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Schweizer Forscher ziehen mit EU-Kollegen gleich

Die Schweizer Forschenden erhalten leichter Zugang zu EU-Projekten. Keystone

Ab 1. Januar 2004 sind Schweizer Wissenschafterinnen und Wissenschafter in Forschungsprojekten der Europäischen Union ihren EU-Kollegen gleichgestellt.

Bern und Brüssel haben das bilaterale Abkommen über die Forschung entsprechend erneuert.

Das am 16. Juli abgeschlossene Abkommen räumt wichtige Hürden aus dem Weg, welche den Schweizer Forschenden in EU-Projekten bisher behinderten.

Die bilaterale Vereinbarung garantiert Wissenschaftern aus der Schweiz künftig genau die gleichen Rechte wie ihren Kollegen aus Europa. Damit können sie auch die Leitung eines Projekts übernehmen, was heute noch nicht möglich ist.

Und ganz allgemein können Vertreterinnen und Vertreter der Schweizer Wissenschaft direkt und gleichberechtigt bei der Umsetzung der europäischen Forschungspolitik mitwirken.

Das Abkommen muss zwar noch von den Parteien ratifiziert werden, aber Bern und Brüssel haben vereinbart, dass es auf jeden Fall Anfang nächsten Jahres in Kraft tritt.

200 Millionen pro Jahr

Weitere wichtige Neuerung: Die Schweizer Forschenden, welche an einem europäischen Projekt teilnehmen, werden nicht mehr vom Bundesamt für Bildung und Wissenschaft (BBW), sondern direkt von Brüssel bezahlt.

Für das 6. Forschungs- und Entwicklungsrahmenprogramm will die EU bis 2006 rund 26 Mrd. Franken einsetzen. Die Summe setzt sich aus den Beiträgen der Teilnehmerstaaten zusammen.

Durch ihren Beitritt zum europäischen Forschungsklub trägt die Schweiz natürlich auch zu dessen Finanzierung bei. Der Anteil jedes Landes wird aufgrund seines Bruttoinlandprodukts errechnet. Ab 2004 wird Bern also jedes Jahr zwischen 200 und 220 Millionen Franken beizusteuern haben.

Das sind etwas mehr als 10% der gesamten öffentlichen Ausgaben, welche Bund und Kantone jedes Jahr in die Forschung investieren.

Bisher nur «Mitläufer»

Eigentlich beteiligt sich die Schweiz bereits seit fünfzehn Jahren an den Programmen für Forschung und technologische Entwicklung der EU. Zunächst hielt sich ihr Engagement in bescheidenem Rahmen, bald aber nahm es Jahr für Jahr zu.

1992 noch beteiligte sich die Schweiz mit lediglich 11 Mio. Franken daran. 2002 jedoch subventionierte Bern über 1400 aktive Teilnehmende mit bereits über 120 Mio. Franken.

Entscheid von Fall zu Fall

Doch trotz der immer ausgeprägteren Präsenz der Schweizer Forschenden hatten diese nicht die gleichen Rechte wie ihre europäischen Kollegen.

Ob sie an einem Gemeinschaftsprogramm teilnehmen können, muss zur Zeit noch von Fall zu Fall entschieden werden. Und von einigen Bereichen sind sie ganz ausgeschlossen. Ihre Arbeit wird zudem nicht von Brüssel, sondern vom Bundesamt für Bildung und Wissenschaft (BBW) finanziert.

Keine Länderquote bei Projekt-Verteilung

Mit dem 6. Rahmenprogramm will die EU ihre Anstrengungen auf jene Bereiche konzentrieren, in denen die kontinentale Zusammenarbeit einen eindeutigen Mehrwert bringt.

Demnach wurden sieben Schwerpunktbereiche festgelegt, unter anderem Biotechnologie, intelligente Materialien und nachhaltige Entwicklung. Es sind Bereiche, in denen die Schweiz über ein ausgewiesenes Know-how verfügt.

Bei der Zuteilung der Mandate gibt es aber keine Staatsquoten. Der europäische Segen kommt vielmehr den besten Projekten zugute.

„Die Schweiz hat viele Trümpfe in den Bereichen Medizin, Umwelt, Informatik, Telekom und auch intelligente Materialien“, bestätigt Paul-Erich Zinsli, stellvertretender Direktor des BBW und Leiter der Delegation, die das neue Abkommen mit Brüssel ausgehandelt hat.

Stiefkind Humanwissenschaften

Es überrascht nicht, dass die exakten Wissenschaften den Löwenanteil des 6. Rahmenprogramms erhalten. Von den sieben von der EU definierten Schwerpunktbereichen ist für die Humanwissenschaften nur gerade mal ein Bereich reserviert. Er firmiert zudem unter dem ziemlich verschwommenen Titel „Bürger und Gouvernanz in einer Wissensgesellschaft“.

Dass die Humanwissenschaften zu kurz kommen, weiss auch Zinsli. Er verspricht aber, dass die Schweiz alles unternehmen wird, um diesen vernachlässigten Teil der Forschung zu fördern. Auf europäischer wie auf nationaler Ebene.

swissinfo, Marc-André Miserez

(Übersetzung: Charlotte Egger).

Das 6. Forschungs- und Entwicklungsrahmenprogramm kostet bis 2006 rund 26 Mrd. Franken

Ab 2004 steuert Bern jedes Jahr zwischen 200 und 220 Mio. Franken bei.

2002 unterstützte das BWW 1400 aktive Teilnehmende mit 120 Mio. Franken.

Das bilaterale Abkommen bringt Schweizer Forschern die Gleichberechtigung mit EU-Kollegen.

Neu können Schweizer EU-Projekte leiten.

Sie werden von Brüssel entlöhnt, nicht mehr von Bern.

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