schweizer häuser rund um die welt
Seit 2000 unterhält die Schweiz in Nordamerika und Asien eine Reihe von ungewöhnlichen Vertretungen für Wissenschaft und Bildung.
Diese so genannten Schweizer Häuser stellen eine Art Bindeglied zwischen Schweizer Bürgern – Akademikern und Innovatoren –, der Schweiz und dem jeweiligen Gastland dar.
Das erste Schweizer Haus wurde vor fast sechs Jahren in den USA, in Boston eröffnet. Es befindet sich in einem renovierten ehemaligen Supermarkt aus rotem Backstein auf halbem Weg zwischen Harvard und dem Massachusetts Institute of Technology.
«Unser erstes Ziel war es, ein Brückenkopf für Schweizer Wissenschaft und Bildung in der Region Boston zu sein. Wir wollten Wissenschaftern und Jungunternehmern, die in die USA gezogen waren oder einen solchen Umzug ins Auge fassten, helfen, am neuen Ort Fuss zu fassen», erzählt der Gründer des Hauses, Xavier Comtesse.
Das Zentrum, das inzwischen aus rechtlichen Gründen auch
als Konsulat fungiert und sich der Förderung der Schweizer Wissenschaft und der Vertiefung der Beziehungen zwischen der Schweiz und den USA widmet, hat bis heute nichts von seiner markanten Präsenz eingebüsst.
Ungewöhnliches Tun
Trotzdem bleibt die Rolle des Schweizer Hauses in Boston für viele unklar.
«Was wir tun, ist eben recht ungewöhnlich», sagt der gegenwärtige Direktor Christoph von Arb. «Wenn man den Leuten erklärt, dass wir uns mit Wissenschaft, Technologie und Innovation befassen, dann leuchtet ihnen das irgendwie nicht ein.» Die Idee der Handelsförderung – was
Auslandvertretungen normalerweise tun – sei vielen Amerikanern geläufiger. «Wir müssen uns ständig bemerkbar machen, damit die Leute merken, was wir tun.»
Die Schweizer Häuser sind das Ergebnis einer ungewöhnlichen öffentlich-privaten Partnerschaft. Während der Bund für einen Teil der Anfangs- und Betriebskosten aufkommt, muss jedes Swiss House die restlichen Mittel für seine laufenden Aktivitäten selbst beschaffen.
Privates Sponsoring
So wurde zum Beispiel die Renovation des Zentrums in Boston von einer Privatbank finanziert. Bei Swissnex, dem Schwesterhaus in San Francisco, sieht es nicht anders
aus. «Unser Projekt wäre ohne private Sponsoren nicht möglich gewesen», sagt Direktor Christian Simm. «Im Verwaltungsrat von Swiss House sitzen denn auch Regierungs- und Universitätsvertreter neben Leuten aus der Privatwirtschaft.»
Um seinen Unterhalt zu finanzieren vermietet Swissnex Räume an Schweizer Organisationen, die in San Francisco arbeiten möchten. Unter anderem haben sich inzwischen die Greater Zurich Area AG und das Swiss Center for Electronics and Microtechnology hier eingerichtet.
Alle drei Schweizer Häuser spiegeln bis zu einem gewissen Grad an ihre jeweilige Umgebung. Das Bostoner Zentrum beispielsweise befindet sich in einem Wohnquartier. Und
dies lässt sich schon an der baulichen Erscheinung des Hauses und seinen quartierzentrierten Aktivitäten ablesen. Die Quartierbewohner sind bei öffentlichen Veranstaltungen im Zentrum stets willkommen.
Boston hat eine vorwiegend akademische Perspektive, ohne dass dabei geschäftsorientierte Aktivitäten gänzlich fehlen.
San Francisco sei stärker auf die Geschäftswelt orientiert, sagt Simm.
«Wir sind wahrscheinlich an reiner Forschung weniger interessiert und schenken der Forschungs- und Entwicklungsphase eines Produkts grössere Aufmerksamkeit», präzisiert Simm gegenüber swissinfo. «Unser Team ist wie eine
Gruppe von Westküsten- Unternehmern.»
Prioritäten
Singapur, das jüngste Glied in der Kette der Schweizer Häuser, konzentriert sich in erster Linie auf die wissenschaftlichen Prioritäten des gastgebenden Inselstaates, die viele Ähnlichkeiten mit denen der Schweiz aufweisen.
«Wir haben ein offensichtliches Interesse an biomedizinischer Forschung und Nanotechnologie», sagt die Chefin des Schweizer Hauses, Suzanne Hraba-Renevey.
«Auch Umwelt- und digitale Medienforschung werden für uns in Zukunft von Interesse sein.» Das Singapur Haus, das sich
im Herzen der so genannten Biopolis befindet, konzentriert sich auch weniger auf Schweizer Forscher und Innovatoren als seine amerikanischen Schwesterhäuser.
«Es gibt hier nicht so viele Schweizer Forscher und daher ist unsere Rolle als Anlaufstelle für Schweizer Emigranten weniger ausgeprägt als anderswo.»
Bisher haben sich die verschiedenen Schweizer Häuser weitgehend allein durchgeschlagen, obschon sie im Grunde durch ein gemeinsames Konzept verbunden sind. Das soll sich jetzt ändern, sagt Hrabe-Renevey.
«Unser Verwaltungsrat besteht mittlerweile auf einer engeren Zusammenarbeit und auch bei
uns ist die Einsicht gereift, dass wir zusammen mehr erreichen könnten» sagt sie gegenüber swissinfo. «Wir werden gemeinsame Projekte haben, aber wir werden auch miteinander kommunizieren und eine gemeinsame Marke vertreten.»
Das Netz der Schweizer Häuser ist noch längst nicht komplett. Das Staatssekretariat für Bildung und Forschung hat als nächstes eine Vertretung in Schanghai geplant. Sie soll in zwei Jahren eröffnet werden.
swissinfo, Scott Capper (Übertragung aus dem Englischen: Dieter Kuhn)
Forschungspolitik ist ein wichtiger Bestandteil der Schweizer Aussenpolitik.
Das Ziel ist, die Schweiz als international wettbewerbsfähigen Standort für wissenschaftliche Forschung und technologische Entwicklung ins Licht zu rücken. Daneben soll die weltweite Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung gefördert werden.
Das Staatssekretariat für Bildung und Forschung hat in enger Zusammenarbeit mit dem Department des Äusseren ein professionelles Netzwerk von wissenschaftlichen Beratern und Wissenschaftskonsulaten geschaffen.
Einrichtung und Betrieb der drei so genannten Schweizer Häuser werden aus privaten und öffentlichen Geldern finanziert.
Das erste Schweizer Haus, das erste Wissenschafts- und Technologiekonsulat der Schweiz, wurde 2000 in Boston eröffnet.
Swissnex, das zweite der Häuser, nahm seinen Betrieb in San Francisco 2003 auf.
Das Schweizer Haus in Singapur wurde 2004 eröffnet.
Ein weiteres Haus soll 2008 in Schanghai den Betrieb aufnehmen.
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