonie – weshalb?» Diese Frage, jüngst gestellt von der französischen Wochenzeitung «L’Express», widerspiegelt die Zweifel, welche die Organisation Frankophoner Länder (OIF) seit ihrer Gründung in den 1960er-Jahren begleiten.

Jacques-Simon Eggly, Genfer Nationalrat und Mitglied der Schweizer Parlaments-Delegation in Ouagadougou, ist dagegen vom politischen Gewicht der OIF überzeugt. Als Beweis führt er die Länder an, welche der Organisation beitreten wollen.

Gegen anglo-amerikanischen Hegemonie

«Neben der Verteidigung der französischen Sprache setzt sich die Frankophonie ein für den Respekt französischsprachiger Minderheiten und die kulturelle Diversivität», so Eggly. Dies vor allem angesichts der anglo-amerikanischen Hegemonie.

Das Ziel, anders formuliert: «Die Globalisierung, die grösste Herausforderung der Gegenwart, menschlicher gestalten», wie Blaise Compaoré, der Präsident Burkino Fasos, in der französischen Zeitung «Le Monde» schrieb. Compaoré ist Gastgeber des Frankophonie-Gipfels in Ouagadougou, an dem rund 30 Staats- und Regierungschefs teilnehmen.

Kulturelle Vielfalt bewahren

Fromme Wünsche, meinen Skeptiker. Dennoch kann sich die OIF auf ihre Fahne schreiben, dass sie eine entscheidende Rolle bei der Ausarbeitung der Unesco-Konvention zur kulturellen Vielfalt gespielt hat.

Die Konvention hat zum Ziel, die Kulturindustrie vor dem Zugriff des globalisierten, von den USA dominierten Marktes zu schützen. Sie wird voraussichtlich im nächsten Jahr in Kraft gesetzt.

Profilierte Organisation

Die OIF sei sich bewusst, dass sie noch effizienter werden müsse, so der Generalsekretär Abdou Diouf aus Senegal. Oberstes Ziel des Gipfels sei es deshalb, einen strategischen Rahmen für die nächsten zehn Jahre auszuarbeiten, sagte Joseph Deiss. Der Bundespräsident führt in Burkino Faso die Schweizer Delegation an.

«Die Schweiz schlägt vor, dass sich die verschiedenen Mitglieder der OIF in Kooperations-Pools gruppieren, um wichtige Projekte umzusetzen.» Mit der Realisierung solcher Projekte werde die Frankophonie für die Bevölkerung zudem fassbarer. Deiss verweist auf den französischen Fernseh-Kanal TV5, dessen Gründung von der OIF initiiert worden sei.

Die Schweiz wird sich am Gipfel ferner für lokale Multimedia-Zentren einsetzen. Damit solle der Nord-Süd-Graben verringert werden.

Gefahr der Verzettelung

Teil des anvisierten strategischen Zehnjahres-Rahmens soll auch eine gemeinsame Wirtschaftspolitik sein. Als konkretes Instrument soll der Mikrokredit dienen. Mikrokredite aber sind bereits wichtiger Bestandteil zahlreicher Programme, welche von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in armen Ländern unterstützt werden.

«Die Schweiz hat deshalb gewisse Vorbehalte gegen eine Frankophonie, die auch wirtschaftliche Ziele verfolgt», sagt Deiss. «Die OIF sollte ihre Kräfte nicht allzu sehr in Projekten einsetzen, die bereits von anderen internationalen Organisationen geführt werden.»

Traurige Aktualität

Auf der Agenda stehen aber auch aktuelle politische Themen, so die gespannte Situation in Côte d’Ivoire. Deiss erinnert daran, dass die Schweiz seit letztem Sommer ein Programm zur Versöhnung der zerstrittenen Parteien und Gruppierungen im afrikanischen Land unterstützt.

Ziel sei es, Gesetzesreformen zum Durchbruch zu verhelfen, die das ivoirische Parlament berate. Die Schweiz wird laut Deiss aber auch die Abhaltung von freien und demokratischen Wahlen unterstützen, die für Oktober 2005 vorgesehen sind.

swissinfo, Frédéric Burnand
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Künzi)

Der 10. Gipfel der Frankophonie vom 26. und 27. November findet in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, statt.

Generalsekretär der Frankophonie-Organisation ist Abdou Diouf, der frühere Präsident Senegals.

Der Frankophonie-Organisation gehören mehr als 50 Staaten an. Sie repräsentiert rund 500 Mio. Menschen. Die Schweiz gehört zu den wichtigsten Geldgebern.

Zeitgleich mit dem Frankophonie-Gipfel feiern die Schweiz und Burkina Faso die 30 Jahre alte Entwicklungs-Partnerschaft.
Ausgelöst worden war die Zusammenarbeit durch die Dürrekatastrophen der 1970er-Jahre.
Heute unterstützt die Schweiz in Burkina Faso rund 18 Projekte; die Kosten belaufen sich auf rund 22 Mio. Franken pro Jahr.
Die Programme laufen hauptsächlich über Akteure der Zivilgesellschaft.

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