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Schweizern geht es psychisch besser

Eine Mehrheit der Schweizer hat das Leben gut im Griff. imagepoint

55% der Schweizer Bevölkerung fühlen sich emotional stabil. 1992 lag diese Quote bei knapp 45%, unterstreicht das Bundesamt für Statistik (BFS) in einer am Donnerstag präsentierten Studie.

Trotz diesem offensichtlichen mentalen Aufschwung suchen immer mehr Schweizerinnen und Schweizer wegen psychischer Probleme Spezialisten auf, besonders die Männer.

Der Schweizer Bevölkerung geht es psychisch besser als vor zehn Jahren. Das zeigt ein Monitoring des Gesundheits-Observatoriums (Obsan).

Auch das psychische Wohlbefinden ist hoch: Rund 60% der Befragten sind gelassen und psychisch im Gleichgewicht.

Gleichzeitig gingen leichte psychische Beschwerden wie Pessimismus, Niedergeschlagenheit, Nervosität und Schlafstörungen von 40 auf 30% zurück. Das gilt auch für schwerere psychische Probleme.

Welche Bevölkerungsgruppen am häufigsten unter psychischen Problemen litten, sei schwierig zu sagen, sagte Co-Autorin Daniela Schuler.

Unterschiede zwischen Geschlechtern

Zwar gäben mehr Frauen an, psychisch krank zu sein oder allgemeine Beschwerden zu haben. Aber das könne zum Beispiel auch daran liegen, dass Männer solche weniger zugeben.

Mehr Männer und ältere Personen als Frauen und Jüngere geben auch an, sie hätten das Gefühl, ihr Leben «im Griff» zu haben – ein wichtiges Anzeichen für gute psychische Gesundheit.

Immerhin ein Fünftel der Bevölkerung fühlt sich dagegen gewissen Problemen ausgeliefert, ohne sie kontrollieren zu können.

Mehr Behandlungen und Renten

Im Widerspruch zur Abnahme der psychischen Probleme stehen die Behandlungsfälle und die gesprochenen Invalidenrenten: Laut dem Monitoring lassen sich etwas mehr Personen als vor zehn Jahren von einem Psychologen oder Psychiater behandeln.

Gar verdoppelt hat sich die Zahl der Renten aus psychischen Gründen. Ging 1986 noch jede fünfte Rente an einen Invaliden mit psychischer Krankheit, waren es 2005 bereits 37%.

Laut Obsan geht die Zunahme vor allem auf das Konto so genannter «psychogener und reaktiver» Störungen, bei denen Menschen unter Depressionen leiden.

Unklare Gründe

Die Gründe für den Gegensatz zwischen Wohlbefinden und Renten sind laut Obsan nicht klar. Eine Rolle spielen dürften die erhöhte Aufmerksamkeit der Ärzte für psychische Krankheiten, bessere Therapien und allenfalls eine abnehmende Stigmatisierung dieser Krankheiten.

Dass der Rentenanstieg auf so genannte «Scheininvalide» zurückzuführen ist, glaube sie eher nicht, sagte Schuler.

Am Beispiel der Depression lasse sich erkennen, dass es immer noch eine Fehl- und Unterversorgung gebe: Nur jede vierte Person mit mittleren oder starken und nur jeder Zweite mit gravierenden Symptomen suche eine Fachperson auf.

Dem Thema der psychischen Invalidität hat sich ein Forschungsprogramm des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) angenommen. Erste Resultate sind laut Schuler im nächsten Jahr zu erwarten.

Hohe Kosten

Psychische Störungen zählen weltweit zu den häufigsten Krankheiten. Weil die Betroffenen auch weniger arbeitsfähig sind, entstehen enorme Folgekosten für die Wirtschaft: Studien schätzen sie auf 18 Mrd. Franken für die Schweiz im Jahr 2005 (4% des BIP).

Zwei Drittel der volkswirtschaftlichen Kosten entfallen auf Produktivitätseinbussen und ein Drittel auf lange Arbeitsabwesenheiten.

Psychisch Kranke sind in ihrer Leistungs- und Arbeitsfähigkeit mehr als doppelt so häufig beeinträchtigt wie gesunde Menschen (37 gegenüber 16%).

Sie sind auch deutlich häufiger arbeitslos. Dabei sei von einer Wechselwirkung auszugehen, heisst es in der Studie: «Krankheit macht arbeitslos, Arbeitslosigkeit macht krank.»

swissinfo und Agenturen

Neben dem Gesundheits-Observatorium hat das BFS am Donnerstag auch die neusten Zahlen zur Schweizer Wohnbevölkerung bekanntgegeben.
Ende 2006 lebten 7’508’700 Personen in der Schweiz, 49’600 mehr als im Vorjahr.

Das Bevölkerungswachstum von 0,7% ist vergleichbar mit dem Wachstum, das seit 2000 jährlich registriert wurde.

Einen Viertel zum Bevölkerungswachstum trug auch der Geburtenüberschuss bei (73’400 Geburten gegenüber 60’300 Todesfällen).

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