Schweizer Weltraumforschung setzt auf Mars
Die Schweiz will künftig "Nischen" in der europäischen Raumforschung besetzen. Das wird sie ihren europäischen Verbündeten mitteilen.
In Berlin wurde die Ministerkonferenz der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) eröffnet. Die Schweiz will bis zu 139 Mio. Franken zu den Projekten beisteuern.
Die Schweiz konzentriert sich bei der ESA auf die «kleinen Missionen». Weil das Land über kein eigenes Weltraumprogramm verfüge, müsse es Nischen suchen, sagte Staatssekretär Charles Kleiber.
Die Regierung habe drei Schwerpunkte für die Schweizer Weltraumforschung definiert, erklärte Kleiber. Er leitet die Schweizer Delegation an der ESA-Ministerkonferenz vom 5. und 6. Dezember in Berlin.
Konkret wird sich die Schweiz, so Marc Bertschi, Direktor des Schweizerischen Büros für Weltraumangelegenheiten (SSO), am Satellitensystem der ESA zur Umweltüberwachung (GMES) beteiligen, mit dessen Hilfe Informationslücken geschlossen werden sollen.
«Wir werden uns auf die wesentlichen Tätigkeiten konzentrieren, damit unsere Wissenschafter und die Industrie vermehrt Verantwortung in Schlüsselprojekten der ESA übernehmen können», sagte Bertschi.
«Die Schweiz verfügt über kein nationales Weltraumprogramm. Damit ist dieses Vorgehen der gangbare Weg, um die Chancengleichheit für Industrie und Wissenschaft zu gewährleisten», so Bertschi. «Wir haben sonst keine anderen Mittel.»
Finanzfreiheit
Die Schweiz will in den kommenden vier Jahren insgesamt 560 Mio. Franken für Weltraumforschung ausgeben. Bis jetzt verfügte SSO nicht über ein Globalbudget und musste sich auf die jeweils bewilligten Projekte beschränken.
Doch hat der Bund diese Praxis nun aufgegeben, um es der Organisation zu erlauben, das Geld dort einzusetzen, wo sie es gerade sinnvoll findet.
Die Schweizer Delegation in Berlin plant nun, mehr Geld in Projekte wie GMES, Marsforschung und kommerzielle Satelliten zu investieren und der Schweiz damit mehr Mitsprachrecht zu sichern.
Vorne dabei sein will die Schweiz beim ExoMars-Programm. Hier handelt es sich um die erste Mission zur Marsbeobachtung, die Europa durchführt. Schweizer Forscher liefern dazu namentlich optische, geophysische und meteorologische Instrumente.
Das wird zur Folge haben, dass die Schweiz bei andern Projekten zurückstecken muss. «In einigen andern attraktiven Programmen werden wir mit unsern Partnern darüber sprechen müssen», sagte Bertschi.
Als weiteren Schwerpunkt für die Schweiz bestimmte die Regierung die Orbittechnologie. Hauptsächlich geht es dabei um kleine Satelliten. Der Schweizer Raumfahrtindustrie biete sich hier eine willkommene Nische, so Bertschi.
swissinfo, Matthew Allen
(Übertragung aus dem Englischen: Urs Maurer)
Die Schweiz verfügt in den kommenden vier Jahren über ein Budget für Weltraumforschung von rund 140 Mio. Franken pro Jahr.
Die Schweiz will künftig vor allem die Projekte der ESA wie GMES, Marsforschung und kommerzielle Satelliten unterstützen.
Die ESA-Ministerkonferenz findet am 5. und 6. Dezember in Berlin statt.
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