Schweizer Beitrag zur Klimadebatte
Der globale Klimawandel hat sich im 20. Jahrhundert mehr beschleunigt als in den letzten 22'000 Jahren, warnen Schweizer Wissenschafter.
Ihre Erkenntnisse beruhen auf der Untersuchung von Eisbohrkernen aus der Antarktis und Grönland. Sie bekräftigen die Schlussfolgerungen des UNO-Klimarates.
Im Jahr 2007 ist der Klimarat der Vereinten Nationen (Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC) in einer Reihe von Berichten zum Schluss gekommen, dass die Erwärmung des Planeten eine Tatsache ist. Die Meeresspiegel steigen an, Schnee- und Eisdecken befinden sich auf dem Rückzug.
Laut einer Studie von Klima-Wissenschaftern der Universität Bern, die in der aktuellen Ausgabe der «Proceedings of National Acadamy of Sciences of the United States of America» veröffentlicht wurde, gibt es klare Beweise dafür, dass die Treibhausgas-Konzentration – ein Indikator des Klimawandels – immer schneller ansteigt.
Die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre stieg während des 20. Jahrhunderts zehn mal schneller an als zu jeder anderen Zeit in den letzten 22’000 Jahren.
Der grösste Anstieg von CO2 in der vorindustriellen Zeit betrug 31 ppm (parts per million, zu deutsch Teile pro Million). Dazu brauchte es 1600 Jahre. Dagegen verzeichnete man allein in den letzten 20 Jahren einen Anstieg um 31 ppm.
«Die Geschwindigkeit des Klimawandels wirkt sich aus auf die natürlichen und sozio-ökonomischen Systeme sowie die Fähigkeit zur Regulierung und Anpassung an den Klimawandel», sagte Co-Autor Fortunat Joos gegenüber swissinfo.
Dies ist so, weil, wie die Studie unterstreicht, eine langsamere Veränderung mehr Zeit für eine Anpassung erlauben würde, als eine schnelle.
Temperatur-Rekonstruktion
Die Forscher kamen zu ihren Schlussfolgerungen durch die Analyse von Luftproben und im Eis gefangenen Luftblasen. Dank dieser Methode wurde eine Rekonstruktion des Klimas über einen Zeitraum von Tausenden von Jahren erst möglich.
«Die Herausforderung besteht darin, Temperatur-Datensätze aus verschiedenen Orten zu sammeln und auszuwerten», erklärt Joos.
«Statt direkt Temperatur-Aufzeichnungen auszuwerten, haben wir stellvertretend Treibhausgas-Konzentrationen untersucht, da sie für ihre klimaverändernde Eigenschaft bekannt sind.»
Noch nie seien Schlussfolgerungen, dass sich der Klimawandel beschleunigt, in einer solchen Art und Weise nachgewiesen worden, sagte er.
Radiative Forcing
Der Einfluss von Treibhausgasen und natürlichen Emissionen ist unter den Wissenschaftern als «Radiative Forcing» bekannt. Es handelt sich dabei um eine Bilanz von in die Atmosphäre ein- und austretenden Strahlung.
Mit Radiative Forcing wird der Einfluss von antropogenen (menschlich generierten) und natürlichen Faktoren verglichen.
Antropogene Faktoren sind die aktuellen Änderungen bei den Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Methan, Stickoxiden. Zu den natürlichen Faktoren gehören Veränderungen bei der Sonneneinstrahlung und Emissionen aus aktiven Vulkanen.
Die Studie zeigt, dass die seit dem industriellen Zeitalter bestehenden antropogenen Faktoren weitgehend für den Klimawandel verantwortlich sind.
swissinfo, Dale Bechtel
(Adaption aus dem Englischen: Etienne Strebel)
Kohlendioxid (CO2) ist eines der für den Treibhauseffekt hauptverantwortlichen Gase und damit für die globale Erwärmung mitverantwortlich. In der Schweiz macht es rund 80% der schädlichen Emissionen aus.
Die anderen Gase sind Methan, Stickoxide und Kohlenwasserstoffe.
Trotz der ehrgeizigen Ziele zur Verminderung der Treibhausgas-Emissionen wurde deren Ausstoss in der Schweiz seit 1990 nur um 0,4% verringert.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch