Schweizer haben weniger Medikamente gekauft
Das Wachstum des Medikamenten-Markts in der Schweiz ist 2004 auf den tiefsten Stand seit über 10 Jahren gefallen. Das Marktvolumen stieg nur um 4,5%.
Grund für die Abschwächung waren vor allem rückläufige Verkaufsmengen und ein boomender Generika-Markt.
Das Marktvolumen kletterte 2004 lediglich um 4,5% auf 4,05 Mrd. Franken. In den Jahren davor lagen die Zuwächse zwischen 6,5 und 9,7%, wie Vertreter der Schweizer Pharmaindustrie am Donnerstag bekannt gaben. Damit lag die Schweiz deutlich unter dem 7-%-Wachstum des Weltmarktes.
Zu schaffen machen der Branche die rückläufige Verkaufsmenge sowie der Generika-Markt. Der Rückgang der Menge abgesetzter Medikamente fiel 2004 deutlich höher aus als in den vergangenen Jahren. Die Hersteller gaben noch 168,3 Mio. Packungseinheiten in den Verkauf weiter. Das sind 3,3% weniger als im Vorjahr.
Generika-Boom
Einen weiteren Höhenflug konnte der Generika-Markt verbuchen. Das Volumen der kassenpflichtigen Generika kletterte um weitere 30%. Damit verdreifachte sich der Markt seit dem Jahr 2000 auf 184 Mio. Franken.
Dieser Trend sei nicht nur auf den Ablauf des Patentschutzes umsatzstarker Medikamente zurückzuführen, sondern auch auf die vermehrte Verschreibung von Generika durch Ärzte und Apotheken, sagte Thomas Binder vom Marktdatenanbieter IMS Health.
Der Generika-Markt habe zwar eine rosige Zukunft vor sich, diese sei jedoch nicht grenzenlos. Ihr Marktanteil könne von heute 6 auf maximal 16,7% gesteigert werden. «Zwei Drittel des Schweizer Marktes sind patentgeschützt und für die Generika-Industrie nicht erschliessbar», sagte Binder.
Öfter zum Arzt
Einen weiteren Grund für das verlangsamte Wachstum sieht Binder im massiv schwindenden Absatz von freiverkäuflichen Arzneimitteln. Davon waren vor allem die Drogerien betroffen. Denn schon bei Bagatellerkrankungen konsultieren die Patienten immer öfters den Arzt und lassen sich kassenpflichtige Medikamente verschreiben.
Unter dem Vorjahreswachstum blieb auch der kassenpflichtige Medikamenten-Markt. Er stieg nur dank neuer, hochwirksamer Medikamente zur Behandlung von Krebs und Infektionen und für Organtransplantationen um 8% auf 3,14 Mrd. Franken.
Zulegen konnte hingegen das Spitalsegment, auch dies eine Folge der Einführung neuer Arzneimittel. Hier hätten höhere Investitionen in die Medikamente andere Gesundheitskosten positiv beeinflusst. Konkret könne der Spitalaufenthalt verkürzt werden, wenn moderne Arzneien verabreicht werden.
Innovationen gefordert
«Innovation ist der einzige Wachstumstreiber», sagte Binder. Vor allem Medikamente bei Krebs und Aids würden sich gut auf das Wachstum auswirken.
Aber auch die Forschung und Entwicklung von Arzneien gegen neue Krankheiten sieht Binder als dringend nötig: «Die Industrie ist verpflichtet, neue Produkte auf den Markt zu bringen.» Die Experten erwarten für das laufende Jahr ein Wachstum von 5,5 bis 6%.
swissinfo und Agenturen
2004 ist das Volumen des schweizerischen Medikamentenmarktes um 4,5% auf 4 Mrd. Franken geklettert.
In den Jahren zuvor lag der Zuwachs zwischen 6,5 und 9,7%.
Die Medikamenten-Produktion verringerte sich um 3,3% auf 168,3 Mio. Packungen.
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