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Schweizer Todesopfer offiziell bestätigt

Seebeben-Opfer in Thailand, die für die Kremation in Särge gebettet werden. Keystone

Die Schweizer Aussenministerin hat am Dienstag bestätigt, dass mindestens neun Touristen aus der Schweiz während des Seebebens gestorben sind.

Die Gesamtzahl der Opfer der Flutkatastrophe im Indischen Ozean steigt stündlich weiter an. Man spricht von weit über 60’000 Toten.

Unter den Todesopfern der Flutwelle in Südostasien befinden sich mindestens neun Schweizer Staatsangehörige. Dies gab Aussenministerin Micheline Calmy-Rey am Dienstag in Bern bekannt.

Sechs Tote wurden in Thailand identifiziert, zwei in Sri Lanka und einer in Indien, wie der Chef des Krisenstabs, Botschafter Peter Sutter, ergänzte. Betroffen seien laut Sutter acht Familien.

Über mögliche Zahlen wollte sich die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für äussere Angelegenheiten (EDA) nicht äussern. Bis zum Dienstag hatte der EDA-Krisenstab Rückmeldungen von 800 Schweizerinnen und Schweizern, die sich am vergangenen Sonntag in den Katastrophen-Gebieten aufhielten.

Doch fügte sie hinzu: «Leider ist davon auszugehen, dass noch mehr Menschen aus unserem Land den Tod gefunden haben.»

Mit 1700 Schweizern bisher kein Kontakt

Nach Angaben der Reiseveranstalter befanden sich zum Zeitpunkt des Seebebens 2200 Touristen aus der Schweiz in der Region. Hinzu kommen mehrere hundert Individual-Touristen sowie Schweizer Staatsangehörige, die in den Regionen leben.

Mit 1700 Schweizerinnen und Schweizern konnte demnach bis zum Dienstag kein Kontakt hergestellt werden, wie Sutter sagte. Was nicht heisse, dass diese 1700 vermisst seien.

Es sei davon auszugehen, dass sich diese Zahl mit den Rückreisen in die Schweiz rasch verringern werde.

Verletzte Schweizer auf Rückflug

Inzwischen haben 30 Schweizer Touristen, die bei der Flutkatastrophe in Thailand verletzt worden sind, am Mittwoch die Rückreise in die Schweiz angetreten. Fünf Schwerverletzte wurden mit einem Ambulanzjet der Schweizerischen Rettungsflugwacht (Rega) transportiert, wie Rega-Sprecher Thomas Kenner sagte.

25 weitere Patienten befänden sich in der Sondermaschine der Fluggesellschaft Belair, die vom Bund und den Schweizer Reiseveranstaltern gemeinsam gechartert wurde. Diese Verletzten werden laut Kenner von zwei Rega-Ärzten betreut. Weitere schwer verletzte Touristen sollten mit dem zweiten Ambulanzjet der Rega am Donnerstag in die Schweiz zurückgeflogen werden.

Dritter Ambulanzflug nach Thailand geplant

Weil nach wie vor Schweizerinnen und Schweizer in sechs Spitälern in Thailand betreut würden, plane die Rettungsflugwacht einen dritten Ambulanzflug nach Thailand, sagte der Sprecher.

Von den rund 100 Schweizer Touristen, die wegen ihrer Notlage bei der Rega registriert sind, wurden am Mittwochmorgen gemäss Kenner noch 18 vermisst. Eine Ärztin und ein Arzt der Rega standen ausserdem in Sri Lanka im Einsatz. Sie kümmern sich um zwei schwer verletzte Schweizer im Süden der Insel sowie um mehrere weitere Touristen aus der Schweiz mit leichteren Verletzungen.

Über 60’000 Tote und Tausende von Vermissten

Drei Tage nach dem verheerenden Seebeben ist die Zahl der Todesopfer am Mittwoch auf mehr als 60’000 gestiegen. Mehrere Tausend Menchen wurden noch vermisst. Die meisten Opfer sind in Indonesien und Sri Lanka zu beklagen.

Auch die Anzahl Ausländer, die der Flutkatastrophe zum Opfer fielen, steigt weiter. Allein in Thailand sollen es 700 sein, und weitere 70 sollen in Sri Lanka den Tod gefunden haben.

Offiziell sind bisher 22 Franzosen, 16 Engländer und je 13 Italiener und Norweger umgekommen. 100 Deutsche wurden am Dienstag nachmittag noch vermisst.

Die UNO und das Internationale Rote Kreuz bemühen sich, die Hilfsströme zu regeln, welche die Region zu erreichen beginnen. Die Anzahl der Obdachlosen ist sehr hoch. In Sri Lanka soll eine Million Menschen ihr Zuhause verloren haben, in Thailand seien es 29’000, sagte Marie-Françoise Borel, Sprecherin des IKRK.

Bereits zwei Millionen Franken gespendet

Am Dienstag vormittag sind innerhalb weniger Stunden für die Opfer der Flutkatastrophe gegen zwei Millionen Franken an Spenden eingegangen, teilt die Glückskette mit. Zahlreiche Kantone und Kirchen beteiligen sich an der Aktion.

Der nationale Sammeltag der Glückskette ist der 5. Januar. Die acht Partner-Hilfswerke der Glückskette haben bereits mit Soforthilfe begonnen. Die Aktionen konzentrieren sich vorerst auf Sri Lanka und Südindien.

«Grösste Naturkatastrophe»

Nach Einschätzung der Vereinten Nationen handelt es sich beim Erdbeben und der dadurch ausgelösten Flutwelle am Sonntag möglicherweise um «die grösste Naturkatastrophe aller Zeiten».

Die in den zwölf Ländern der Katastrophenregion angerichteten Schäden überträfen alle Vorstellungskraft, sagte am Dienstag Jan Egeland, der UNO-Zuständige für humanitäre Einsätze.

Unter den Toten sind Tausende von Kindern, die von der Flutwelle ins Meer gespült wurden und ertranken. Das Weltkinderhilfswerk Unicef schätzt, dass mindestens jedes dritte Todesopfer ein Kind ist.

swissinfo und Agenturen

Die Hotline des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) die Verwandten von Südostasien-Reisenden Auskunft gibt: +41 31 325 33 33.

Das Sammelkonto der «Glückskette» lautet: 10-15000-6 (Vermerk «Seebeben Asien»).

Am 5. Januar findet ein nationaler Sammeltag statt.

Das Beben von Sonntag morgen (2 Uhr nachts Schweizer Zeit) mit der Stärke 9 auf der Richterskala ist das stärkste Beben seit 1964 (Alaska).
Gemäss amerikanischen Seismologen handelt es sich beim jetzigen Beben um das fünfstärkste seit 1900.
Verschiedene Flutwellen haben die Küsten von Sri Lanka, Indien, Indonesien, Malaysia, Thailand, Myanmar (Burma) und die Malediven überspühlt.
Drei Tage nach der Katastrophe ist die Zahl der Toten am Mittwoch auf über 60’000 gestiegen, und die Bilanz verschlimmert sich stündlich.
Die letzte grosse Flutwelle (Tsunami) ereignete sich am 17. Juli 1998. Sie forderte an der Küste von Papua-Neuguinea rund 2500 Menschenleben.

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